Robert Joseph Bartl über das Familienmusical "Cinderella"
Thomas Pigors Familien-Musical „Cinderella“ erzählt das bekannte Märchen vom Aschenputtel, das am Ende doch noch seinen Prinzen bekommt. Ab Samstag zeigt das Gärtnerplatztheater die Inszenierung seines Intendanten Josef E. Köpplinger in der Reithalle. Die Aufführung ist für Kinder ab sieben Jahren geeignet. Als böse Stiefmutter tritt Robert Joseph Bartl auf. Er gehört seit kurzem als Pathologe Dr. Steinbrecher zum Münchner „Tatort“-Team und spielt in Joshua Sobols „Ghetto“ am Münchner Volkstheater.
AZ: Herr Bartl, spielen Sie gerne vor Kindern?
ROBERT JOSEPH BARTL: Natürlich. Ich habe nur ein bisschen Angst davor, dass mich die Kinder nicht mögen. Ganz am Anfang, vor 20 Jahren, habe ich in Wien schon einmal den Bösen gespielt. Damals kam ein Kind auf die Idee, sich bei meinem Auftritt das große, gefaltete Programmheft auf das Gesicht zu legen. Es dauerte keine zwei Minuten, bis das alle nachgemacht haben. Es war kein Spaß, auf 500 Hefte zu schauen. Mir kamen die Tränen.
Ich wünsche Ihnen, dass es diesmal besser läuft.
Mir macht es viel Spaß. Ich mag die Verwandlung und die riesige Perücke mit einem Schiff. Gleich am Anfang der Aufführung werde ich in einem großem Waschzuber reingetragen. Dann kommt der Song „Massier mich“, und Cinderella muss das tun.
Wie klingt denn die Musik von Thomas Pigor?
Ganz zauberhaft, wie die Filmmusik zu „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Sie ist für elf Musiker instrumentiert, darunter Streicher, Flöte, Schlagzeug und Akkordeon.
Ist die Geschichte wie im Märchen vom Aschenputtel?
Mit ein paar Ergänzungen. Cinderella und der Prinz sind kurzsichtig, weil sie so viele Märchen lesen. Darum erkennen sie sich auf dem Ball auch nicht. Und die Schuhprobe wirkt auch logischer. Im Königreich von Karlheinz dem Großem gibt es eine Opposition. Sie will Märchen verbieten, und als Kompromiss muss der Prinz eine Bürgerliche heiraten.
Sind Sie auch richtig böse?
Ich hacke auch den Zeh von der einen Tochter ab. Aber die Ferse der anderen bleibt dran.
Sie waren lange am Staatsschauspiel engagiert. Vermissen Sie Dieter Dorn?
Ich war von 2001 bis 2011 die ganze Zeit dabei. Wir sind im Guten auseinandergegangen, obwohl die Zusammenarbeit am Ende nicht mehr ganz harmonisch war. Ich hätte große Lust, wieder mal einen großen William Shakespeare von ihm zu sehen und zu machen. Wenn er mich aufrufen würde, wäre ich dabei. Ich finde, dass seine Farbe im Münchner Theaterleben fehlt.
Dafür spielen Sie jetzt den Gerichtsmediziner im Münchner „Tatort“.
Max Färberböck hat ihn hineingeschrieben. Den Dr. Steinbrecher gab’s ja vorher nicht. Er spricht bairisch, stammt aber vielleicht doch aus Salzburg und ist Opernliebhaber. Eine Figur mit einem hinterkünftigen Humor.
Dürfen Sie als Darsteller bei so etwas mitreden?
Versuchen kann man es. Ich habe von vornherein gesagt, dass ich beim Obduzieren keine Leberkäs-Semmel esse. Ich biete jedem Regisseur an, dass ich beim Nachdenken Zigarre rauche. Außerdem verteidige ich den weißen Kittel, obwohl Pathologen eigentlich grün tragen.
Wann kommt die nächste „Tatort-Folge mit Ihnen?
Der letzte lief im Dezember. Im März wird der nächste gedreht, der Wiesn-„Tatort“ ist fertig.
Worum geht es da?
Um eine Vergiftung. Das ganze Bierzelt muss geschlossen werden. Eine Katastrophe!
Wo drehen Sie eigentlich?
Normalerweise in der echten Pathologie im Schwabinger Krankenhaus. Die wird renoviert, daher sind wir jetzt in der Innenstadt. Da stinkt es furchtbar. Schilder wie „Frische Leichen links“ sind auch sehr speziell. Manchmal müssen wir unterbrechen, wenn eine neue Lieferung kommt. Auch die g’schnappigsten Regisseure werden da still.
Premiere Sa., 18 Uhr in der Reithalle. Weitere Vorstellungen (fast) täglich bis 8. Februar. Karten und Infos unter Telefon 2185 1960