Interview

Carolin Kebekus: Schluss mit Pussy!

Mit frechen Parodien ging's los - jetzt erhält Carolin Kebekus den Bayerischen Kabarettpreis.
Thomas Becker |
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Carolin Kebekus mit ihrem Programm "Pussy Nation" in Siegen.
Carolin Kebekus mit ihrem Programm "Pussy Nation" in Siegen. © IMAGO/Rene Traut

Am Montag verleiht der Bayerische Rundfunk gemeinsam mit dem Lustspielhaus wieder den "Bayerischen Kabarettpreis", heuer an Carolin Kebekus, Sissi Perlinger, Miss Allie und Nektarios Vlachopoulos. Ausgestrahlt wird die Verleihung am Donnerstag, 27. Oktober, um 21 Uhr im Bayerischen Fernsehen. Im Gespräch mit der AZ spricht Preisträgerin Kebekus über Frauenfußball, Gender-Gerechtigkeit und ausgestreckte Mittelfinger.

AZ: Frau Kebekus, nach Prix Pantheon, Tegtmeiers Erben und einem guten Dutzend Comedy-Auszeichnungen werden Sie nun mit dem Bayerischen Kabarettpreis geehrt. Was für ein Verhältnis haben Sie zu Bayern, zu München?
CAROLIN KEBEKUS: Ein sehr Gutes! Hier ist meine absolute Lieblings-Location, der Circus Krone. Meine Crew und ich freuen uns bei jeder Tour ganz besonders auf die Tage hier.

Carolin Kebekus und FC Viktoria Berlin 

Sie lieben den Kölner Karneval, haben schon im Kindergarten Büttenreden geschwungen, singen mit zwei Kolleginnen als "Beer Bichtes" auf Kölsch, sind aber als Unterstützerin bei den Fußballerinnen des FC Viktoria Berlin eingestiegen. Weshalb?
Das ist ein Projekt, das ich total gerne unterstütze. Hier haben sich ein paar sehr schlaue Frauen zusammengetan, um den FC Viktoria in die erste Bundesliga der Frauen zu bringen. Wir engagieren uns für die Professionalisierung des Frauenfußballs - beispielsweise mit angemessenen Gehältern für die Spielerinnen. Wir wollen, dass Frauenfußball sichtbarer und dem Frauensport mehr Anerkennung entgegengebracht wird.

Geschlechter-Gleichheit ist eines Ihrer Kernthemen. Wie weit sind wir da in Deutschland mittlerweile?
Es gibt sicher viele, die würden sagen, wir haben schon sehr viel erreicht. Im Vergleich zu früher oder zu anderen Ländern stimmt das sicher. Aber es gibt noch so viele Dinge, die wir verändern müssen. Zum Beispiel immer noch die ungleiche Bezahlung. Aber auch die Dinge, die wir schon erreicht haben, sind zu schützen. Wenn man sich die Abtreibungsgesetze in vielen Staaten der USA anschaut, oder auch in Europa zu dem Thema nach Polen blickt, weiß man sehr genau: Frauenrechte und Gender-Gerechtigkeit sind überall auf der Welt ein Thema.

Ihr neues Bühnenprogramm "Pussy Nation" ist nach "Pussy Terror" und "Alpha Pussy" der Abschluss der Pussy-Trilogie. Und dann? Schluss mit Pussy?
Ja, jetzt kann George Lucas gerne alle Teile verfilmen! Die Pussy häng' ich an den Nagel, jetzt ist Zeit für etwas Neues.

"Sehr viel alberner Feminismus unter der Gürtellinie", so beschreiben Sie Ihr eigenes Programm und sagen, Sie lieben es, wie sich manche Ihrer Zuschauer dabei winden. Wieso das?
In solchen Momenten zeigt sich eben, was es noch für absurde Tabus in unseren Köpfen gibt. Ich liebe solche Momente, weil sie sehr echt sind und die Menschen dann auch über sich selbst lachen.

Carlin Kebekus und die Kirche

Ein weiteres Oberthema ist die Kirche. 2013 haben Sie sich via "Freitag Nacht News" bei Kardinal Meisner als Päpstin beworben, sind aus der Kirche ausgetreten, verstehen sich aber noch als Katholikin, Ihre Agentur trägt den schönen Namen Weihrauch. Fällt Ihnen zu dieser endlosen Kaskade an Kirchen-Skandalen immer noch etwas ein?
Ich bin mittlerweile fassungslos, was vor allen Dingen im Erzbistum Köln passiert und, dass die katholische Kirche weder die Opfer von Missbrauch durch katholische Geistliche angemessen entschädigt, noch, dass sie ihr Arbeitsrecht ändern will. Die Wut der Menschen wird dagegen immer größer und viele treten aus. Dabei könnten wir doch gerade in diesen Zeiten - mit den vielen Ängsten und Ungewissheiten - eine Kirche dringend brauchen! Aber eine, die alle Menschen willkommen heißt und Liebe für alle hat.

Die neuen Folgen der "Carolin Kebekus Show" laufen in der ARD, "Pussy Nation" wird dagegen von RTL ausgestrahlt, dem Sender, bei dem Sie vor 20 Jahren groß geworden sind. Wie unterscheidet sich die ARD- von der RTL-Kebekus?
In meiner WDR-Show, die nun wieder wöchentlich in der ARD läuft, arbeite ich mit einem großartigen Team zusammen, und wir können Themen ganz anders bearbeiten, als ich es allein auf der Bühne kann. Mein Soloprogramm läuft traditionell bei RTL. Ich bin froh darüber, dass ich somit insgesamt sehr viele unterschiedliche Menschen erreichen kann.

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Über Ihr Privatleben weiß man, dass man nichts weiß. Nun haben Sie aber mit Ihrem jüngeren Bruder David den Podcast "Kebekus - was warum wie war", 36 Folgen, für jedes gemeinsame Jahr ein Podcast. Warum jetzt doch Privates?
Die Idee hatte mein Bruder, und der ist ja nun auch Stand-up Comedian und somit auch eine prominente Person. Darum find ich es irgendwie nicht mehr ganz so privat, und unsere gemeinsamen Geschichten sind einfach wirklich sehr lustig und müssen gehört werden.

Und Sie investieren auch noch in diverse Start-ups. Gibt es irgendetwas, an das Sie sich nie ran trauen würden?
Ich setze mir nie irgendwelche Schranken, aber es gibt sehr viele Dinge, die ich nicht anfasse, weil ich es nicht kann oder aber absolut nichts davon verstehe.

Nochmal zurück zur Bühne: Kurz bevor Sie auftreten, zeigen Sie Ihrem Team den Mittelfinger, die Crew erwidert die Geste - was soll das denn?
Haha. Naja, das hat sich so eingeschlichen. Wir necken uns halt immer ein bisschen, und mein Team liebt es, mich mit kleinen Dingen zu überraschen und auch zu ärgern. Mittlerweile ist es eine Art Ritual.


Bayerisches Fernsehen, Donnerstag, 27. Oktober, 21 Uhr

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