Kritik

"Sticks And Stones" im Hofspielhaus: Rosarote Elefanten im Raum

Vinay Patels Angestellten-Satire "Sticks And Stones", inszeniert von Ercan Karacayli im Hofspielhaus.
Mathias Hejny |
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Natascha Heimes (links), Daniel Holzberg und Victoria Abelmann-Brockmann in "Sticks And Stones" im Hofspielhaus.
Natascha Heimes (links), Daniel Holzberg und Victoria Abelmann-Brockmann in "Sticks And Stones" im Hofspielhaus. © Foto: Veronika Eckbauer

Fünf Tage, die das Leben der leitenden Angestellten B verändern. Der britische Dramatiker und Drehbuchautor Vinay Patel erzählt in einer nicht sehr weit hergeholten Geschichte aus einer nächsten Zukunft der Betriebsklimaerhitzungen. Sie erstreckt sich vom Montagmorgen bis zum Freitagabend. Am Anfang steht das Meeting mit wichtigen Kunden, das zunächst vielversprechend mit einem allseitig belachten Witz endet.

Doch bald meldet sich jemand, der sich von dieser lustig gemeinten Bemerkung beleidigt fühlt. Wer genau das war und was im Einzelnen das Problem ist, lässt der Autor offen. Bei der deutschsprachigen Erstaufführung seiner Satire "Sticks And Stones" wimmelt es im winzigen Hofspielhaus von riesigen rosa Elefanten – den metaphorischen Dickhäutern, die für alle erkennbar im Raum stehen, über die aber niemand offen reden will.

Ist "nett sein" das gleiche wie "gut sein"?

Der Titel bezieht sich auf eine Redewendung im Englischen, in der man Stöcke und Steine wirft, um jemanden zu verletzen beiziehungsweise Beworfene trotzig antworten, damit nicht verletzt werden zu können.

Eine psychologische Behandlung soll B weg vom finsteren und sorglos diskriminierenden Sprachgebrauch auf den leuchtenden Pfad der Wokeness führen. Da wird Philosophie zumindest leicht gestreift, etwa wenn sich die Frage erhebt, ob "nett sein" das Gleiche ist wie "gut sein".

Das ist nicht einfach eine witzige Polemik gegen den Trend zur politischen Korrektheit. Vinay Patel diskutiert bei allem kabarettistischen Furor des Stücks durchaus differenziert über die Abgründe, über die die Sprache verführen kann und welche Risiken andererseits der Versuch in sich birgt, in der täglichen Kommunikation immer alles ganz richtig machen zu wollen.

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Bewegter Kosmos von gegenwärtiger Bürgerlichkeit

Mit den Kolleginnen und Kollegen, den Solidarischen und den Missgünstigen und auch mit Bs Kind, das das Meinungsbild aus einer befreundeten Familie mit nach Hause trägt, entsteht ein bewegter Kosmos von gegenwärtiger Bürgerlichkeit. Die entfaltet Regisseur Ercan Karacayli mit einem untrüglichen Gespür für die Pointen in den Dialogen, die er in irrwitzigem Tempo vorantreibt.

Im mehr oder weniger leeren Raum, den Jonas Klein und Peter Schultze entwarfen, ist Natascha Heimes als B das zart gebaute Energiezentrum.

Victoria Abelmann-Brockmann und Daniel Holzberg übernehmen mit ganz locker daher kommender Präzisionskomödiantik das übrige Personal eines ebenso unterhaltsamen wie klugen Theaterabends.


Hofspielhaus, Falkenturmstraße 8, wieder am 25., 26. November, 3., 10. Dezember, 20 Uhr, Karten unter 24209333

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