„Mängelexemplar“: Ziellos gegen den Schmerz

Sarah Kuttners Roman „Mängelexemplar“ wurde als temporeiche Tragikomödie verfilmt.
Dena Brunner |
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Karo und Anna.
X-Verleih Karo und Anna.

Man könnte es Melancholie oder Lebensüberdruss nennen, womöglich aber auch einen Erschöpfungszustand. Karo Herrmann (Claudia Eisinger) ist Ende 20, hat ihren Job und ihren Freund verloren und nennt ihren bemitleidenswerten Zustand lieber Depression: Für ihre Freunde ist sie eine Last, für ihre Familie eine große Sorge und für sich selbst nicht mehr zu ertragen.

Ebenfalls schwer auszuhalten ist die Tatsache, dass Sarah Kuttner in ihrem 2009 veröffentlichten Bestseller „Mängelexemplar“ eine Depression mit einem Madonna-Konzert vergleicht und es „fucking Event“ nennt. Drehbuchautorin und Regisseurin Laura Lackmann nähert sich dem Thema sensibler. Das ist dennoch schwer, wenn die Hauptfigur eine hysterische Hauptstädterin ist, die mithilfe von Partys, Tabletten und Schuldzuweisungen versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen.

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Die Eltern (rührend gespielt von Katja Riemann und Detlev Buck) des Versagens anzuklagen, geht immer, es ist jedoch fast unmöglich, sich seiner Schwächen bewusst zu werden. Und so gleitet der Film, der als bitterböse Komödie beginnt, in eine Art Gesellschaftskritik über, in der psychologische Analysen zu kurz kommen und die Komplexe der U-30-Generation zum Hauptthema werden.

Vor lauter Instabilität und Zweifeln geht es dem Zuschauer irgendwann wie Karo: Man weiß nicht, was man hier verloren hat. Vielleicht liegen die Wurzeln der Misere aber auch in der modernen Zeit, in der Liebesbeziehungen unverbindlich sind und sich keiner mehr um seine Mitmenschen schert. Oder, wie es Karos beste Freundin ausdrückt: Wie soll man den Männern vertrauen, wenn man nicht mehr weiß, ob der Schnurrbart echt ist oder es sich nur um ein verdammtes Trend-Accessoire handelt?


R&B: Laura Lackmann (D, 112 Min.)

Kinos: City, Mathäser, Monopol, Münchner Freiheit, Royal-Filmpalast

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