Marco Pogo im Lustspielhaus: "Der Punk ist nie tot"
München - Auf der Bühne heißt er Marco Pogo, im bürgerlichen Leben Dominik Wlazny, ist studierter Mediziner, Kopf der Punk-Band "Turbobier" sowie seit 2015 Vorsitzender der Bierpartei. Bei der österreichischen Bundespräsidentenwahl im vergangenen Jahr bekam er 337.010 Stimmen: 8,3 Prozent. Im Lustspielhaus feiert er am Mittwoch mit seinem Bühnenprogramm "Gschichtldrucker" Deutschland-Premiere.
Marco Pogo: "Ich höre auf gar keinen Namen mehr"
AZ: Herr Pogo – oder besser: Herr Wlazny? Wie sagen Ihre Freunde: Marco, Dominik oder auf welchen Namen hören Sie?
MARCO POGO: Eigentlich auf alle, je nach Laune. Da sich bei mir ja so einiges vermengt, habe ich mir antrainiert, immer hinzuhören. Oder sagen wir so: Ich hab's mir angewöhnt, alles zu ignorieren. Denn meist ist das ja mit irgendeiner Aufgabe verbunden, und das versuche ich zu vermeiden. Ich höre also auf gar keinen Namen mehr.
So ist das wohl im Punk. Ins Lustspielhaus kommen Sie mit einem Programm namens "Gschichtldrucker" – ist der Punk nun tot oder macht er bei Ihnen nur Pause?
Der Punk ist nie tot – oder schon sehr lange. Aber das bissl Punk, das bissl Rebellion ist in meinem Leben immer da, egal was ich mache. Ob ich mit "Turbobier" über Bier singe oder mein Bühnenprogramm Schrägstrich Kabarett Schrägstrich Stand-Up spiele: Da ist auch sehr viel Punk drin, den kriege ich nicht aus mir raus. Punk beinhaltet für mich auch, Dinge zu sagen, die a bissl über die Grenze gehen. Das ist ein Grenzgang, und den gehe ich auch mit "Gschichtldrucker".
Marco Pogo: "Ich versuche immer das zu machen, was sich gut anfühlt"
Aber den Musiker aus "Turbobier" gibt es auch noch?
Ja, das ist auch der gleiche, ich hab' keine dissoziative Persönlichkeitsstörung. Ein bissl in den Vordergrund rückt in der politischen Landschaft Österreichs: Dominik Wlazny, der mit der Bierpartei reüssiert. Generell versuche ich immer, das zu machen, was sich halbwegs gut anfühlt. Aber die Kunstfigur Marco Pogo kann auch eine politische Figur sein.
Sie erzählen nicht nur ein Best of Ihres Tour-Lebens, sondern rutschen auch ins Politische?
Ich habe viel Tagespolitik eingearbeitet, weil das für mich ein Weg ist, gewisse Geschehnisse zu verarbeiten. Ich gebe auch einen Ausblick auf die Welt 2056. Es ist politischer geworden, als ich mir anfangs gedacht habe. Aber wir leben halt einfach in politischen Zeiten, richtig loslösen kann sich niemand von aktuellen Debatten.
Wie fühlt sich das neue Kleinkunsthabitat als Punk so an?
Ich habe im Juli 2022 angefangen, schreibe das Programm permanent um, was sehr fordernd ist, aber auch extrem cool. Der Zuspruch in Österreich ist massiv.

Im Lustspielhaus ist Deutschland-Premiere, korrekt?
Ja, ich bin gespannt, ob es so etwas wie einen Gap gibt zwischen Österreich und Bayern. Ich sehe das eher so als einen Raum, man kriegt ja viel vom Nachbarn mit. Die österreichische Politik ist von außen betrachtet bestimmt auch sehr unterhaltsam.
2021 haben Sie Ihr erstes Buch veröffentlicht, "Gschichten", gefolgt von "Geschichtldrucker". Eher autobiografisch?
