Das Summer Breeze Festival 2011
Den Auftakt zum Summer Breeze 2011 bildet eine gefühlte 3000 Kilometer lange Autoschlange. Es ist Mittwoch, 7 Uhr morgens in Dinkelsbühl, um 10 Uhr soll das Gelände seine Pforten öffnen. Eigentlich wäre es langsam an der Zeit aufzustehen und den ersten Kaffee des Tages zu trinken. Kaffee? Vergiss es. Alternativ eröffnen die Wartenden das erste Bier des Tages, drehen die Musik ein wenig lauter und wecken die letzten noch schlafenden Beifahrer aus ihrem Träumen.
Die Stimmung ist prächtig, im Auto nebenan wird schon eine Flasche Whisky herumgereicht, der Fahrer lehnt dankend ab – er möchte erstmal bei Bier bleiben, schließlich muss er ja noch fahren. Aus den Boxen dröhnen Slayer und Children of Bodom, auf dem Boden stapeln sich die leeren Bierdosen – ein Festivalbeginn, wie er zum Summerbreeze recht gut passt.
Das Metal-Festival feiert nächstes Jahr sein fünfzehntes Jubiläum, es gilt als eher nicht-kommerziell – eine Tatsache, auf die die meisten Besucher superstolz sind. Tatsächlich scheint sich diese Tatsache auch positiv auf die Stimmung auszuwirken. Anders als bei Riesenevents wie "Wacken" oder "Rock im Park" sind auf dem „Summerbreeze" kaum negative Begegnungen mit betrunkenen Halbstarken zu verzeichnen. Was nicht heißen soll, dass hier weniger Alkohol fließen würde – die Besucher scheinen sich nur nicht genötigt zu fühlen, nach dem fünften Bier jeder Frau auf den Hintern zu hauen oder die Dixi-Toiletten umzuwerfen. Stattdessen herrscht hier meist ein angenehm-lässiges Gemeinschaftsgefühl vor.
Gemeinschaftlich gute Laune produzieren schon am Freitag in den frühen Abendstunden JBO. Die selbsternannten "Verteidiger des wahren Blödsinns", die Lieder wie "Vamos a la playa" in Metalsongs mit dem Titel "Geh mer ma zu Slayer" umdichten, lassen zu Beginn pinke Fähnchen mit dem aufgedruckten Bandnamen verteilen. Ergebnis ist ein wahres Meer aus pinken Fahnen, die rhythmisch im Takt zu "I don't like Metal – I love it" und "Bolle" schwingen.
Das Wetter ist der größte Feind der Festivalbesucher
Trotz tödlicher Hitze und prallender Sonne ist die Stimmung fantastisch, Sonne und Band bringen das Publikum gemeinsam zum Kochen.
Der weitaus größte Feind der Festivalbesucher ist naturgemäß das Wetter. Gut, dass der "New Blood Award" am Mittwoch auf der Partystage, also im (dieses Jahr ein wenig vergrößerten) Zelt stattfindet, ansonsten wäre die doch ganz stattliche Anzahl von Besuchern vermutlich um einiges dezimiert.
Ziel des "New Blood Awards" ist es, jungen Bands die Chance zu einem großen Auftritt zu verschaffen, wobei der inzwischen zum fünften Mal tratitionell auf dem Summerbreeze stattfindende Contest inzwischen allgemein einen relativ hohen Bekanntheitswert erreicht hat. Dieses Jahr sind zum ersten Mal auch internationale Bands zugelassen, sogar eine Band aus Helsinki ist mit von der Partie. Den Sieg tragen nach einem harten Kampf letztendlich "Steve from England" davon, die damit das Festival auf der Pain-Stage einläuten dürfen.
"Hammerfall" - der Bandname ist perfekt gewählt
Freitagabend gibt es dann auch für die Fans des Power-Metals etwas auf die Ohren, als "Hammerfall" auf der Main-Stage auftreten.
Die schwedische Band, die ihren Namen aus einem Song der englischen Band Warlord entnommen hat, haben ihr eigenes schwedisches Kamerateam mit dabei, was sie dem Publikum mehrmals kundtun. "Wir haben nicht unser eigenes Kamerateam mitgenommen, damit ihr hier keinen Ton hervorbringt" brüllt Sänger Joacim Cans in die Menge, und animiert sie damit zu immer lauteren Schreien. "Was sagt ihr, wenn ich sage: let the hammer...?" Die Lautstärke, mit der das Publikum am Ende "fall" antwortet, macht einem Presslufthammer ernsthafte Konkurrenz. Auch musikalisch gehören "Hammerfall" zu den absoluten Spitzenreitern des Festivals. Untermalt von einer donnernden Lichtshow schwingt sich Cans zu Höchstleistungen auf und beweist, wie livetauglich "Hammerfall“ sind. Und der Bandname ist perfekt gewählt.
Einen Tag später, als das Festival Samstagabend um 4 Uhr mit der Band "Burden of Grief" seinen Abschluss findet, fühlt sich vermutlich auch der letzte Besucher komplett behämmert – wenn nicht total erschlagen.