Sven Kemmler und seine asiatischen Weisheiten
„Die 36 Kammern der Nutzlosigkeit“: Kabarettist Sven Kemmler sucht in seinem Programm nach meditativer Innerlichkeit.
Die überraschendste Neuigkeit erfahren Freunde amerikanischer Literatur. Kapitän Ahab, der menschenschindende Held in Herman Melvilles Roman „Moby Dick“, hat den Kampf mit dem weißen Wal nicht nur überlebt, sondern solidarisiert sich sogar mit der FDP: Wie er ist sie ein Opfer von Walen, auch wenn diese Einschätzung orthografisch fragwürdig erscheint. Jetzt lebt er in einem fernöstlichen Kloster, wo er „Die 36 Kammern der Nutzlosigkeit“ durchschreitet, um von Leistungsdruck und Motivation geheilt zu werden.
Dort trifft ihn Sven Kemmler, der auch nach Erleuchtung gegen seine Nützlichkeit sucht. Um einen Kabarettisten von seiner Nutzlosigkeit zu überzeugen, braucht es eigentlich keinen mönchischen Rückzug. Das Publikum, in dem keiner unter 50 ist, „ist beleidigt, weil er nicht Dieter Hildebrandt ist“, schluchzt Kemmler. Jetzt geht er ins Kloster.
Für sein frisch dem Drucker entrissenen Programm erscheint er auf der Bühne der Lach- und Schießgesellschaft im zum Büßergewand umfunktionierten Bademantel. Verwegen unterwirft Kemmler die vogelwilde Typenrevue, für die er bekannt und berüchtigt ist, einer meditativen Innerlichkeit, mit der er sich selbstvergessen einbremst.
Nichts findet sich auch von der kämpferisch schwebenden Körperlichkeit des Martial-Arts-Kinos, die der Titel der Show verspricht. Dafür ist er nach wie vor der beste Japaner-Darsteller in deutscher Sprache, hält hinreißend witzige Zwiesprache mit seinem Manuskript, das sich als Gscheithaferl erweist, und bereichert das Publikum mit Weisheiten wie dieser: „Die Welt ist voller Arschgeigen. Das heißt nicht, dass man nicht etwas Schönes darauf spielen könnte.“
Lach- und Schießgesellschaft, Ursulastraße 9, bis Samstag, 20 Uhr, 20, erm. 12 Euro, Fr/Sa, 24 Euro, 39 19 97, www.lachundschiess.de
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