Kino-Kritik: Wie gut ist "Bullyparade - der Film"? Gag auf Gag und Gegacker
Die Zeitreise beginnt mit einer Zeitreise. Michael Bully Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian laden mit "Bullyparade – Der Film" in die Jahre ab 1997 ein: Damals begann die Sketch-Reihe, deren Kino-Ableger "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise – Periode 1" extrem erfolgreich waren. Nach dem Animationsfilm "Lissi und der wilde Kaiser" machte das Comedy-Trio erst mal Schluss. Zum zwanzigsten Jubiläum gibt’s jetzt einen Nachschlag, bevor sich Regisseur Bully Herbig endgültig ins ernste Fach verabschieden will.
Dass die Rückkehr der alten "Bullyparade"-Figuren eine nostalgische Zeitreise ist, macht Herbig gleich augenzwinkernd klar: Los geht’s mit einer Zeitmaschine. Bully stellt die Ur-Szene aus Robert Zemeckis "Zurück in die Zukunft" nach: Bloß sitzen die Zeitreisenden nicht in einem Symbol der West-Achtziger, einem fahrenden Ästhetik-Wahnsinn namens DeLorean, sondern in einem Ost-Pendant: dem Trabbi. Die Brüder Kasirske aus Sachsen (Christian Tramitz und Rick Kavanian) haben das Ding zur Zeitmaschine umgeschraubt, um "zurück in die Zone" zu reisen. Sie wollen den Mauerfall verhindern und damit das historische Übel, das damit einherging: den singenden David Hasselhoff, seine Lampenjacke und "Looking for Freedom" in den Radiowellen. Das ist die Story der ersten von fünf Episoden des Films.
Die Bilder von der Bullyparade-Weltpremiere in München
Hemmungsloser Bullyparade-Quatsch in Hochglanz-Optik
Herbig, Tramitz und Kavanian verfolgen mit diesem aber den gegenteiligen Ansatz wie ihre sächselnden Figuren: Sie wollen die Geschichte nicht umschreiben, sondern ihre "Bullyparade" exakt so aufleben lassen, wie sie war: Sie spielen 26 Figuren aus der Serie und machen wie eh und je hemmungslos Quatsch – bloß diesmal in teurer Kino-Hochglanz-Optik.
Der Film ist ein Jubiläumsgeschenk für die alten Fans – und davon gibt’s nicht wenige: "Der Schuh des Manitu" (2001) und "(T)Raumschiff Surprise – Periode 1" (2004) basierten auf Figuren der Bullyparade und lockten knapp zwölf und über neun Millionen Menschen ins Kino – für deutsche Filme unfassbare Zahlen, die so nie wieder erreicht wurden.
Nicht alle Gags zünden, doch viele sind lustig
Die Fans begegnen hier den Astronauten aus dem (T)Raumschiff wieder sowie dem bajuwarischen Winnetou (Michael Bully Herbig), der mit Fistelstimmchen umhergschaftelt und den kantigeren Old Shatterhand (Christian Tramitz) zur Weißglut treibt.
Der Apache verfolgt diesmal ein Projekt, das die Blutsbrüder-Bande im Karl May’schen Original auf gar keinen Fall belasten sollte: Eine Squaw soll her! Als die endlich gecastet ist ("Des is’ fei gar nicht so leicht!"), steht dem Glück der Brautvater (Sky DuMont) im Weg. Dann müssen sich die Blutsbrüder auch noch mit einem Tarantino-artigen Kopfgeldjäger (Rick Kavanian) herumschlagen – samt Tschango, einer boshaften Handpuppe mit Hang zum Eigenleben.
In "Bullyparade – Der Film" folgen selbstredend Gag auf Gag: Nicht alle zünden, doch viele sind lustig und die Episoden sind unterschiedlich gut. Aber als Blutsbrüder spielen Bully Herbig und Christian Tramitz ihre komödiantische Chemie voll aus. Und im Anschluss kommen sie sich noch näher: Da liest Kaiser Franz Josef (Tramitz) seiner Sissi (Herbig) jeden Wunsch von den Augen ab – und wenn sie das bayerische Spukschloss haben will, dann kauft er’s halt.
Diese Episode ist die witzigste, auch dank Rick Kavanian. Der spielt einen wunderbaren Wiedergänger der Josef Meinrad-Figur aus den Sissi-Filmen: den erzdevoten Feldmarschall, den die Sorge ums Wohlergehen ihrer Majestäten des Nachtschlafs beraubt.
Kino: Cinemaxx, Royal, Neues Rex, Münchner Freiheit und Mathäser B&R: Michael Bully Herbig (D, 100 Min.)
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