Dieses Debattenbuch über Windräder prangert an

Ein Debattenbuch protestiert gegen die Zerstörung der Kulturlandschaft durch Windräder.
Robert Braunmüller |
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Der Dirigent und Umweltschützer Enoch zu Guttenberg.
dpa/Andreas Müller Der Dirigent und Umweltschützer Enoch zu Guttenberg.

So schlimm wie die Zerstörung Palmyras? Ein Debattenbuch protestiert gegen die Zerstörung der Kulturlandschaft durch Windräder.

Es ist 12 Uhr mittags. Heller Sonnenschein leuchtet durch die Fenster des Münchner Presseclubs. Die Heizung ist bis zum Anschlag aufgedreht. Vorne sitzen einige Menschen, die sich über die Schattenseiten der Energiewende aufregen und zum Sparen von Strom aufrufen.

Der Ton auf dem Podium ist erregt. Der Dirigent und Naturschützer Enoch zu Guttenberg vergleicht den Bau von Windrädern mit der Zerstörung von Palmyra durch den islamischen Staat. Andere Wutbürger beklagen in eiferndem Ton den deutschen Alleingang der Kanzlerin beim Atomausstieg, die Beugung von Recht, das Gekungel von Naturschutzverbänden mit der Politik und eine Verschwörung zwischen Industrie und Eliten. „Grünstrom ist Blödsinn“, lautet die Parole. Ein Hauch von AfD macht sich breit.

Wie Windräder die Natur zerstören

Das bei dieser Gelegenheit vorgestellte Buch liest sich weitaus nüchterner. Die vom Münchner Wirtschafts- und Kulturjournalisten Georg Etscheit zusammengebrachten Autoren wenden sich in dem Band „Geopferte Landschaften“ gegen die Zerstörung der Umwelt durch neue Windräder. „Immer schneller schreitet das Zerstörungswerk voran“, so Etscheit im Vorwort. „Als Folge der sogenannten Energiewende lösen sich die letzten offenen Landschaften im Gewimmel Tausender Windräder, flächendeckender Photovoltaikparks, monotoner Maisfelder zur Biogaserzeugung und Hunderter von Kilometern neuer Hochspannungsleitungen auf.“

Das Problem des Klimawandels und eines verschwenderischen Umgangs mit Ressourcen bestreiten die Autoren des Buchs nicht. Aber sie misstrauen der Idee vom „Grünen Strom“. Die von der Politik ausgerufene Energiewende sei vor allem eine Lizenz zum Gelddrucken und zum Abkassieren überflüssiger Subventionen. Wer Strom nach den Regeln des Gesetzes für erneuerbare Energien ins Netz einspeise, werde mit einem Satz weit über dem Marktpreis vergütet. Windräder seien baurechtlich privilegiert. So sei es möglich, „200 Meter hohe Windkraftanlagen zu errichten, wo eigentlich nicht einmal ein Imbissbüdchen stehen dürfte.“

Wo soll der Strom herkommen, wenn die Energiewende ein Humbug ist?

Die Autoren des Buchs machen sich keine Illusionen über angeblich „unberührte“ Landschaften: In Mitteleuropa gibt es höchsten noch „Ensembles aus Naturelementen“, wie Werner Nohl schreibt. Den Vergleich mit den frühneuzeitlichen Windmühlen lässt er nicht gelten: „Diese Bauwerke waren nur selten höher als alte Bäume und Wälder. Sie hielten sich also an die Maßstäbe der zugehörigen Landschaften und stellten den begehrten Natur-Charakter nicht infrage.“

Wo soll der Strom herkommen, wenn die Energiewende ein Humbug ist? Georg Etscheit verweist auf pragmatische Lösungen und kleine Schritte: einen Energiemix aus Kohle, Gas und Atomstrom. Er selber verbrauche mit Partner und Hund nur ein Drittel von dem, was die Münchner Stadtwerke bei einem Zweipersonenhaushalt als normal ansähen. Das Licht im Münchner Presseclub hat er trotzdem nicht ausgemacht.


Georg Etscheit: „Geopferte Landschaften. Wie die Energiewende unsere Landschaft zerstört“, (Heyne Verlag, 368 Seiten, 16.99 Euro)

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