Im schönen Lauf der Jahre

"Auf alles, was uns glücklich macht" feiert italienisch die Magie von Freundschaft und Leben.
Margret Köhler |
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Silvesternacht in der Ewigen Stadt: Kim Rossi Stuart, Pierfrancesco Favino, Claudio Santamaria und Micaela Ramazzotti.
Silvesternacht in der Ewigen Stadt: Kim Rossi Stuart, Pierfrancesco Favino, Claudio Santamaria und Micaela Ramazzotti. © Prokino

Es gibt Momente, die vergisst man nicht. So ist für den 16-jährigen Paolo 1982 das glücklichste Jahr, er tanzte sich in einer italienischen Kleinstadt die Seele aus dem Leib und verliebte sich in Gemma, lernte Ricardo bei einer Demo kennen und gemeinsam mit Giulio wollen sie die Welt aus den Angeln heben - erst aber einmal einen alten 450er Mercedes aufmöbeln und damit durch die Gegend röhren.

Die Unschuld der Jugend verschwindet

Der von Claudio Baglioni interpretierte Titelsong "Gli anni più belli" könnte nicht schöner zutreffen. Doch das Leben ist kein Ponyhof und Träume zerplatzen, die so genannte Unschuld der Jugend verschwindet, Augenblicke des Zweifelns nehmen zu.

Die Freunde verlieren sich aus den Augen, treffen sich mal zufällig wieder. Aber was ist von ihren hochfliegenden Hoffnungen geblieben?

Die Zeit ist der Motor des Films

Für Regisseur Gabriele Muccino ist die Zeit der Motor des Films. Er begleitet diese vier Menschen von der Jugend über vierzig Jahre hinweg, beobachtet ihre Entwicklung, ihre Enttäuschung, die Liebe und das Liebesleid - immer mit mediterraner Leichtigkeit und praller Lebensfreude. Da fallen ein paar Klischees nicht negativ ins Gewicht.

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Vor allem der bodenständige Paolo ist gebeutelt, als seine Gemma sich dem nach Anerkennung jagenden Giulio zuwendet, der eine Superkarriere hinlegt, sich vom Pflichtverteidiger für Arme zum Staranwalt für Reiche wandelt, und doch nicht glücklich wird, als er später die Tochter aus einer Politikerfamilie heiratet.

Kleine und große Geschichten

Auch Ricardos Ehe scheitert, als Journalist fasst er nur schwer Fuß und Paolo findet seine Bestimmung als Lehrer und am Ende auch wieder zur ersten Liebe Gemma zurück. Die "kleinen" individuellen Geschichten sind in der "großen" Geschichte eingebettet und mit TV-Aufnahmen wie von 9/11 oder dem Fall der Berliner Mauer unterlegt.

Das Streben nach Glück, die Niederlagen und Siege, die alltäglichen Katastrophen prägen die ganz und gar nicht perfekten, aber liebenswerten Protagonisten: ein tolles und sich ergänzendes Ensemble von Pierfrancesco Favino, Micaela Ramazzotti, Kim Rossi Stuart und Claudio Santamaria.

Der nie versiegende Wunsch nach Aufbruch

Wir leiden, fühlen, lieben und leben mit ihnen, wenn sie in den selbstgebastelten Fallstricken zappeln. Ehen zerbrechen, Kinder kommen zur Welt, berufliche Wege eröffnen sich, Freundschaften stehen auf der Kippe, und irgendwie rauft man sich wieder zusammen. Als Symbol für den nie versiegenden Wunsch nach Aufbruch werden immer wieder Sylvesterpartys gefeiert und "Auf alles, was uns glücklich macht" angestoßen.

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Große Nähe zum Publikum

Die Vier treten abwechselnd in diesem sanften Porträt einer Generation als Erzähler auf, wenden sich ans Publikum, schaffen so große Nähe. Eine vitale Liebeserklärung an den Wert von Freundschaft und auch eine Verneigung vor der Strahlkraft der ewigen Stadt Rom mit starken Bildern.

Und als Hommage an die große Zeit des italienischen Films dient eine charmante Neuinszenierung der berühmten Szene aus Federico Fellinis Meisterwerk "La dolce Vita" in der Fontana die Trevi. Das alles ist wunderbar.


Kino: ABC, City und Monopol (auch OmU) sowie Theatiner (OmU)

Regie: Gabriele Muccino (I, 129 Min.)

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