Neuer Münchner Konzertsaal: Sterben auf Raten - mit Finale nach der Wahl

Katrin Habenschaden will mit Kunstminister Markus Blume eine Kooperation beim Gasteig vorschlagen. Es wäre das Ende für das teure Projekt im Werksviertel.
Robert Braunmüller
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Der geplante Konzertsaal im Werksviertel in der Abendsonne.
Der geplante Konzertsaal im Werksviertel in der Abendsonne. © bloomimages/cukrowicz nachbaur architekten

München - Die Stadt will ihren Konzertsaal im Gasteig sanieren, der Staat will einen neuen im Werksviertel bauen. Der Hausverstand fragt sich: Warum tun sich Staat und Stadt bei diesem Projekt nicht zusammen?

Bisher war das wegen vieler Befindlichkeiten schwierig. Der Neubau im Werksviertel hätte - rechtzeitige Fertigstellung vorausgesetzt - als Interim während der Gasteig-Sanierung dienen können. Die Stadt musste daher die Isarphilharmonie errichten. Seitdem stellt sich die Frage, wieso der Staat für 700 Millionen einen Saal im Werksviertel bauen will, wenn er auch die für 70 Millionen entstandene Isarphilharmonie übernehmen könnte, sobald der Gasteig einmal fertig ist.

Konzertsaal: Baubeginn im Werksviertel wohl nicht vor 2025

Dessen Sanierung soll von einem Investor übernommen werden, der noch nicht gefunden ist. Als Plan B wäre eine Zusammenarbeit mit dem Freistaat denkbar, der auf den eigenen Neubau im Werksviertel verzichten und beim Gasteig und der Isarphilharmonie einsteigen könnte.

Der geplante Konzertsaal im Werksviertel.
Der geplante Konzertsaal im Werksviertel. © bloomimages/cukrowicz nachbaur architekten

Die Chance dafür besteht. Am Freitag hat Bayerns Kunstminister Markus Blume im "Münchner Merkur" erklärt, dass die Staatsregierung angesichts anstehender Sanierungen ihre Prioritäten bei den Großprojekten neu ordnen müsse. Am Konzerthaus im Werksviertel werde zwar weiter geplant, mit einem Baubeginn vor 2025 sei aber nicht mehr zu rechnen.

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Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden hat dem Freistaat nun eine "Kooperation mit dem Gasteig" vorgeschlagen. Investitionen in die Kunststadt München seien immer willkommen. "Allerdings ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis eines dritten Konzertsaals inzwischen höchst fraglich", zitiert eine Mitteilung die Zweite Bürgermeisterin. Dem Konzertsaal im Werksviertel drohe "ein Sterben auf Raten - mit Finale vermutlich nach der Landtagswahl im Herbst 2023".

Geplante Baukosten nähern sich der Milliardengrenze

Der Gasteig, Europas größtes Kulturzentrum, werde in den kommenden Jahren saniert und architektonisch aufgewertet. "Herausforderungen wie Klimaschutz, Mobilität oder bezahlbares Wohnen sind dagegen dringlich wie nie. Es ist deshalb notwendig, Ressourcen zu bündeln und stärker zusammenzuarbeiten", so Habenschaden.

Die Kosten für das Konzerthaus im Werksviertel werden sich bald der psychologisch gefährlichen Milliardengrenze nähern. Das macht eine Zustimmung des Landtags wenig wahrscheinlich. Außerdem ähnelt die inhaltliche Ausrichtung des Konzerthauses mit dem Schwerpunkt auf Education der Neukonzeption des Gasteig. Und die Isarphilharmonie gibt es auch noch. Braucht man das wirklich zwei- oder dreimal, und das auch noch in fußläufiger Entfernung?

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4 Kommentare
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  • Yeswecan am 26.03.2022 16:46 Uhr / Bewertung:

    MP Söder ist der Bilderbuch-Populist schlechthin. Er denkt von Wahl zu Wahl.Da opfert er auch gerne mal nebenbei das geplante Konzerthaus für Bayern, bringt eh keine Wählerstimmen.Natürlich alles unter dem Deckmantel „Denkpause“ . Wird Zeit, dass aus der Kulturbranche dem Herrn Söder mal ordentlich Gegenwind entgegenweht.Vorausschauende Kulturpolitik schaut anders aus.

  • Gold500 am 25.03.2022 19:47 Uhr / Bewertung:

    Nein zum Konzerthaus. Der Freistaat sollte den Betrag was das Konzerthaus kostet, wahrscheinlich mehr als eine Milliarde, lieber die Kitas, sozialen Einrichtungen, bessere Bezahlung der Pflegekräfte usw. investieren.
    Gasteig und Isarphilharmonie reicht doch vollkommen aus für das Klientel in und um München.

  • Fahrradträger am 25.03.2022 19:43 Uhr / Bewertung:

    Die Münchner Kultur Schickeria braucht mehr Veranstaltungsorte, damit sie ihre vom steuerzahler subventionierten Abonnements auch nutzen kann. Was sind schon 700 Millionen für einen Kulturtempel, wenn das Dach für ein baufälliges Stadion schon 77 Millionen kostet.

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