Die Kultfabrik am Ostbahnhof hat Charme

Horst Seehofer favorisiert offenbar das neue Stadtviertel hinter dem Ostbahnhof als Standort eines neuen Konzertsaals
Robert Braunmüller |
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"Entdecke die Vielfalt“! Das steht am Eingang zur Kultfabrik hinter dem Ostbahnhof. Hier vergnügen sich an den Wochenenden Tausende in Bars und Diskotheken. Und die nach einem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Münchner Konzertsaal benannte Tonhalle gibt es auch schon – derzeit aber nur für Pop und Rock.

Die Vielfalt könnte sich bald klassisch verbreitern. In einer Rede vor dem Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft deutete Horst Seehofer an, dass hier jener seit Jahren diskutierte Konzertsaal entstehen könnte, den der Bayerische Ministerpräsident dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks versprochen hat.

Jedenfalls hat ihn der Münchner Merkur so verstanden. In der Staatskanzlei möchte man die Äußerungen des Ministerpräsidenten nicht interpretieren. Aber vieles spricht dafür, dass die nervige Standortdebatte langsam doch einem glücklichen Ende entgegengeht.

Hier stimmt alles

Derzeit prüft eine Arbeitsgruppe mehrere Standorte für den Neubau. Am zuletzt noch favorisierten Olympiapark drohen offenbar Verzögerungen: Der Umzug des Eissports in die Red-Bull-Arena scheint länger zu dauern als bisher angenommen.
Im entstehenden Werksquartier könnte es schneller gehen. Und die Verkehrsanbindung ist durch den nahen Ostbahnhof nirgendwo besser. Noch vor der Sommerpause will Kunstminister Ludwig Spaenle die Ergebnisse dem Kabinett vorlegen. Viel Zeit ist da nicht mehr, Insider vermuten, dass das wohl in der kommenden Woche passiert.

Auch Dieter Reiter findet den Standort „charmant“. Im Werksviertel, so der Name des neuen Stadtquartiers, wurde bereits ein Baurecht erteilt. „Man könnte also Ende 2016 mit dem Bau beginnen und wäre dann sehr schnell fertig. Das würde mir beim Umbau des Gasteig durchaus zupass kommen“, sagte Reiter dem Bayerischen Rundfunk.

Seit dem Stadtratsbeschluss zur Sanierung des Gasteig steht Reiter unter einem gewissen Druck: Wo sollen die Münchner Philharmoniker ab 2020 spielen? Wo finden die Konzerte freier Veranstalter statt, wenn das Kulturzentrum am Isarhochufer wegen Umbau geschlossen wird? Auf diese Fragen gibt es bisher keine befriedigende Antwort. Der Neubau am Ostbahnhof könnte auch eine Lösung dieses Problems sein.

Hinter dem Ostbahnhof herrscht ein erweiterter Kulturbegriff

Im Werksquartier plant der Staat außerdem ein Gründerzentrum mit Start-ups. Ein Teil des Geländes gehört dem Pfanni-Erben Werner Eckart. Er wäre ein möglicher Investor und soll sich bereits mit Reiter und Seehofer getroffen haben.
Auch im Umfeld des BR-Symphonieorchesters wird das Gelände am Ostbahnhof favorisiert. Mehr noch: Nach langer Skepsis gegenüber Fabrikhallen und allen Standorten jenseits des Finanzgartens ist eine vorsichtige Begeisterung zu verspüren. Vom erweiterten Kulturbegriff des Geländes könnte eine Verjüngung des Publikums ausgehen. Es wäre einfach ein Riesenspaß und ein Gewinn für das Image des BR-Symphonieorchesters, wenn nach einem Konzert mit Neuer Musik die Schlagzeuger in einem Club weitertrommeln würden.

Die am Dienstag vorgestellte Idee einer Musikstadt unter dem Dach der ehemaligen Paketposthalle dürfte aus dem Rennen sein. Derzeit nutzt die Post das Gebäude an der Friedenheimer Brücke zur Sortierung von bis zu 4,5 Millionen Briefen täglich.

An der Friedenheimer Brücke dauert es länger

Die Deutsche Post DHL Group bestätigt, dass ihr eine Kaufanfrage vorliegt. Aber sie macht wenig Hoffnungen: „Ein kurzfristiger Verkauf und eine damit verbundene Verlagerung des Briefzentrums, dessen zentrumsnahe Lage für kurze Wegezeiten und damit effiziente Zustellung sorgt, ist bislang nicht geplant, da keine geeigneten alternativen Standorte vorliegen.“

Lesen Sie hier: Wird die Paketposthalle zur Musikstadt?

Ein freies Grundstück mit 60 000 Quadratmetern Fläche ist nicht leicht zu finden. Die Post ist für Gespräche offen – Ehrensache für ein in der Beethoven-Stadt Bonn ansässiges Unternehmen. „Deren Erfolg hängt aber von der Qualität und insbesondere der Lage der angebotenen Standortalternativen ab“, erklärt die Post.

Und daran dürfte es wohl scheitern. Schnell geht an der Friedenheimer Brücke gar nichts. Derzeit hat das Werksquartier hinter dem Ostbahnhof die Nase vorn. Aber noch ist das Rennen nicht entschieden.

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