Kritik

Luxusbesetztes Dschungelcamp: Kinokritik zu "Eden" mit Jude Law und Daniel Brühl

Der Film von Ron Howard erzählt von deutschen Aussteigern, die sich selbst zum größten Feind werden.
Margret Köhler |
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Finden Dr. Friedrich Ritter (Jude Law, links), Heinz Wittmer (Daniel Brühl) und Dore Strauch (Vanessa Kirby) einen Weg für ein gedeihliches Zusammenleben?
Finden Dr. Friedrich Ritter (Jude Law, links), Heinz Wittmer (Daniel Brühl) und Dore Strauch (Vanessa Kirby) einen Weg für ein gedeihliches Zusammenleben? © Jasin Boland

Auf dieser Insel mit dem schönen Namen Floreana möchte man nicht tot überm Zaun hängen. Aber genau dieses unwirtliche Galápagos-Eiland haben sich der deutsche Philosoph und Arzt Dr. Friedrich Ritter und seine Lebensgefährtin Dore ausgesucht, um mit neuen Lebensformen zu experimentieren, was über Postschiffe weltweit Widerhall in Zeitungen fand.

Davon angeregt, steht 1932 plötzlich ein anderes deutsches Aussteigerpaar mit Söhnchen vor dem Zaun: der Mitvierziger Heinz Wittmer und seine junge Frau Margret samt Söhnchen. Sie bekommen ein Stück Land am Hang zugewiesen und kriegen eine unwirtliche Höhle, damit sie bald genervt wieder abziehen.

Eine Szene aus dem Film ""Eden".
Eine Szene aus dem Film ""Eden". © Jasin Boland

Eine neue Welt gestalten

Weit gefehlt. Sie erweisen sich als zäh und schaffen sich ein Stück Heimat. Als dann noch die selbst ernannte exaltierte Baronesse Eloise Wehrborn de Wagner-Bousquet auftaucht und mit ihren zwei unbedarften Lovern ein Luxus-Resort aufbauen will, gerät das sowieso schon fragile Gleichgewicht völlig aus den Fugen. Das Paradies, der scheinbare Garten Eden, entpuppt sich als Albtraum, als Psychohölle.

Die Basis für Ron Howards Ausflug in die Wildnis ist die wahre Geschichte aus den 1930er Jahren von Menschen, die eine neue Welt gestalten wollten, sich aber im Netz falscher Hoffnungen verfingen. An die wechselnden Jahreszeiten in der Natur angelehnt, folgt Howard in seiner eigenwilligen Version den acht Galápagos-Aussteigern und den sich überschlagenden Vorfällen, die damals für Aufsehen sorgten.

Der Trailer zum Film "Eden"

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Die Besetzung rettet die nicht ganz glaubwürdige Story. Auf der einen Seite Jude Law als Ritter, der sich die Zähne ziehen ließ, zum Essen ein Metallgebiss nutzt und gerne nackt herumläuft, vom Vegetarier zum Fleischfresser mutiert und seine sämtlichen Werte über den Haufen wirft. Dann: Vanessa Kirby als seine unter Multiple Sklerose leidende Geliebte, die mangels Nachwuchs mit einem Esel fraternisiert und einen Racheplan hat.

Der Preis der Arglist

Auf der anderen Seite steht Daniel Brühl als agiler Kriegsveteran, der sich nicht beirren lässt und seinen Traum von einer neuen Existenz gegen alle Widerstände durchzieht. Mit ihm: Sydney Sweenie als schüchterne junge Frau, die aus dem Schatten ihres Mannes heraustritt und ungeheure Kraft entwickelt. Als schillernde Pseudoadelige und Intrigantin macht Ana de Armas mit nachbarlichem Giftpotenzial eine "bella figura" und zahlt den Preis für ihre Arglist.

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Die Zuspitzung der Ereignisse um die Galápagos-Affäre, die Todes- und Vermisstenfälle werfen Fragen auf, die Berichte von Margret Widmer und Dore Strauch zeigten widersprüchliche Sichtweisen. Nur die Widmers blieben auf der Insel, wo heute noch ihre Nachkommen ein Hotel betreiben. So richtig traut man dem spekulativen Survival Thriller nicht.

Kinos: Astor im Arri, CinemaXX, Mathäser Rio sowie Cinema (OV), Regie: Ron Howard (USA, 129 Min.)

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