Willy Astor im Lustspielhaus
Bei der München-Premiere seines neuen Solos brachte der "Vers-Sager" und "Verb-Brecher" aus dem Hasenbergl ein ungwöhnliches Requisit auf die Bühne. Er präsentierte eine Karotte als "das Sommermöhrchen". Der Rest der Show ist fast fußballfrei, denn Willy Astor will Unterricht geben in Reimart und Lachkunde.
Das Publikum im Lustspielhaus erwies sich als geradezu streberhaft lernbegierig mit Bestnoten in Gelächter.
"Reimart und Lachkunde. Prädikat: Wortvoll"
Schon auf dem Plakat für "Reimart und Lachkunde. Prädikat: Wortvoll" hat sich der 62-Jährige als Lehrer mit einem Schlips aus den geschmacklich oftmals fragwürdigen Siebzigern verkostümiert. Beim Auftritt aber zeigt er sich im T-Shirt mit der Aufschrift "Dolex Dinida" (das ist kein Latein, sondern das bayerische "do legst di nieda") im Schriftbild einer ähnlich lautenden Luxusuhrmarke.
Natürlich weiß Astor vom Zustand der Welt, sieht "den Tunnel am Ende des Lichts", will sich aber dennoch nicht einfach in die Wanne legen und "in den Schaum weinen". Im zweiten Teil wird der Comedian sogar ungewohnt politisch, fürchtet Schlimmes von den bevorstehenden Wahlen "im nahen Osten" und spottet mit dem Song "Zirkusbesuch" über die AfD.
Man bekommt zudem einen kleinen Einblick in Astors Witzwerkstatt. So erkennt er im Signal eines Rettungswagens das Anfangsmotiv der "Kleinen Nachtmusik", was ihn zur Geschichte "Wolfgang Amadeus Notarzt" inspirierte.
Durch Astors Worte-Wolf gedreht
Der Mediziner lebt im Land des Lächelns auf dem Grünen Hügel, fährt mit seinem Opel Karajan zu den Einsätzen und wird Zeuge, wie Anne-Sophie Mutter wurde.
Auch Pop und Rock haben Potenzial, durch Astors Worte-Wolf gedreht zu werden. Das Haus, in dem er aufwuchs, war so hellhörig, dass man von nebenan Whitney husten hörte oder mit seinen Spezln brach er in die Einsegnungshalle ein, um den Toten Hosen zu klauen. Zwischendurch präsentiert er sein Kochbuch "Wir sehn uns vorm Gericht!" mit Rezepten guter Freunde wie die Kolleginnen und Kollegen Martina Schwarzmann oder Gerhard Polt, aber auch des legendären Küchenprofis Eckart Witzigmann.
Für das Nachwort schrieb Astor den Gemüsekrimi "Warte, bis es Dinkel ist" um Don Kamille und Peperone, "obst des glaubst oder ned".
Virtuos ausgelebter Wortspieltrieb
Gegen Ende des langen Abends mischen sich in den sinnfreien, aber virtuos ausgelebten Wortspieltrieb auch ernstere Töne nicht ganz ohne rührseliges Pathos über den Sinn von allem und stellte ein neues "Lied über das Leben" vor.
Angetrieben dazu hätten ihn die eigene Vergänglichkeit sowie die weise Oma, die offenbar mit dem Werk des Wirtschaftswunder-Humoristen Heinz Erhardt vertraut war: "Das Leben ist wie eine Klobrille. Man macht viel durch".
Lustspielhaus, wieder am 25. und 26. Juni, 20 Uhr, Tel: 344974