„Hannas schlafende Hunde“: Keine Stunde null
„Stunde null“? Bis heute schauen Filme meist auf die Zeit davor mit der Frage: Wie konnte das alles passieren? Denn nach dem Mai 1945 war die Gefahr ja gebannt. So wird es gerne gesehen. Aber die Niederlage allein hat aus Nazis und ideologisch Infizierten über Nacht keine liberalen Demokraten gemacht. „Die Mörder sind unter uns“ galt weiter, und hier setzt „Hannas schlafende Hunde an“ – in Österreich 1967, einem Land, das sich psychisch schnell rettete als „erstes Opfer“ Nazi-Deutschlands.
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Regisseur Andreas Gruber zeichnet ein genaues Bild der Nachkriegsgesellschaft, in der Hass heimlich fortlebt, vieles unter den Teppich gekehrt wird, aber dort gefährlich weiter modert. Ex-Blockwarte träumen alkoholisiert von der Vergangenheit, und wenn beim Entschärfen einer Kriegsbombe aus Versehen ein Hund in die Luft fliegt, ist das ein weiteres „Kriegsverbrechen“ der Alliierten. Auch das nette Lächeln des Hausarztes ist abgründig.
Hanna (Nike Seitz) lebt in einer Kleinstadt. Vor allem ihre Mutter (Franziska Weisz) versucht, möglichst unauffällig zu bleiben, was die Großmutter (Hannelore Elsner) anfangs mitzumachen scheint. Erst als Hanna fast Opfer eines Missbrauchs wird, geht die Familie aus der Deckung – und Hanna erfährt jetzt die ganzen Familien-Tabus, vom „falschen“ Katholizismus bis zur wahren Familiengeschichte. Denn es ist besser, „schlafende Hunde“ zu wecken, als ewig Opfer zu bleiben.
Kino: Arena, Rio Regie: A. Gruber (D, A, 120 Min.)
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- Hannelore Elsner