Nur die allerbesten Aussichten im Resi

Das Bayerische Staatsschauspiel präsentiert sein Programm für die kommende Saison
von  Michael Stadler
Das Residenztheater am Max-Joseph-Platz.
Das Residenztheater am Max-Joseph-Platz. © picture alliance/dpa

Die Welt bietet gerade nicht die besten Zukunftsperspektiven an, aber vielleicht muss man sie - und das Theater - ja als Baustelle begreifen. Wer derzeit aus der Bar „Zur schönen Aussicht“ im ersten Stock des Residenztheaters auf den Max-Joseph-Platz blickt, hat zumindest ganz konkret eine Baustelle vor sich.

Wohin die ganzen geplanten Sitzrondelle und Pflanzenkübel denn hinsollen, fragt sich Staatsintendant Andreas Beck mit feiner Ironie in der Stimme, und hofft, dass nach der Ausdekorierung des Platzes zumindest der Eingang zum Residenztheater noch zu finden sein wird. Mit dem „Marstall Salon“ im ersten Stock des Marstalls wurde in der letzten Zeit verstärkt eine weitere Spielstätte etabliert; dort fand nun auch die Spielzeit-Pressekonferenz statt.

Beste Aussichten hatte man da - das Programm der nächsten Saison ist vielversprechend. Wobei Andreas Beck aus dem Knäuel von 18 Premieren, darunter fünf Uraufführungen und zwei deutschsprachige Erstaufführungen, die Stadt München selbst als roten Faden herausfieselt.

Zur Wiesnzeit: Oktoberfest auf der Bühne

Der Bezug auf den eigenen Standort zeigt sich bereits zum Saisonstart: Mit „Kasimir und Karoline“ inszeniert Barbara Frey das wohl münchnerischste Stück von Ödon von Horváth, Schauplatz ist das Oktoberfest. Frey, zuletzt Leiterin der Ruhrtriennale, kehrt mit diesem Stück nach München zurück; zuletzt inszenierte sie 2005 Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ am Residenztheater. Am 26. September ist nun die Premiere, mitten in der Oktoberfestzeit.

Einen Tag später ist Cosmea Spellekens Adaption von Irmgard Keuns Roman „Nach Mitternacht“ im Marstall zu sehen. Ähnlich wie Keun sich in ihrem 1937 erschienenen Exilroman mit dem aufblühenden Faschismus in Deutschland auseinandersetzte, beleuchtete Heinrich Mann in „Der Untertan“ den verstärkten Nationalismus des Bürgertums im Wilhelminischen Kaiserreich. Alexander Eisenach nimmt sich Manns Roman vor, Premiere ist am 9. Oktober im Cuvilliéstheater.

Elsa-Sophie Jach, deren „Romeo und Julia“-Inszenierung gerade für volles Haus sorgt, bringt ein neues Stück von Rainald Goetz im Residenztheater zur Uraufführung: In „Lapidarium“ beschäftigt Goetz sich mit seiner Münchner Vergangenheit, imaginiert unter anderem ein gemeinsames Filmprojekt von Helmut Dietl und Franz Xaver Kroetz (Premiere am 10. Oktober).

Ein Musical im Residenztheater

Zu den weiteren Inszenierungen mit München-Bezug gehören die erste Arbeit von Opernregisseur Claus Guth am Residenztheater - er bringt das Musical „Cabaret“, 1972 in München verfilmt, auf die Bühne (Premiere: 12. Dezember) -, sowie ein mit „Munich Maschine“ betiteltes neues Stück von Albert Ostermaier, das Ersan Mondtag inszenieren wird. Der Inhalt klingt wild: Ein Ufo in Weißwurstform landet vor der Bayerischen Staatskanzlei und spuckt Außerirdische aus, die von der 2022 verstorbenen Münchner Regielegende Klaus Lemke auf eine Zeitreise durch die Münchner Geschichte mitgenommen werden (6. Februar 2026 im Residenztheater). Hinzu kommt ein Projekt auf den Spuren, die Freddie Mercury in München hinterlassen hat (30. April im Marstall).

Intendant Andreas Beck umgeben von seinen Hausregisseurinnen und Regisseuren Thom Luz (links), Elsa-Sophie Jach, Nora Schlocker und Alexander Eisenach.
Intendant Andreas Beck umgeben von seinen Hausregisseurinnen und Regisseuren Thom Luz (links), Elsa-Sophie Jach, Nora Schlocker und Alexander Eisenach. © Adrienne Meister

Gespannt darf man zudem auf Mateja Koleniks Inszenierung von Kleists „Der zerbrochne Krug“ sein (28. November im Cuvilliéstheater), auf die „Ödipus“-Variante des britischen Regisseurs und Dramatikers Robert Icke (24. April 2026 im Residenztheater) oder die Neuauflage von Werner Schwabs Fäkaldrama „Die Präsidentinnen“, inszeniert von Hausregisseurin Claudia Bauer (12. Juni 2026 im Residenztheater). Insgesamt ist der weibliche Anteil am künstlerischen Output in der nächsten Spielzeit besonders hoch: Zwölf Produktionen werden von Frauen inszeniert; unter anderem werden Rieke Süßkow und Claudia Bossard erstmals am Staatsschauspiel inszenieren.

In dieser Spielzeit kommt noch ein bayerischer Klassiker

Hinsichtlich der Auslastung zeigt sich Andreas Beck sehr zufrieden: Sein Haus kann bereits jetzt im Mai schon mehr Einnahmen als in der letzten Saison verbuchen. Die Kartenpreise wurden etwas erhöht, das junge Publikum nutzt wiederum verstärkt das verbilligte Ticketangebot für 10 Euro (bis zum 30. Lebensjahr). Als starkes Vorbild für Mädchen (und Jungs) hat am 16. November „Pippi Langstrumpf“ unter der Regie von Daniela Kranz im Residenztheater ihren Auftritt.

Das ganze Team: Ingrid Trobitz, Thom Luz, Elsa-Sophie Jach, Andreas Beck, Nora Schlocker, Alexander Eisenach, Almut Wagner
Das ganze Team: Ingrid Trobitz, Thom Luz, Elsa-Sophie Jach, Andreas Beck, Nora Schlocker, Alexander Eisenach, Almut Wagner © Adrienne Meister

Die von Resi-Chefdramaturgin Almut Wagner verantwortete Plattform für internationale Gegenwartsdramatik, „Welt/Bühne“, wird in der nächsten Saison weitergeführt, das diesjährige „Welt/Bühne“-Festival im Marstall steht unmittelbar bevor. Und am 14. Juni werden im Resi noch die „Gschichtn vom Brandner Kaspar“, verfasst von Franz Xaver Kroetz, inszeniert von Philipp Stölzl, mit Günter Maria Halmer in der Titelrolle uraufgeführt. Wie gesagt: Beste Aussichten.

Das ganze Programm der nächsten Spielzeit finden unter www.residenztheater.de

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