Eine flügellahme "Fledermaus"

Das Hofspielhaus in der Falkenturmstraße zeigt die unverwüstliche „Die Fledermaus“ von Johann Strauss
Mathias Hejny |
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Die große Sause beim Prinzen Orlowsky im Hofspielhaus.
Nick von Fürstenberg Die große Sause beim Prinzen Orlowsky im Hofspielhaus.

Gerichtsdiener Frosch ist zunächst noch ein wenig desorientiert und beginnt seinen Monolog am Beginn des dritten Akts auf Wienerisch. Doch dann erkennt er, dass „Die Fledermaus“ in diesem Fall an der Isar flattert. Und Moses Wolff grantelt als der alkoholaffine Zellenschließer auf Münchnerisch über Bierpreise auf der Wiesn und die Verlegung der Bushaltestelle am Marienplatz.

Das komödiantische Extempore ist anderswo eine Paradenummer für Schauspieler. Aber hier reicht es für nur genau zwei mäßige Gags mit lokaler Note. An dieser Stelle hat sich allerdings längst schon Ernüchterung eingestellt.

Dabei ist die Idee berauschend, „Die Fledermaus“ von Johann Strauß im knuffigen Hofspielhaus aufzuführen. Und es fängt gut an: Das Publikum wird in den ersten Stock gebeten. Hier wohnen Gabriel (Thorsten Stammberger) und Rosalinde (Kristin Ebner) von Eisenstein für 3000 Euro Kaltmiete, wie der Programmzettel verrät, im Dachgeschoss des Falkenturms.

Der Spaß hat Grenzen

Man erlebt hautnah das Frühstück des Ehepaars und wie sich Alfred (Adam Sanchez) um die Gunst der Hausherrin müht. Hier ist und war früher einmal tatsächlich auch das Gefängnis, das Gabriel von Eisenstein für acht Tage einfahren soll – einen Schuss klingende und singende Heimatkunde gibt es dazu.

Der Reiz, mit den stimmlich angenehm timbrierten Sängerinnen und Sängern sowie dem Dirigenten Armando Merino während ihrer Berufsausübung einmal ganz dicht auf Augenhöhe zu sein, ist beträchtlich. Doch der Spaß hat Grenzen, denn Regisseurin Kristina Wuss mogelt sich herum um die Möglichkeiten, die eine Off-Operette im Bonsai-Format haben kann. Die folgende Party des Prinzen Orlowsky findet auf der Bühne im Keller statt, wo es erwartungsgemäß eng zugeht. Der Gastgeber ist üblicherweise eine Hosenrolle, hier aber eine Hotpantsrolle.

Güldene heiße Höschen

Die güldenen heißen Höschen für Cornelia Lanz und ihren warmen, leicht abgdunkelten Mezzo sind das Aufregendste dieser ansonsten betont hausbackenen Koproduktion mit Werkmünchen, einem Fortbildungsinstitut für Bühnenkünstler aller Art. Schauspielerische Frische zeigt immerhin Irina Firouzi als Adele, während die Herren Marcus Weißhaar (Gefängnisdirektor Frank) und Jussi Järvenpää (Dr. Falk) es bei gut abgehangenen Klischees aus dem Altherren-Repertoire belassen.
Warum das Ensemble schließlich mit Modellen von Münchner Bauwerken wedelt, wird und darf ein Geheimnis bleiben.

Hofspielhaus, 9., 16., 23. Februar, 11., 17., 23., 30. März, 20 Uhr, Telefon 24209333

 

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