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Erneute Schließung der Theater: Unendlich borniert

Robert Braunmüller über die erneute Schließung der Theater, von denen keine Ansteckungsgefahr ausgeht.
Robert Braunmüller
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Die Bahn gehört dem Bund. Sie ist mindestens so staatsnah wie die öffentlich finanzierten Theater und Konzertsäle. Hat man je davon gehört, dass Plätze gesperrt oder das Reservierungssystem pandemietauglich gemacht worden wäre? Auch bei der Maskenpflicht redet sich die Bahn heraus, und in Großraumabteilen wird mit runterhängendem Mund- und Nasenschutz munter telefoniert, dass die Aerosole nur so fliegen.

Zusperren für symbolische Entschlossenheit

Theater und Konzertsäle haben - ähnlich wie die Gastronomie - aufwendige Hygienekonzepte entwickelt. Und wer darf nun ungestört weitermachen? Die Politik geht wie im Frühjahr den leichtesten Weg. Von strikt kontrollierten Sportveranstaltungen, verantwortungsbewusster Gastronomie, Läden mit Hygienekonzept, Theatern, Kinos und Konzerten geht keine besondere Gefahr aus. Aber sie werden zugesperrt, weil die Politik damit symbolisch Entschlossenheit demonstrieren kann.

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Corona macht Stress. Für Stress braucht es Ausgleich. Für den einen ist es Fußball, für Jüngere das Feiern in Clubs, für eine breite ältere Schicht sind es Theater und Konzerte. Die Politik hat die Pflicht, solche Freiräume zu schützen und zu ermöglichen. Das hätte man - etwa - im Sommer aus der Debatte um den Gärtnerplatz lernen können.

Kultur nicht nur "Freizeitgestaltung"

Im Moment, und da spielt bei Söder und Merkel herkunftsbedingt auch die protestantische Lustfeindlichkeit mit, wird nur verboten. Und wenn Corona dann endlich verschwunden ist, der letzte Gitarrist im Callcenter sitzt, alle privaten Veranstalter pleite sind und die staatlichen Theater unter Sparrunden ächzen, wird man merken, dass etwas fehlt und Kultur nicht nur eine "Freizeitgestaltung" ist, wie es in der Beschlussvorlage aus dem Bundeskanzleramt so unendlich borniert heißt.

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7 Kommentare
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  • TheBMW am 02.11.2020 09:54 Uhr / Bewertung:

    Und wieso kann die Kultur nicht auch interaktiv stattfinden? Man kann doch genauso das Ganze aufzeichnen und im Fernsehen (oder auf einem eigenen Sender) oder im Internet ausstrahlen. Die Profiligen haben auch nahezu keine Zuschauer mehr und man kann die Spiele im Fernsehen oder im Internet ansehen. Das Ganze iVm einem Bezahlsystem. Und ja, es ist nicht das gleiche Erlebnis, aber besser als garnichts.

    Und Herr Braunmüller: Die Bahn ist seit Jahrzehnten privatisiert und kein Staatsunternehmen zwinkern
    Jedoch gebe ich Ihnen in der Sache recht, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird
    Und

  • 1Muenchner am 30.10.2020 19:18 Uhr / Bewertung:

    Ich möchte der Kultur auch gar nicht absprechen, dass sie ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft ist. Aber eben nicht der Kernbereich. Der Kernbereich ist das öffentliche Leben, Ausbildung und die großen Teile der Wertschöpfungskette. Da gehört die Kultur leider nicht dazu.

    In der jetzigen Lage müssen Kontakte - außerhalb des Kernbereichs - deutlich reduziert werden. Und warum? Weil wir - jeder von uns - leider so inkonsequent ist sich nicht strikt an sie AHA-L Regeln zu halten um einen exponentiellen Anstieg zu vermeiden.

    Zum Thema Geldverdienen: das ist kein Argument. Denn Geld verdienen muss grds. jeder. Aber nicht jeder Teil der Wertschöpfung kann im Moment aufrecht erhalten werden. Btw: für den November wird es Ersatzprogramme geben.

    Und mit ein bisschen Disziplin jetzt haben wir die Chance auf wenige Beschränkungen an Weihnachten oder vermeiden einen harten Lockdown über die Wintermonate....

  • Der wahre tscharlie am 29.10.2020 15:57 Uhr / Bewertung:

    Sehr guter Kommentar! Besonders der letzte Absatz!!

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