Fantasy Filmfest: Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
München - Montag, Mittwoch oder doch schon Sonntag? Im Corona-Lockdown fühlte sich so mancher Wochentag wie der andere an, ein Hamsterrad ohne Ausstiegsklappe. Diese ungewollte Zeitschleife findet ihr filmisches Pendant im Eröffnungsfilm des diesjährigen Fantasy Filmfests - glücklicherweise mit höherem Unterhaltungswert.
Mit "Palm Springs" startet am Mittwoch, um 19.30 Uhr, im Cinema die 34. Ausgabe des Festivals für Grenzen überschreitendes Genrekino. In den Jahren davor hatten Fans aus einem doppelt so großen Angebot von schwarzen Komödien, Horror und Thrillern wählen können. Dank Corona muss die Devise aber heißen: Weniger ist mehr.
Und besagter Eröffnungsfilm, der nach seinem Debüt in Sundance teuer an den US-Privatsender Hulu verkauft wurde, hat dann auch das Zeug dazu, im knapper besetzten Kino für Stimmung zu sorgen. Wie einst Bill Murray gibt jetzt US-Komiker Andy Shamberg als Nyles das Murmeltier und erlebt eine verunglückte Hochzeit jeden Tag aufs Neue - immerhin hat er mit der kessen Sarah (Christin Milioti) eine charmante Leidensgenossin an seiner Seite.
Lust auf freies Leben und ein Kammerspiel
Ein leicht verrücktes Paar, das außerhalb der Gesellschaft steht, sind auch der abgerockte Punker Simon (Kyle Gallner) und die Grusel-Leggins tragende Hobbytänzerin Patty (Emily Skeggs). Im warmherzigen Mittelstück des Festivals "Dinner in America" (Sa., 17.45 Uhr) sind die beiden auf der ständigen Suche nach einer warmen Mahlzeit - und auf der Flucht vor der Polizei.

Diese unbekümmerte Lust auf ein ungezügeltes, freies Leben teilt auch der vom Schicksal gebeutelte David Copperfield (Dev Patel) in Armando Iannuccis wunderbar spleenigen und starbesetzten (Tilda Swinton, Hugh Laurie) Neuverfilmung des Charles-Dickens-Klassikers "The Personal History of David Copperfield" (Sonntag, 12.30 Uhr). Zwar ist die Romanvorlage sicher nicht Fantasy, sondern sozialer Realismus, aber die Neuversion hat da einen originellen anderen Ansatz.
Ebenfalls glänzende, wenn auch weniger bekannte Schauspielerinnen wie Emily Mortimer finden sich in dem ruhigen, aber deshalb nicht weniger verstörenden Dreipersonen-Kammerspiel "Relic" (Fr, 18 Uhr), in dem das Verschwinden der Großmutter für Tochter (Mortimer) und Enkelin eine psychologische Herausforderung darstellt.

Nostalgische Gefühle: Aliens und ein Schwarzenegger
Der Name Schwarzenegger dürfte fast bei jedem Fantasy-Filmfest-Fan nostalgische Gefühle auslösen, in "Daniel Isn't Real" (Samstag, 15.30 Uhr) ist es nun aber Sohnemann Patrick Schwarzenegger, der den Zuschauern wie einst der Terminator als imaginärer, aber übergriffiger "Freund" der ängstlichen Hauptfigur (Miles Robbins) das Fürchten lehrt. Miles ist der Sohn der Schauspieler Susan Sarandon und Tim Robbins

Eine gelungene Hommage an die gute alte Zeit des Science-Fiction-Kinos - Stichwort "Alien" - ist der russische Film "Sputnik" (Donnerstag, 19.45 Uhr), in dem ein Kosmonaut unwissentlich einen Parasiten aus dem All mit auf die Erde bringt, was das Militär in der Sowjet-Ära doch ein wenig ins Grübeln und das Publikum im hoffentlich gut klimatisierten Cinema zum Schwitzen bringt.
Cinema, Nymphenburger Str. 31, alle Filme OV oder OmU, 11 / 13 Euro, www.fantasyfilmfest.com
- Themen:
- Polizei