Die Geburt des Weltstars
Als Donna Gaines am 24. Oktober 1968 in München das erste Mal ins Rampenlicht trat, kannte sie keiner. Ihre Stimme elektrisierte aber auf Anhieb. Doch ihr Name wie auch der von Jürgen Marcus, Reiner Schöne und Ron Williams tauchte nicht mal in den Kritiken des begeistert aufgenommenen Musicals „Hair" auf, für das abwehrende Inserate geschaltet wurden: „Haare – total ausverkauft.“
Der Mauerblümchen-Status von Donna, später Summer, privat befreundet mit Ron Williams und beruflich mit dem Komponisten-Genie Giorgio Moroder verbunden, änderte sich katapultartig. Mit „Love to love you baby“, aufgenommen im berühmten Musicland-Studio im Keller des „Arabellahauses", wo auch die Rolling Stones ihre Songs produzierten, eroberte Donna die internationale Musikwelt. Als Disco-Queen gewann sie fünfmal den Grammy, elf ihrer Alben vergoldeten sich und mit dem Lied „She works hard for the money“ sang sie sich in die Herzen aller alleinerziehenden Mütter. Im Frühjahr 2012 war sie daran, ein neues Album herauszubringen, und es wurde ihr „Last dance“. Der liebe Gott nahm sie weg aus dem trauten Heim in Englewood in Florida, wo sie mit ihrem Ehemann Bruce Sudano und ihren Töchtern lebte. Ein tückischer Krebs wurde ihr zum Verhängnis.
München war Donna Summers Schicksalsstadt. Musical-Unternehmer Werner Schmid, Ehemann der späteren Nachtfee Edith, kam aus London und brachte mir in die AZ-Redaktion eine Schallplatte unter dem Titel „Hair“ mit. Mir gefiel die Musik sofort, er verriet seine Pläne, das Musical in München herauszubringen. Die AZ sollte zum Casting aufrufen. Gesagt, getan. Es meldeten sich über 500 junge Kandidaten beim „Theater an der Briennerstraße“ (heutiges Volkstheater) wo Werner Schmid mit der AZ einen turbulenten Talent-Test durchführte.
Donna Summer: Zwischen Dosco und Depressionen
Dabei war auch die schüchterne Donna, die glücklich Werner umarmte, als er ihr zusagte. Donna war mit dem Österreicher Helmuth Sommer verheiratet und während des gefeierten „Hair“-Musicals mit Ron Williams diskret liiert. Ihr österreichischer Familienname inspirierte Giorgio Moroder, Sommer zum amerikanischen Summer zu machen. Eine fantastische Zusammenarbeit begann, und die beiden Künstler prägten den sogenannten „Munich Sound".
„I remember yesterday“ hieß 1977 das Albums mit dem Hit-Song „I feel love“, das Moroder musikalisch bahnbrechend mit einem Synthesizer-Loop unterlegte und so viele spätere Techno- und House-Freaks inspirierte. Auch Prinzessin Diana’s Lieblingsband Duran Duran beflügelten Summers Rhythmen. Nick Rhodes gestand, dass „gerade 'I feel love' einen dramatischen Effekt auf die moderne Musik hatte. Es war sicher einer der stärksten Einflüsse bei meiner Arbeit mit Duran Duran“.
Zwischen ihren Erfolgen litt die etwas mit dem Gewicht kämpfende Discodame an Depressionen und wollte mehrfach aus dem Leben scheiden. Immer dann, wenn es still um sie wurde. Kraft gab ihr der christliche Glaube.
Vor ein paar Tagen ging das Gerücht um, dass Donna Summer nach München zum Filmfest kommen solle, als Begleiterin von Ehrengast Giorgio Moroder. Nun ist alles anders gekommen und die Musikwelt ist in tiefer Trauer.
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