Richard III. im Hofspielhaus: Mit Shakespeare im Racherausch
München - "Schnick, schnack, schnuck!" spielen die drei und Gewinner ist der Zwei-Meter-Kerl. Er darf Richard III. spielen, den bösesten Bösewicht der Dramenliteratur.
Fiktion und reale Historie sind nicht immer deckungsgleich
Im Programmzettel zur Inszenierung von Sascha Fersch wird daran erinnert, dass Fiktion und reale Historie nicht immer deckungsgleich sind. Vor neun Jahren hatte man die Gebeine des 1485 in der Schlacht von Bosworth umgekommenen Königs in Leicester gefunden.
Da sich die Geschichtswissenschaft nicht mehr sicher ist, ob der letzte Herrscher aus dem Hause Plantagenet wirklich das mordlüsterne Monster war, wie wir es aus dem Theater kennen, wurde er 2015 mit allen Ehren, die einem Briten-King zustehen, beigesetzt.
Götz Otto als Richard II. führt seinen tödlichen Intrigantenstadl, weil er es kann
William Shakespeare ließ die moralische Unzulänglichkeit in einer physischen Deformation spiegeln: Richard ist bucklig, verwachsen und von Geburt an ausgesucht hässlich. Im Hofspielhaus hingegen spielt ihn Götz Otto, der 1997 in "Der Morgen stirbt nie" beinahe James Bond tötete. Noch heute als Mittfünfziger verfügt er über eine beeindruckende Körperlichkeit, die sich in einem Kellertheaterchen besonders wirkungsvoll entfalten kann.
Fersch und Otto halten sich nicht mit psychologischen Erklärungen auf, sondern Richard führt seinen tödlichen Intrigantenstadl, weil er es kann. Nur manchmal versinkt er in sich und ins Grübeln, aber die Machtmaschine, die er in Gang gesetzt hat, nimmt bald ein Tempo auf, mit dem er mithalten muss.
Bevor das Spiel beginnt, zeichnen die Schauspielerin und die beiden Schauspieler mit Kreide die komplexe personelle Lage in Form der Stammbäume aller betroffenen Familien auf das Bühnenbild von Peter Schultze.
Die vielen Gegenspieler, Komplizen und Handlanger, die Mordopfer und deren Hinterbliebene übernehmen Mira Huber und David Hang. Einfach, aber wirkungsvoll wechseln sie Requisiten und Kostümteile (Kostüme: Anna Hauffe), die in einem weißen Sarg gelagert sind.
Richard III. im Hofspielhaus: E-Gitarre und Tambourin untermalen die Tragödie
Das Trio nutzt die Tragödie munter nicht nur als dramaturgischen Steinbruch, sondern vor allem als Spielwiese, auf der Londons Bürgermeister auch mal bayerisch spricht.
Seinen ganz eigenen Klang bekommt diese Richard-Zubereitung mit der Musik, für die wiederum Sascha Fersch zuständig ist. Zu E-Gitarre und Tambourin, meist live handgezupft und handgeschlagen, erklingen Monologe und einige Sonette Shakespeares im englischen Original als erdige Bluessongs.
Hofspielhaus, 24., 29., 30. September, 1., 20., 21., 29., 30. Oktober, 4., 6., 10. November, 20 Uhr, Telefon 24209333
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