Der Brandner Kasper im Deutschen Theater: Vom Maienfest zum Halleluja

Das Deutsche Theater zeigt im Silbersaal ein Musical über den Brandner Kaspar.
| Mathias Hejny
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Tanja Maria Froidl als Boandlkramerin mit Armin Stockerer (Brandner Kaspar).
Tanja Maria Froidl als Boandlkramerin mit Armin Stockerer (Brandner Kaspar). © Burak Ekin

Der alte Schwarzbrenner vom Tegernsee ist unsterblich. Zwischen 1975 und 2005 wurde die Theaterfassung der 1871 erschienenen Erzählung von Franz von Kobell rund 1.000 Mal im Residenztheater gespielt. Danach inszenierte Christian Stückl den Text im Volkstheater und auch im neuen Haus an der Tumblingerstraße ist "Der Brandner Kaspar und das ewig Leben" noch immer auf dem Spielplan – das nächste Mal am kommenden Sonntag. Es gibt Verfilmungen für Kino und Fernsehen, und seit zehn Jahren ist der Brandner Kaspar musikalisch.

Brandner Kasper: Stark entschlackte Fassung

Aus ihrer Oper und einem Singspiel entwickelten Komponist Christian Auer und Librettist Karl-Heinz Hummel nun das Musical "Der Brandner Kaspar", das Benjamin Sahler, der Intendant des Festspielhauses Neuschwanstein, für sein Haus inszenierte. Bevor es am 26. November aber bei ihm in Füssen zu sehen sein wird, hatte es Premiere im Deutschen Theater. Allerdings findet Kaspars Himmelfahrt im Silbersaal statt, und diese Fassung ist stark entschlackt.

Auer und Hummel blieben grundsätzlich nah am Original: Der 72-jährige Brandner Kaspar schummelt ein wenig beim Kartenspiel mit dem Boandlkramer, der ihn abholen sollte. Mit selbstgebranntem Kirschwasser macht er den finsteren Gast betrunken und handelt ihm weitere 18 Lebensjahre ab. Der Portner - unter Preuß'n eher als Petrus geläufig - sieht die himmlische Ordnung in Gefahr und lässt die widerborstigen Seele einen Blick aufs Paradies werfen.

Boandlkramer von einer Frau gespielt

Die größte Überraschung ist die Besetzung des Boandlkramers, der hier von einer Frau gespielt wird. Tanja Maria Froidl ist ein zarter Tod im Mezzosopran, der mit den hohen stimmlichen Anforderung ihrer Songs auch in den Altlagen oder in den Sopran-Höhen sehr spielerisch umgeht. Auch sonst ist die Musik eine Riesengaudi, die sich souverän durch die unterschiedlichsten Klangwelten räubert.

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Es beginnt mit einem "Opening-Rap", der "Nachts am Tegernsee" auch ein wenig Gothic-Horror-Flair verströmt, den "Liebesjodler" zwischen Brandners Nichte Ambra und ihrem Schatz Franz (Johann Anzenberger), folkloristischen Jux wie beim "Kerschgeist-Duett", opernhafter Dramatik wie bei der "wuiden Jagd" und schlagerhafte Weisheit wie beim finalen "Jeder Mensch hat seine Zeit auf Erden".

Wohlfühlsound ist der dreistimmige Gesang von Judith Peres - zudem als Ambra stark und liebenswert - Caro Hetényi und Julia Taschler sowohl als Hexen als auch als Engel. Die Herren Armin Stockerer (Brandner Kaspar) und Michael A. Grimm (Portner) tun sich hörbar schwerer. Zudem sieht man der Produktion an, dass sie für einen Musicalhaus mit 1355 Plätzen konzipiert wurde. Im Silbersaal für 230 Zuschauer geht es vor allem bei den turbulenten Choreografien von Stefanie Gröning, ob beim irdischen Maienfest oder dem überirdischen Halleluja, eng zu.

Silbersaal im Deutschen Theater, bis Sonntag, 26. bis 30. Dezember, 3. bis 8. Januar, 20 Uhr, samstags auch 15.30 Uhr, sonntags nur 15 Uhr, Telefon 5234444

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