Das Maß oder die Maß – ist Bier eine Einstiegsdroge?

Über das Spannungsverhältnis zwischen "Bier und Politik" haben sich jetzt Paulaner-Chef Andreas Steinfatt, Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl und der ehemalige Andechs-Prior Anselm Bilgri unterhalten.
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MÜNCHEN - Über das Spannungsverhältnis zwischen "Bier und Politik" haben sich jetzt Paulaner-Chef Andreas Steinfatt, Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl und der ehemalige Andechs-Prior Anselm Bilgri unterhalten.

In sechs Wochen ist Wiesn – und führende Vertreter der Münchner Bierkultur sprechen sich für Maß halten statt für Maß halten aus: Auf einer Veranstaltung des Münchner Presseclubs haben Paulaner-Chef Andreas Steinfatt, Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl und der ehemalige Andechs-Prior Anselm Bilgri über das Spannungsverhältnis von „Bier und Politik“ gesprochen.

Das große Thema wurde von Moderator Ruthart Tresselt in appetitlichen Dosen verabreicht – passend zur Tendenz aller anwesenden Experten, den Gerstensaft künftig in „kleineren Gebinden“ zu kredenzen. Was natürlich nicht für die Wiesn gilt, wie sich alle beeilten zu beteuern. Vor allem Steinfatt sprach sich aus, von den Nachbarn zu lernen: Von den Österreichern, die nach seiner Einschätzung zwar kein besseres Bier brauen, aber auf Plakaten und Speisekarten mehr für die Bierkultur tun. Und von „Nord- und Mitteldeutschland“ – also den Preußen. Der Spott über die „Zahnputzgläser“ in Köln oder Düsseldorf sei unangebracht – mit kleinen Gläsern trinke man mehr und das Bier se immer frisch. Der Trend gehe zum kleinen Gebinde – „man genießt mehr und saufr halt nicht mehr so“, sagte der letzte Bayer unter Münchens Brauern in fast Beckenbauerscher Diktion. Passend dazu wurde Hacker-Pschorr Oktoberfest-Märzen und Paulaner Wiesn-Bier in 0.1 Gläsern gereicht.

Von diesem Trend nimmt Steinfatt das Oktoberfest aber aus: „Auf die Wiesn gehört die Maß hin“. Und auch Gabriele Weishäupl will an der Wiesn-Maß nicht rütteln – obwohl sie weiß, dass sich das Damen-Weißbier-Glas international besser vermarkten lässt. Gerade für Frauen seien die kleinen Gläser besser geeignet, stimmt auch Steinfatt zu. Und Anselm Bilgri, der mittlerweile als Unternehmensberater arbeite, setzt auf Sorten- und Gläser-Vielfalt: „Zum Aperitif ein Pils, zum Dessert ein Starkbier.“

Bilgri und Steinfatt sprachen sich gegen Überlegungen der Drogen-Beauftragten Sabine Bätzing aus, die höhere Steuern auf Alkohol und weitgehende Werbeverbote gefordert hatte: „Komasufen mit 14 – mit Bier schaffen sie das nicht, das muss schon Wodka sein“, sagte Bilgri, der befürchtet, dass Bier „als Einstiegsdroge in Verruf“ gebracht werden soll. „Mit dem rechten Maß“ solle man gemäß dem Heiligen Benedikt Alkohol genießen. Dem schließt sich Steinfatt an – sonst bestünde die Gefahr, "dass wir Brauer mit Drogenproduzenten“ gleichgesetzt werden". Verbunden mit der möglichen Konsequenz, dass alkoholhaltige Produkte vom Markt verbannt werden – dabei sei ein Liter Bier pro Tag für einen Mann und ein halber Liter Bier für eine Frau pro Tag nachweislich gesund. Ungesund und „brandgeführlich“ sei aber das Vorglühen der jungen Wiesn-Besucher mit Prosecco und Wodka – „das erfüllt mich mit großer Sorge“, so der Paulaner-Chef.

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