Die AZ-Kritik zum Film über das Oktoberfestattentat

Der Polit-Thriller „Der blinde Fleck“ zeigt packend eine Wahrheit, die weit über den Oktoberfestanschlag von 1980 hinausreicht
Adrian Prechtel |
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Heute klingt es nach politischer Worthülse, damals aber war es wahr: Die Bundestagswahl als Richtungsentscheidung! Herbst 1980: Franz Josef Strauß gegen Helmut Schmidt. In diese aufgeheizte Stimmung platzt am 26. September um 22.19 Uhr am Haupteingang des Oktoberfests eine Bombe: Es ist der verheerendste Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik. Dreizehn Menschen sind tot, 211 werden verletzt, 68 davon schwer. Der Täter, der mit in die Luft ging, Gundolf Köhler, kam aus dem Umfeld der rechtsradikalen Wehrsportgruppe Hoffmann. Strauß aber hatte deren Kampfübungen als harmlose Pfadfinderspiele abgetan und ein Verbot der Wehrsportgruppe abgelehnt.

Jetzt war das Grauen passiert, und der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß ging sofort in den Verteidigungs-Offensiv-Modus über. Er beschuldigte den ihm verhassten linksliberalen Bundesinnenminister Gerhart Baum des Versagens, um vom eigenen abzulenken. Und: nachdem man immer vor dem Terror von links gewarnt hatte, durfte es keinen von rechts geben. So mussten Verfassungsschutz und Polizei gegen alle Indizien und Hintergründe die Katastrophe kleinreden: Nur wenn es gelänge, Köhler als Einzeltäter ohne Unterstützer hinzustellen, wäre der politische Schaden für Strauß eine Woche vor der Bundestagswahl in Grenzen zu halten.

Der Münchner Regisseur Daniel Harrich hat aus dieser Ausgangslage einen packenden Spielfilm gemacht. Sein großer Trumpf: Alle Fakten stimmen. Mit am Drehbuch geschrieben hat der Journalist Ulrich Chaussy, der Mann, der die Vertuschungen und die Ermittlungsskandale nie hinnehmen wollte und ankämpfte und Licht in eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte bringen wollte. Benno Fürmann spielt ihn ruhig und entschlossen als Einzelkämpfer. Er wird behindert, bedroht und muss sein ganzes Leben in die Wagschale werfen.

Auf der Gegenseite steht der dubiose Verfassungsschutz-Beamte Hans Langemann (gespielt von Heiner Lauterbach). Aber eines Abends meldet sich ein BND-Mitarbeiter (August Zirner) und bietet versteckt Hilfe an. Es ist die Stärke des Filmes, die erschütternde Wahrheit in der spannenden, klassischen Form eines Polit-Thrillers zu erzählen.

Kino: City, Mathäser, Monopol, R: Daniel Harrich (D, 99 Min.)

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