"Der Schamane und die Schlange": Der Fluss ins Ungewisse

"Der Schamane und die Schlange“ entführt uns Zuschauer an die Ufer des Amazonas’.
Matthias Pfeiffer |
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Theodor Koch-Grünberg (Jan Bijvoet) zwischen Ureinwohnern.
MFA Theodor Koch-Grünberg (Jan Bijvoet) zwischen Ureinwohnern.

In dieser Situation kann man jede Hoffnung aufgeben: todkrank im südamerikanischen Urwald, fernab von jeglicher Zivilisation und medizinischer Hilfe. Theodor Koch-Grünberg (Jan Bijvoet) denkt daran nicht. Der Forscher will hier nicht sterben. Er will mit seinen Erkenntnissen über die indigene Kultur zurück nach Deutschland.

Seine letzte Rettung ist die seltene Yakruna-Pflanze. Er bittet den Schamanen Karamakate (Nilbio Torres), ihn zu ihr zu führen. So beginnt diese hypnotische Fahrt auf dem Amazonas.

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Eine spirituelle Suche

 

Ciru Guerras Inspiration für "Der Schamane und die Schlange“ waren die Tagebücher des bedeutenden Anthropologen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts durchquerte Koch-Grünberg das Amazonasbecken und eröffnete uns in seinen Büchern diese faszinierende Welt. Guerra inszeniert diesen Trip als visuellen Rausch. Seine Schwarz-Weiß-Bilder saugen den Zuschauer förmlich in sich ein. Die Geschichte wird zur poetischen Erfahrung, die Umgebung zur mystischen Traumwelt.

Grünberg war aber nicht das einzige Vorbild. Der zweite Handlungsstrang setzt dreißig Jahre später ein. Nun wagt sich der amerikanische Biologe Richard Evans Schultes (Brionne Davis) ins Herz der Finsternis. Auch er wendet sich an den gealterten Karamakate (Antonio Bolívar), um die Yakruna zu finden. Der erinnert sich aber nur noch bruchstückhaft an die höhere Welt. Es wird zur spirituellen Suche für beide.

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Zwischen Entdeckung und Zerstörung

 

Beide Expeditionen begleitet der Konflikt zwischen den Zivilisationen. Wissensdrang trifft auf verzweifelte Versuche, sich vor der Ausrottung zu bewahren. Die Narben der Kolonialisierung zeigt Guerra deutlich: Ein verstümmelter Kautschuk-Sklave bittet die Reisenden um seine Hinrichtung. Ein Mönch peitscht Indio-Kinder, weil sie ihre „Teufelssprache“ nicht ablegen wollen.

Nach dreißig Jahren hat die Missionierung die Menschen in den Wahnsinn getrieben: Ein Mann hat sich selbst zum Messias erklärt und sieht in Schultes und Karamakate die Weisen aus den Morgenland. Trotzdem hütet sich der Film vor Verurteilungen. Bekannte Schablonen wie der gierige Europäer oder der barbarische Eingeborene sieht man hier nicht.

"Der Schamane und die Schlange“ ist eine ästhetische und tiefgründige Reise jenseits irgendwelcher Urwald-Abenteuer. Er erzählt davon wie nah beieinander Entdeckung und Zerstörung, Wahnsinn und Erleuchtung liegen können.


Kinos: Arena, Atelier, Monopol / R&B: Ciro Guerra (124 Min.) Wir verlosen das Buch „The Lost Amazon“ mit Aufzeichnungen und Fotografien des Forschers Richard Evans Schultes zusammen mit zwei Kinokarten. Schreiben Sie bis einschließlich morgen eine Mail an kultur@ az-muenchen.de („Schamane“)

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