Festspiele im Sommer: Kunst und Prävention
"Da anzunehmen ist, dass die Pandemie im Sommer immer noch vorhanden ist, planen wir jetzt, den Chor aus dem Chorsaal live zu übertragen", sagte Katharina Wagner nach der Sitzung des Verwaltungsrats der Bayreuther Festspiele. "Szenisch werden Kleindarsteller auf der Bühne anstelle des Chores zu sehen sein."
Neuinszenierung von der "Fliegende Holländer"
Regie bei dem "Fliegenden Holländer" führt Dmitri Tcherniakov, am Pult steht Oksana Lyniv als erste Dirigentin des Festspielorchesters. Wiederaufgenommen werden "Die Meistersinger von Nürnberg" und "Tannhäuser". Weitere Veranstaltungen sind 2021 im Rahmen der Reihe "Diskurs Bayreuth" geplant - darunter eine einstündige von Gordon Kampe komponierte Fassung des "Rheingold" mit dem Puppenspieler Nikolaus Habjan sowie eine Installation der Künstlerin Chiharu Shiota zum Thema "Götterdämmerung". Außerdem soll im kommenden Jahr "jeder die Möglichkeit haben, sich selbst als der junge Siegfried zu fühlen und eine Begegnung mit einem Drachen erleben", sagte Wagner. Was genau es mit diesem Projekt auf sich hat, wollte sie aber noch nicht verraten.
Der eigentlich zur Wiederholung vorgesehene "Lohengrin" in der Ausstattung von Neo Rauch und Dirigent Christian Thielemann wird auf 2022 verschoben. Dann wird auch die heuer ausgefallene Premiere des Vierteilers "Der Ring des Nibelungen" in einer Neuinszenierung von Regisseur Valentin Schwarz nachgeholt.
Salzburger Festspiele: Aufführungen verschoben
Offen blieb nach der Verwaltungsratssitzung, wie es mit Christian Thielemann weitergeht, dessen Vertrag als Musikdirektor zum Jahresende ausläuft. Ein Nachfolger für den scheidenden Geschäftsführer Holger von Berg wurde ebenfalls nicht bekannt gegeben. Auch die Salzburger Festspiele legen sich bei Chören eine Zurückhaltung auf. Der geplante "Boris Godunow" wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Dennoch sollen 2021 die meisten Opern-, Theater- und Konzertprojekte, die in diesem Sommer nicht möglich waren, nachgeholt werden.
Darunter sind die Neuinszenierung von Mozarts "Don Giovanni" durch Romeo Castellucci als Regisseur und dem Dirigenten Teodor Currentzis am Pult des musicAeterna-Originalklangorchesters, außerdem Luigi Nonos szenische Handlung "Intolleranza 1960", ein flammender Protest gegen Intoleranz und Unmenschlichkeit. Dirigent der Wiener Philharmoniker ist Ingo Metzmacher, für Regie, Bühne, Choreografie und Video zeichnet Jan Lauwers verantwortlich.
"Tosca" mit Anna Netrebko bei den Salzburger Osterfestspielen
Die Inszenierungen von Richard Strauss' "Elektra" und Mozarts "Così fan tutte" aus den Rumpffestspielen 2020 werden wieder aufgenommen. Für Giacomo Puccinis "Tosca" mit Anna Netrebko und Yusif Eyvazov wird Michael Sturmingers Inszenierung der Salzburger Osterfestspiele 2021 übernommen. Noch einmal runderneuert und in wesentlichen Positionen neu besetzt wird der "Jedermann" aus dem Jahr 2017. Lars Eidinger übernimmt von Tobias Moretti die Titelrolle in Hugo von Hofmannsthals "Spiel vom Sterben des reichen Mannes" mit der Salzburgerin Verena Altenberger als Buhlschaft. Mit Mavie Hörbiger verkörpert erstmals eine Frau die Rolle des Teufels.
Außerdem bastelt die Regisseurin Karin Henkel unter dem Titel "Richard the kid & the king" an einer Verquickung zweier Königsdramen William Shakespeares mit Lina Beckmann in der Titelrolle. Jossi Wieler inszeniert Hofmannsthals Fragment "Das Bergwerk zu Falun", die Ex-Buhlschaft Birgit Minichmayr wird zudem in einer Neuinszenierung von Friedrich Schillers "Maria Stuart" zu sehen sein, die Burgtheaterchef Martin Kušej herausbringt.
Muti und Argerich feiern 80. Geburtstag bei den Festspielen
Das umfangreiche Konzertprogramm trumpft wieder mit vielen renommierten Ensembles und Künstlern aller Sparten auf, darunter den Wiener und Berliner Philharmonikern. Der Dirigent Riccardo Muti und die Pianistin Martha Argerich werden bei den Festspielen ihren 80. Geburtstag feiern. Muti begeht zudem am Pult des von ihm geleiteten Chicago Symphony Orchestra sein 50-jähriges Bühnenjubiläum.
Von den im Vollbetrieb zur Verfügung stehenden Eintrittskarten werden zunächst nur zwei Drittel verkauft. Das restliche Drittel soll erst dann freigegeben werden, wenn es der weitere Verlauf der Pandemie und die dann geltenden gesetzlichen Grundlagen erlauben. Im vergangenen Sommer hatten die Festspiele mit einem ausgefeilten Präventionsprogramm Furore gemacht. Unter den 76.500 Besuchern gab es den Festspielen zufolge keinen Infektionsfall, unter den 1.400 Mitwirkenden nur einen einzigen Fall in der Verwaltung vor Beginn der Festspiele. Das Konzept, das ständig weiterentwickelt wird, sei schon an 45 Kulturinstitutionen in aller Welt weitergegeben worden, hieß es.