Volles Haus und jetzt noch Ramersdorf: Die Schauburg - Das Theater der Jugend

Überall in der Kulturszene wird gespart. Überall? Nein! Die Schauburg darf in der kommenden Spielzeit neben dem Schwabinger Stammhaus eine Dependance in Ramersdorf eröffnen
Anne Fritsch |
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Jung und erfolgreich: Das Ensemble der Schauburg spielt sich in die Kinderherzen.
Fabian Frinzel 2 Jung und erfolgreich: Das Ensemble der Schauburg spielt sich in die Kinderherzen.
Intendantin Andrea Gronemeyer.
Fabian Frinzel 2 Intendantin Andrea Gronemeyer.

Das Kinder- und Jugendtheater der Stadt München kann über zu geringe Auslastungszahlen nicht klagen: Die Auslastung liegt stabil über 90 Prozent, viele der Vorstellungen sind kurz nach Vorverkaufsbeginn ausverkauft, die Nachfrage regelmäßig höher als das Angebot.

Ungefähr einmal im Jahr hat Intendantin Andrea Gronemeyer das auch im Kulturreferat kommuniziert - und Kulturreferent Anton Biebl hat Handlungsbedarf gesehen. Als jetzt die Immobilie in Ramersdorf frei wurde, hat er an die Schauburg gedacht. Neben der Stätte wurden dafür auch Budget und Personal aufgestockt, um die Erweiterung möglich zu machen. Dass die Tariferhöhungen für die Gehälter nicht aufgefangen werden, ist dagegen eine bittere Pille, von der sich hier aber heute niemand den Spaß verderben lassen will.

Intendantin Andrea Gronemeyer.
Intendantin Andrea Gronemeyer. © Fabian Frinzel

Anton Biebl macht Geld für kulturelle Bildung locker

Eigentlich wollte er selbst bei der Verkündung dieser frohen Botschaft anwesend sein, ein kurzfristiger Termin hielt Biebl jedoch von der Pressekonferenz ab. Sein Bekenntnis zur kulturellen Bildung und einem größeren theaterpädagogischen Angebot hat er ja bereits mit dem Geschenk an die Schauburg abgegeben.

In der Schauburg jedenfalls ist die Freude groß. Andrea Gronemeyer präsentierte aufgeregt und voller Vorfreude gemeinsam mit Co-Intendantin Anne Richter und Theaterpädagogin Xenia Bühler das Programm der nächsten Spielzeit - zu dem eben auch die Eröffnung der neuen Spielstätte gehört. Dass diese eher im Süden der Stadt liegt, ist aus zwei Gründen optimal: Zum einen ist der Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach sowohl prozentual als auch in Gesamtzahlen der kinderreichste der Stadt. Zum anderen haben dort ansässige Familien bisher einen langen Weg bis nach Schwabing und finden im neuen Raum eine erste Andock-Möglichkeit ans Theater. Denn natürlich wollen die Schauburg-Macherinnen ihr Publikum verlocken, beide Orte zu besuchen. Vor allem die größeren Produktionen werden nicht einfach zwischen beiden Spielstätten hin- und herwandern können, das gibt die technische Ausstattung in Ramersdorf nicht her.

Spannung jenseits von Gut und Böse

Eine Doppelbespielung ist trotzdem geplant und einige der Produktionen werden wohl so konzipiert, dass sie in beiden Räumen funktionieren. Ansonsten sind in Ramersdorf Kooperationen mit Schulen geplant, es wird jede Menge neue Mitmachangebote gebenin allen Bereichen des Theaters vom Spiel bis zur Technik, vom Tanzen bis zu Social Media.

Im vorhandenen Gastronomiebereich ist ein Café ohne Konsumzwang und mit günstigen Preisen angedacht, das ein Treffpunkt werden will, in dem eine kostenlose Grundversorgung mit Äpfeln und Wasser gewährleistet ist. Eine erste Aufgabe des Kinder- und Jugendrats wird darin bestehen, ein bisschen Farbe in den momentan sehr neutralen Raum zu bringen, so Xenia Bühler.

Preußlers "Kleine Hexe"

Hier wie dort liegt der thematische Schwerpunkt der kommenden Spielzeit im Motto "Gut und Böse". "Die richtig guten Geschichten handeln vom Bösen", so Andrea Gronemeyer. Und oft ist es ja gar nicht so einfach zu unterscheiden. Denn so klar Schwarz-Weiß wie das Spielzeitheft der Schauburg ist es da draußen schließlich selten. Es wird also um Wertebildung gehen, um ein gemeinsames Bekenntnis zu gesellschaftlichen Werten und eine Überprüfung von Argumentationsweisen. Die Geschichten, die auf die Bühne kommen, werden also von Konflikten handeln, zu denen man sich eine Meinung bilden muss.

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Den Anfang macht ein Klassiker, eine Bearbeitung von Otfried Preußlers "Die kleine Hexe" für Kinder ab sechs Jahre. Eine Geschichte, die von Empathie und Menschlichkeit und dem Mut, sich über faschistoide Systeme zu stellen, so Anne Richter.

Der Nachfolger von "GRM. Brainfuck"

Dem Autor, der wegen seiner Nazi-Vergangenheit in die Diskussion geraten ist, gesteht sie ein Recht auf Weiterentwicklung zu: "Ein Mensch darf sich weiterentwickeln und eine andere Haltung einnehmen", sagt sie klar. Für Jugendliche wird Katharina Mayrhofer eine Romanadaption inszenieren: Martin Schäubles "Endland", das im Jahr 2017 der Frage nachging, was wäre, wenn die Forderungen der AfD tatsächlich umgesetzt würden. Eine Dystopie, die heute in Teilen erschreckend nahe an die Realität gerückt ist.

Natürlich wird es auch Theater für ganz Kleine ab fünf Monaten geben, eine Ensembleproduktion ab acht Jahren, ein Tanztheater ab vier Jahren und eine indische Mythenerzählung ab zehn Jahren. Letztere wird übrigens Dennis Duszczak inszenieren, der im vergangenen Jahr mit seiner Inszenierung "GRM. Brainfuck" aus Dortmund zum Radikal-Jung-Festival eingeladen war.

An Motivation, die Erfolgsserie der Schauburg fortzusetzen, mangelt es hier wahrlich nicht. "Es gibt nichts Schöneres, als Theater für Kinder und Jugendliche zu machen", sagt Andrea Gronemeyer ganz zum Schluss. "Das spornt uns alle an."

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