Kritik

"Le Club reloaded" im GOP: Nervenkitzel und gute Laune

Die Show "Le Club reloaded" im GOP-Varietétheater zeigt Körperkunst aus Afrika und thematisiert die deutsche Kolonialzeit.
Mathias Hejny |
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Der Südafrikaner Jade Lee Petersen erschafft magische Bilder.
Der Südafrikaner Jade Lee Petersen erschafft magische Bilder. © GOP-Varieté

München - Vor vier Jahren machte der Club schon einmal Station im GOP-Varietétheater am Max-II-Monument und kehrt in diesem Herbst wieder zurück als "Le Club reloaded". 

Lebensgefühl der Menschen zwischen Addis Abeba und Kapstadt mehr im Mittelpunkt

Auf die Frage, was neu an der aktuellen Show ist, antwortet Werner Buss, Künstlerischer Leiter der GOP-Varietétheater: "Die Show ist noch afrikanischer". Reinhard Bichsel, der von Anfang an das Konzept entwickelt hat und nun weiter spann, erklärte bei einem Pressegespräch, dass man noch näher an die Wurzeln gegangen und nach dem großen Erfolg der ersten Auflage auch risikofreudiger gewesen sei.

Keine Safari zu machen, sondern auf ein authentischeres Lebensgefühl der Menschen zwischen Addis Abeba und Kapstadt zu achten, ist in Zeiten, in denen etwa der Hamburger Tierpark Hagenbeck seine "Völkerschau" im späten 19. Jahrhundert aufarbeiten muss, ohnehin das geringere Risiko, daneben zu greifen.

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"Le Club reloaded": Ungeheure Energie gleich zum Auftakt

An die Zeit der deutschen Kolonien in Südwest- und Zentralafrika erinnert in der Show frisch, fromm, frei und ein bisschen verschmitzt eine Turnergruppe in weißrot gestreiftem Trikot am Rhön-Rad zu preußischer Marschmusik. Aber dieser militärische Takt auf die Eins ist für den Abend untypisch. Das musikalische Quartett, das schon 2017 dabei war, schlägt seinem Publikum mit ungeheurer Energie die Polyrhythmik ihrer Heimat in Burkina Faso um die Ohren.

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Witzige Einlagen zwischen Clownerie und Ästhetik runden das Bild ab

Zu Trommeln aller Art und Größe sowie zwei Xylophonen singt Awa Diarra ebenso Fröhliches wie Sehnsüchtiges mit kehliger und doch mächtiger Stimme. Dazu tanzen Aminata Dembelé und Diarra Mbaye, als gebe es kein Morgen. Schnell hat die Truppe den Saal im Griff, der in kürzester Zeit brodelt.

Der musikalische Höhepunkt ist erreicht, wenn Zuschauerinnen und Zuschauer aufgefordert werden, zu dem metallenen Eimerchen mit hölzernen Klöppeln zu greifen, die auf jedem Tisch bereitstehen - unwiderstehliche afrikanische Perkussion zum selber machen. Vor allem die Musik ersetzt geschmeidig gleitend die traditionelle Conférence, die die Nummern trennt. Manchmal erscheinen anstelle der Band die Äthiopier Daniel Esaye und Mengistu Ashenafi Hailu mit mal kleinen, mal aufwändigeren, aber immer witzigen Einlagen zwischen Clownerie und Akrobatik.

"Le Club reloaded": Inszenierung setzt aufs Alltägliche

Die Inszenierung von Pierre Caesar und Markus Pabst setzt vor allem auf ganz alltägliche Straßenszenen, in denen die gut gelaunte Girls-Power des Duos Eyerusalem & Tsion mit scheinbar leichtfüßiger Antipoden-Artistik spektakuläre Wirkung entfalten kann wie auch das nervenkitzelnde "Rola Rola" von Mohamed Tadei, dem Balancieren auf einem immer höher werden Stapel von Zylindern, Rohren und anderen Dingen, die alles sind außer stabil.

Jade Lee Petersen: Nichts für Orthopäden

Andere klassische Disziplinen von Varieté und Zirkus eröffnen weitere Räume. Locker umspielt Tarik Usman mit seiner kräftezehrenden Kunst den Pole oder tanzt atemberaubend schnell mit, um und durch den Cyr, den großen Reifen. Der Südafrikaner Jade Lee Petersen erschafft magische Bilder. Dazu trägt er eine Krinoline, die skelettartige Unterwäsche für einen Reifrock, um zu demonstrieren, dass er selbst keinen Knochenbau hat. Das ist nichts für Orthopäden. Alle anderen wünschen sich, dass "Le Club" nicht wieder vier Jahre braucht, um neu "reloaded" zu werden.

GOP-Varietétheater, bis 9. Januar, dienstags bis donnerstags 20 Uhr, freitags und samstags 17.30 und 21 Uhr, sonntags 14 und 18 Uhr, Telefon 210 288 244

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