Hinter tausend Stäben?
Das Lenbachhaus will mit einer Foster-Schau die Öffentlichkeit von der Eignung des Global Players für den Münchner Museumsumbau überzeugen
Wenn man sich anschaut, wie sich die Pläne für den Berliner Reichstagsumbau vom ersten Entwurf bis zur Realisierung gewandelt haben, dann gibt es wohl noch Hoffnung fürs Münchner Lenbachhaus: Gut möglich, dass die umstrittene Fassade für den 56 Millionen Euro teuren Anbau, den der Global Player Foster & Partners derzeit plant, bei der vorraussichtlichen Fertigstellung im Frühjahr 2012 doch ganz anders aussieht. Was den Reichstag betrifft, stimmte am Ende der Bundestag über seine neue Gestalt selber ab und bejahte die so genannte Kuppelfrage, die Lord Norman ursprünglich verneint hatte.
In den Lenbachhaus-Renderings, die die Architekten vorlegten, kann die Fassade jedenfalls noch nicht begeistern, Material und genaue Gestalt bleiben unklar. In der Stadtgestaltungskommission sorgte die einer gelben Putzfassade vorgehängte Stabstruktur für Diskussionen, und nicht einmal Lenbachhaus-Chef Helmut Friedel, ansonsten sehr angetan vom Foster-Vorschlag, ist restlos überzeugt.
Die Handschrift verblasst
„Das ist noch nicht das letzte Bild vom neuen Lenbachhaus“, erklärte Friedel gestern bei der Führung durch die Schau „Working with history“, die ausgewählte Werke aus dem gewaltigen Oeuvre von Foster & Partners zeigt – und deren besondere Eignung für die sensible Bauaufgabe untermauern soll. Sie führt vom Umbau des Londoner Burlington House (1987-91) über das Carré d’Art in Nimes (1984-93) zum bis 2010 zu vollendenden Puschkin Museum in Moskau.
Doch in den jüngeren Projekten ist die Handschrift Lord Normans immer weniger zu erkennen. Angesichts der vielen weit gespannten Dachkonstruktionen (u.a. im British Museum) ist es ein Wunder nur, dass das Büro kein Glasdach für den Lenbachhausgarten vorgeschagen hat.
Wichtiger als alle Fassadenmäkelei sei zudem, so Friedel, dass der Foster-Entwurf von innen heraus geplant sei und auf die Bedürfnisse des Museums eingehe – mit großzügigem Entrée, großem Vortragssaal, übersichtlicher Erschließung und zeitgemäßer Klimatechnik. Tatsächlich sind Foster & Partners Spezialisten darin geworden, historische Gebäude den Nutzer-Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen und zugleich ihre ursprüngliche Gestalt freizulegen.
Im Lenbachhaus etwa soll durch den Umbau in Zukunft deutlich werden, dass das Museum ein Konglomerat aus verschiedenen Bauten ist. Ein echter Gewinn dürfte sein, dass einige der schönsten Räume im Mitteltrakt sowie das derzeit leerstehende Turmzimmer allgemein zugänglich werden. Da findet dann die Museumspädagogik mit künstlerfürstlicher Sicht über den Königsplatz statt.
Roberta De Righi
Ab 20.10., Di – So 10 bis 18 Uhr