Dimiter Gotscheff ist tot

Am Residenztheater hatte der Regisseur noch in diesem Jahr Heiner Müllers Drama "Zement" inszeniert
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Am Residenztheater hatte der Regisseur noch in diesem Jahr Heiner Müllers Drama "Zement" inszeniert

Der Theater-Regisseur Dimiter Gotscheff ist im Alter von 70 Jahren gestorben. „Wir sind erschüttert und unsagbar traurig“, schrieb der Intendant des Deutschen Theaters (DT), Ulrich Khuon, in einem Nachruf auf der Internetseite des Berliner DT. Es sei ein „unfassbarer Verlust“. Gotscheff gilt als einer der wichtigsten Bühnenregisseure im deutschsprachigen Raum.

Die Inszenierungen des gebürtigen und mehrfach ausgezeichneten Bulgaren waren regelmäßig auf dem Berliner Theatertreffen zu sehen. Er starb dem Theater zufolge in der Nacht zum Sonntag an einer kurzen schweren Krankheit in Berlin. „Wir waren alle überrascht“, sagte Sprecherin Gaby Schweer am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa.  Intendant Khuon erklärte: „Er hat die Arbeit und das Leben dieses Hauses über viele Jahre hinweg künstlerisch geprägt, als radikal und politisch tief denkender und empfindender Regisseur und Mensch.“ Gotscheff habe „die besondere Gabe einer verschmitzten Doppelbödigkeit und Selbstironie“ gehabt.

Zuletzt habe Gotscheff am Deutschen Theater William Shakespeare gezeigt, sagte Schweer.  Am Deutschen Theater arbeitete Gotscheff den Angaben zufolge seit 2006/07. Zu seinen Arbeiten dort zählt „Die Perser“, das in dem Theater für kommenden Sonntag auf dem Spielplan steht. Das Stück wählten Theaterkritiker der Fachzeitschrift „Theater heute“ zur besten deutschsprachigen Inszenierung der Spielzeit 2006/07. Gotscheffs Wirken war eng mit Heiner Müller verbunden.

Zu Beginn seiner Karriere führte er erstmals bei Müllers „Die Weiberkomödie“ in Nordhausen Regie. Nachdem Gotscheff nach Bulgarien zurückgekehrt war, brachte er 1983 die bulgarische Erstaufführung des „Philoktet“ in Sofia heraus, die große Beachtung fand. Nach seiner erfolgreichen Inszenierung von Müllers „Quartett“ 1985 in Köln blieb Gotscheff im Westen. Am Residenztheater in München führte er kürzlich noch Regie bei Müllers „Zement“. Gotscheff war an zahlreichen deutschsprachigen Bühnen tätig,. Für sein Wirken wurde er mehrfach ausgezeichnet. So ist er Träger des Peter-Weiss-Preises der Stadt Bochum. Vor zwei Jahren bekam er den Theaterpreis Berlin.

Für „Das Pulverfass“ wurde er 2009 für den Faust Theaterpreis nominiert. „Die Theaterwelt verliert einen ihrer profiliertesten Regisseure“, erklärte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Sonntag. Gotscheff sei ein „künstlerisch prägender Kopf und ein engagierter und politisch denkender Mensch“ gewesen. Gotscheff kam laut Deutschem Theater in den 1960er Jahren nach Ost-Berlin – er habe Tiermedizin studieren wollen. Doch dann lernte er den Schweizer Regisseur Benno Besson kennen und wurde dessen Schüler und Mitarbeiter. Er wirkte am Deutschen Theater und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. 1979 verließ er den Angaben zufolge wegen der Ausbürgerung von Wolf Biermann die DDR und ging nach Bulgarien zurück. In den 1980er Jahre arbeitete er dann wieder an deutschsprachigen Bühnen.

 

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