Kritik

"Monsieur Thierry macht Urlaub" im Kino: Die Zeit zurückdrehen

Die schönste Erinnerung muss stets die nächste sein: Francois Uzans Komödie "Akropolis Bonjour - Monsieur Thierry macht Urlaub".
Margret Köhler |
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Karine (Agnès Hurstel) und Antoine (Pablo Pauly) wiederholen mit ihren Eltern (Jacques Gamblind und Pascale Arbillot) einen Griechenlandurlaub von 1998.
Happy Entertainment Karine (Agnès Hurstel) und Antoine (Pablo Pauly) wiederholen mit ihren Eltern (Jacques Gamblind und Pascale Arbillot) einen Griechenlandurlaub von 1998.

Das waren noch Zeiten, damals im sonnigen Griechenland 1998. Lang, lang ist's her. Inzwischen ist Thierry Hamelin pensioniert und widmet sich der Digitalisierung seiner Fotos, wenn er eines nicht zuordnen kann, geht er allen auf den Geist und stürmt auch schon mal in den Gerichtssaal, wo Tochter Karine einen Mandanten verteidigt, oder stört Sohnemann Antoine mit einem Videoanruf beim Nichtstun.

Mit den erwachsenen Kindern: Kann die erneute Reise nach Griechenland die Ehe retten?

Gattin Claire hat die Nase voll von ihm, die Liebe köchelt ohnehin schon lange auf Sparflamme, sie will sich scheiden lassen. Seine perplexe Reaktion: "Hast du an die Kinder gedacht?" Doch die sind schon lange aus dem Haus.

Als ihm beim Kramen ein Foto mit Claire und den kleinen Kindern in die Hände fällt, auf dessen Rückseite gekritzelt steht "Wann machen wir diesen Urlaub noch einmal?" glaubt er, mit der genauen Wiederholung des Trips seine Ehe zu retten und die Familie wieder zu vereinen.

Ab nach Griechenland - doch das Revival läuft erst einmal schief

Da Papa die Flugtickets zahlt und die Organisation übernimmt, geht's auf nach Hellas. Dort hat Thierry dasselbe rote Minibus-Modell aufgetan, das sie schon vor 20 Jahren durch die Gegend kutschiert hat und dasselbe, leicht angeranzte Hotel gebucht, diesmal allerdings mit getrennten Betten.

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Doch das Revival läuft erst einmal schief. Wie schief, das erzählt Francois Uzan in seinem ersten Kinofilm über den Abschied von den Geistern der Vergangenheit, die das Leben im Heute hemmen und fängt dabei die Neurosen eines Menschen ein, der feststeckt in nostalgischen Gefühlen und vergangenen glücklichen Tage nachjammert, sich vor neuen Erfahrungen drückt. Und wenn dann am Esstisch seine Frau im Buch blättert und die "Kinder" aufs Handy starren, ahnt man, wie es in ihm rumort, hat er doch alles für perfekte Familienferien geplant.

Es geht auch um den Blick der Eltern auf ihre Kinder und umgekehrt

Irgendwann platzt es aus ihm heraus: "Meine Frau verlässt mich, meine Kinder denken, ich bin ein alter Sack. Alles bestens." Es geht nicht nur um ein Paar kurz vor der möglichen Trennung, das nach einem Ausweg aus dem emotionalen Dilemma sucht, sondern auch um den Blick der Eltern auf ihre Kinder und umgekehrt. Trotz Chaos und so mancher Übertreibung überwiegt die Sympathie für alle vier Protagonisten, sogar Karines besserwisserischen Verlobten, der der Truppe nachreist, mag man.

Das aufgekratzte Ensemble sorgt für gute Laune. Pascale Arbillot überzeugt als charmante und durchsetzungsfähige Frau an der Seite des mal durchgedrehten, mal melancholischen Jacques Gamblin als umtriebigen Ehemann und uncooler Vater, der endlich erwachsen werden muss und lernt, dass nichts Schlimmes daran ist, Erinnerungen zu schaffen, aber die schönste Erinnerung die nächste sein muss.

Kinos: Neues Rex, Studio Isabella; Regie: Francois Uzan (Frankreich, 95 Minuten)

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