Neues Programm von Simon Pearce: Knien vor Lachen

Der Münchner Komiker Simon Pearce wünscht sich "Pea(r)ce on earth" im Lustspielhaus.
Thomas Becker |
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Simon Pearce spielt am Donnerstag im Lustspielhaus.
Ho Simon Pearce spielt am Donnerstag im Lustspielhaus.

München - Seit 2012 tritt Simon Pearce immer öfter als Comedian auf. Seinen ersten Auftritt hatte er in der Sendung "StandUpMigranten". Seitdem folgten mehrere Auftritte unter anderem bei "Nightwash" und dem "Quatsch Comedy Club". Am Donnerstag kommt er ins Münchner Lustspielhaus.

AZ: Herr Pearce, Ihre erstes Solo vor drei Jahren fand noch auf der kleinen Bühne des Vereinsheims statt. "Pea(r)ce on earth" startet nun ein paar Meter weiter, auf der großen Bühne des Lustspielhauses. Nervös?
Simon Pearce: Nee. Ich habe mit meinem Programm "Allein unter Schwarzen" ja schon zehn oder zwölf Vorstellungen im Lustspielhaus gespielt, wurde schon nach der zweiten Vorstellung sozusagen hochgezogen. Generell ist es so: Wenn mehr Leute da sind, wird auch mehr gelacht, was einem auf der Bühne eine ganz andere Kraft gibt. Schlimm ist nur, dass viele Bekannte da sein werden. Das steigert die Nervosität!

Ihre erste Rolle in einer Fernsehserie hatten Sie mit elf in "Zwei Münchner in Hamburg".
Durch meine Mama, die Schauspielerin Christiane Blumhoff, habe ich früh angefangen, vor der Kamera zu stehen. Aber es ist schon noch mal was Anderes, alleine auf der Bühne zu sein, mit den eigenen Witzen. Da gibt es keine Ausreden, wenn die Leute nicht lachen.

Ist Ihnen das schon mal passiert, dass die Gags so gar nicht gezündet haben?
Einmal habe ich eine halbe Stunde vor dem Eifeler Landfrauenbund gespielt, vor 200 um die 75 Jahre alten Frauen – "Allein unter Schwarzen" war vielleicht nicht so ihr Thema, aber sonst kam das immer super an. Ich habe ja auch Stellen, wo man nicht lachen kann: Wenn ich was erzähle, was für die Leute bedrückend ist.

Im ersten Programm ging’s um Ihre Kindheit und Jugend als Schwarzer in Bayern, um Alltagsrassismus. Was ist das Thema in "Pea(r)ce on earth"?
Jedenfalls nicht meine Hautfarbe. Ich wollte nicht, dass ich irgendwann den Stempel "boarischer Neger" aufhabe, der arme Kleine, Geschundene. Diesmal geht es um Ängste generell, um persönliche wie Flugangst, darum, was Angst mit den Menschen macht. Da sind reine Comedy-Elemente drin, wo es wurscht ist, wer das erlebt: den ersten Urologen-Besuch oder das Verhalten der Deutschen im Urlaub. Aber natürlich sind auch Geschichten drin, die mir selbst passiert sind. Die meisten dieser absurden Anekdoten haben dann halt doch irgendwie mit meiner Hautfarbe oder der sogenannten Flüchtlingskrise zu tun.

Wie tagesaktuell halten Sie Ihr Programm? Rassismus ist ja allgegenwärtig, sei es in Deutschland oder in den USA, wo sich der Präsident gerade mit schwarzen Spitzensportlern angelegt hat...
Vielleicht knie ich mich auf der Bühne einfach mal hin und schaue, ob’s die Leute verstehen. Die Wahl und die AfD werden auch thematisiert, solche Sachen kann man einfach nicht komplett außer Acht lassen. Aber ich mache ja kein Polit-Kabarett, da gibt es viel bessere Leute.

Sie haben Ihren Stil mal als Stand-up-Kabarett bezeichnet. Trifft es das noch?
In Deutschland gibt es nur diese ganz klaren Stempel: Kabarett oder Comedy. In Amerika laufen unter Comedy sowohl beliebig aneinander gereihte One-Liner als auch höchst politische Inhalte. Stand-up-Kabarett passt gut zu meinem Tun, weil es eine Mischform ist: klassische Stand-up-Elemente, Storytelling, aber auch Gesellschaftskritik.

Ihr Anspruch ist Unterhaltung, korrekt?
Primär muss es unterhalten, aber ich habe schon auch den Anspruch, dass es die Leute berührt und dass sie ein bisschen nachdenken können. In einer Kritik stand mal "Es ist kein Kabarett, keine Comedy, sondern so, als würde einem ein guter, lustiger Freund einfach Geschichten erzählen". Genau so will ich sein: der Kumpel, der einem da oben was erzählt und zum Lachen bringt.

Neben der Kleinkunst spielen Sie auch im Fernsehen, am Volkstheater (wie in "Ziemlich beste Freunde" in Regensburg) und arbeiten als Synchronsprecher.
Ich habe jetzt schon Comedy-Termine für 2019. Meine Film-Agentin kotzt gerade ein bisschen ab, weil ich viele TV-Rollen absagen musste. Dennoch sehe ich mich schon als Schauspieler. Da habe ich die Ausbildung gemacht, das ist mein Beruf. Aber realistisch gesehen bin ich jetzt Comedian/Schauspieler. Mir macht das einfach total viel Spaß, auf der Bühne zu stehen.

Ist die Mama immer noch Ihr Coach?
Sie war bei der Vorpremiere, hat sich Notizen und mir ein paar Vorschläge gemacht. Wenn ich mir einen externen Regisseur reinsetzen würde: Der weiß halt nicht, wie ich ticke. Niemand kennt mich besser als die Mama. Meine ganze Familie ist meine Ratgeber. Die müssen sich das alles vorher schon mal anhören, ohne dass sie es wissen – und manchmal auch ohne, dass ich es weiß.

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