"Die Minions – auf der Suche nach dem Mini-Boss": Sie fühlen sich alle Disco

Was passiert eigentlich mit Bösewichtern, die ins Rentenalter kommen? Wer sich diese Frage immer mal (oder noch nie) gestellt hat, bekommt in "Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss" eine knallharte Antwort serviert. Nichts da mit Füße hochlegen in der Karibik. Oder mit dem genüsslichen Zählen der Beute.
Die Senioren aus der beliebten Animationsreihe, wie die biestige Kampfsportlegende Wilder Knöchelknacker (deutscher Sprecher: Thomas Gottschalk), müssen noch mal richtig ran, um in finsteren Höhlen, als wären sie Indiana Jones, Macht versprechende Amulette zu stehlen. Der Dank der jüngeren Generation, der Schurkenbande "Die Fiesen 6", bleibt im Stil des Römers Brutus aus.
Fünfter Teil der "Ich – Einfach unverbesserlich"-Reihe
Der Knöchelknacker soll wie Cäsar lieber den Abgang machen – am besten für immer. Das neue Mitglied der Gangster-Clique wird dann ganz modern gecastet. Auch wenn wir uns im fünften Teil der "Ich – Einfach unverbesserlich"-Reihe in den "Funkytown"-70er-Jahren befinden.
Vom gebrochenen Knöchelknacker findet Regisseur Kyle Balda schnell den Bogen zur eigentlichen Hauptfigur, dem Möchtegern-Superschurken Gru, der hier als fast Zwölfjähriger noch im Hotel Mama wohnt. Immerhin hat Gru bereits die wuseligen, heimatlosen Minions in seinen Keller aufgenommen, kleine Späßchen wie in der Eisdiele sind ihm aber bald eine Nummer zu klein. Und so schielt Gru auf den freien Platz bei den "Fiesen 6". Die lassen ihn beim Vorsprechen aber ähnlich gemein abblitzen, wie sie ihren ehemaligen Senioren-Anführer entsorgt haben.
Der gefrustete Gru kann nach dem Flop immerhin das Amulett stibitzen, das über den ganzen Film die Handlung, oder besser die gnadenlos auf Tempo getrimmte Action, vorantreibt. Dem wahren Triumph des Kleinen gegen die Großen stehen aber die Minions im Weg. Oder besser: ihr Neuzugang Otto. Ein noch dümmlicheres, plapperndes Zahnspangen-Ei, das das Amulett einfach mal gegen einen Spielstein eintauscht. Sauer statt süß fällt darauf die Reaktion von Gru aus, woraufhin die Minions erst mal das Weite suchen müssen.
Klassische Kinderfilmthemen
Der bis in die Gassen San Franciscos herausragend animierte, den Stil der 70er perfekt wiedergebende Film etabliert hier klassische Kinderfilmthemen – das Lernen von Toleranz und die Wertschätzung einer Freundschaft, die auch Fehler und Missverständnisse aushalten muss. Gleichzeitig erzählt das gegen Ende etwas hektische Spektakel aber auch charmant vom starken Bund zwischen Kindern und Senioren. Knöchelknacker kommt wie jeder gute Bösewicht lebendig zurück und sinnt wie Gru auf Rache. Wenn die beiden einstigen Konkurrenten dann zum Spaß zusammen die Mona Lisa klauen, inklusive vorgetäuschtem Herz-Infarkt, dürfen auch Eltern mitlachen. Ihre Sprösslinge werden am nimmermüden Slapstick der Minions ihre Freude haben, die hier ein Flugzeug kapern, als Easy Rider durch Wüsten heizen (Mensch Otto!) und dann auch noch die Eigenheiten des Kung-Fu lernen dürfen.
Kino: Royal, Cincinnati, CinemaxX, Solln, Neues Rex, Leopold, Museum Lichtspiele, Cinema (OV), Mathäser (alle Versionen) R: Kyle Balda (USA, 87 Min.)
Zum Filmstart verlosen wir 20 x 2 Karten. Wer gewinnen will, schreibt bis Freitag eine E-Mail an kultur@az-muenchen.de oder eine Postkarte an Abendzeitung, Kultur, Garmischer Straße 35, 81373 München, Stichwort: "Minions"