Der Frosch und das Huber-Syndrom

Michael Lerchenberg als Frosch in der "Fledermaus" - ein rauschendes Silvester-Fest in der Staatsoper..
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Michael Lerchenberg als Frosch in der "Fledermaus" - ein rauschendes Silvester-Fest in der Staatsoper..

Auf der Bühne kommt die Party des Prinzen Orlofsky so richtig in Fahrt - und das Publikum in der Staatsoper feiert bei der Silvester-„Fledermaus“ mit. Der Prinz befürchtet seine Milliarden seien - wie bei der Landesbank - sein Unglück. Deshalb verjubelt er sie in einem rauschendem Kostümfest mit italienischem Tenor, Cancan Tänzerinnen und viel Champagner. Auch die Biermösl Blosn sind eingeladen. Sie erzählen in pseudo-lateinischem liturgischem Gesang von der großen neuzeitlichen Sünde, der Verführung durch das Geld, vom „dax ramadama reibach“, dem bösen „zasterziensis“. Denn auch wenn „pecuniam non olet“ und wir „habemus papam“, solle man sich nicht der Versuchung der „larifari immobilia“ hingeben, denn „america est insecuritate – zefix“.

Sonst endet alles vor lauter „inkompetentiam“ in der „insolventia“ – Amen. Das Fest rauscht weiter. Getrunken wird auch im Gefängnis, wo der schnapselnde Wärter Frosch (Michael Lerchenberg) nur einen einzigen Insassen zu bewachen hat. Lerchenberg lallt den Frosch meisterhaft und lässt ihn einen kabarettistischen Streifzug durch Lokal- und Kulturpolitik des vergehenden Jahres machen, während sich die Alkoholprozente des Slibowitz „verflüchtigen wie die Prozente bei der SPD“. Auf der Suche nach einem neuen Getränk, stöbert der Frosch die Regale durch, schmeisst Akten um und fühlt sich dabei wie der große Entbürokratisierer Stoiber. Nur den Schnaps findet er nicht, „ja was ist denn das für eine schlampige Inszenierung, etwa von Frau Dörrie“? Dann endlich hat er ihn gefunden – prosit, das Orchester prostet zurück. „Daran sollte sich der Herr Tielemann mal ein Beispiel nehmen, denn so dirigiert man hier“.

Auf dem Regal sitzend philosophiert er über das Erwin Huber-Syndrom: „wärst net raufgestiegen, wärst net runtergefallen“ und stellt die neue Bauernregel auf: „Liegt kein Schnee mehr auf dem Wipfel ist schuld daran der Klimagipfel“. Und verbietet seinem Vorgesetzen das Rauchen im Gefängnis, denn der Raum ist schließlich größer als 75 qm. Lerchenberg hat ein hervorragendes Debut gegeben, genug vom klassischen Frosch, der das 32. Kalenderblatt abreisst und viel neues, eigenes. Das Publikum beklatscht den neuen Frosch begeistert.

Lena Pauli

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.