Ich weiß nicht, ob man den Terminus Gschichtldrucker in Deutschland kennt. In Österreich ist das jemand, der mit leichtem Hang zur Übertreibung Dinge erzählt, von denen man nicht weiß, was wahr ist und was geflunkert. Letztlich bleibt dem Zuseher überlassen, was er mir glaubt. Tendenziell habe ich ärgere Geschehnisse eher weggelassen, damit es halbwegs glaubwürdig bleibt.
Marco Pogo: "Österreich ist noch lange nicht digitalisiert"
Ihre Lieblings-Geschichte?
Die über die mangelnde Digitalisierung in Österreich, welchen Spießrutenlauf ich unternehmen musste für eine Handy-Signatur, mit der man übers Telefon Amtswege erledigen kann: Österreich ist noch weit vor dem Internet-Zeitalter!
Was ist Ihre Lieblings-Geschichte, die sie nicht erzählen?
Wie es mit der Bierpartei weitergeht. Nicht umsonst endet die Domain der Bierpartei auf eu. Da ist noch Luft nach oben. Auch in Bayern könnte die gut Fuß fassen. Und diese Geschichte ist noch unerzählt.
Es stehen ja einige Wahlen an: Nationalrat, 2025 dann EU-Wahlen, und dann wird der nächste Bundespräsident oder Bundespräsidentin gewählt. Sind Sie wieder am Start?
Dazu will ich jetzt noch nichts sagen.
Marco Pogo: "Ich bin ein stolzer Simmeringer"
Seit 2020 sind Sie Bezirksrat in Wien-Simmering. Wie schief werden Sie da von den Kollegen Politikern angeschaut?
Ich besinge Simmering ja schon seit vielen Jahren, bin wirklich ein stolzer Simmeringer – und jetzt bin ich Bezirksvertreter! Am Anfang wusste man nicht, wo man die Bierpartei hintun soll. Mir war klar, dass in dem Moment, als wir in diese Vertretungen gewählt wurden, das auch für vernünftige Sachen nutzen wollen. In den ersten zwei Jahren haben wir etwa 400 Anträge gestellt, Dinge von denen wir dachten: "Das könnte besser gehen!" Da wird man nicht mehr schief angeschaut, sondern mit großer Sorge: "Gleich stellt er wieder nen Antrag!"
Als Bezirksrat müssen aber doch bestimmt an reichlich Sitzungen teilnehmen, die ja oft abends stattfinden, wenn Sie lieber auf ganz anderen Bühnen stehen, oder?
Diese Sitzungen finden – bitte nicht lachen! – vier Mal im Jahr statt. Das kriege sogar ich hin.
Marco Pogo: Mama und Papa sind Parteimitglieder
Was sagen eigentlich Ihre Eltern zu Ihrem Politiker-Sohn?
Volle Unterstützung! Sie sind zwei von etwa 2.000 Parteimitgliedern und zu allen Schandtaten bereit. Einmal im Jahr machen wir eine Voll-Versammlung, mit Tagesordnung und Anstecknadeln, und am Ende gibt es einen Umtrunk.
Da sind wir dann bei Ihrem Turbobier, das es nicht nur in Ihrem Online-Shop, sondern in Österreich auch im Supermarkt gibt: Wie schmeckt das denn so?
Ein helles Märzen mit 5,2 Prozent Umdrehungen, lange gereift für schnellen Genuss. Ein Top-Bier, es schmeckt nicht nur mir, sondern der halben Alpenrepublik. Ich weiß natürlich, dass es in Bayern sehr, sehr gutes Bier gibt, da bin ich sehr ehrfürchtig. Aber wenn mich im Lustspielhaus jemand lieb fragt, hab' ich vielleicht eine Flasche für ihn oder sie dabei. In einigen Edeka-Filialen in Bayern und Baden-Württemberg poppt das Turbo-Bier schon auf, aber noch nicht flächendeckend. Doch das ist a bissl mit Arbeit verbunden, und die versuche ich ja zu umschiffen.
Marco Pogo: "Gschichtldrucker", im Lustspielhaus, Occamstraße 8, Mittwoch, 29. März und 17. Oktober, jeweils 20 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr, Restkarten an der Abendkasse