Bayerischer Klassiker: Franz Xaver Kroetz präsentiert neuen "Brandner Kaspar"
Es ist vollbracht. Dieser monumentale Stoßseufzer ist angebracht, denn vor gut einem Jahr wollte niemand der Ankündigung des Intendanten Andreas Beck trauen, Franz Xaver Kroetz werde den "Brandner Kaspar"-Stoff für das Bayerische Staatsschauspiel bearbeiten. Nun liegt das Stück laut einer Mitteilung des Theaters vor. Auch der Termin für die Uraufführung steht fest: am 10. Juni im Residenztheater, nicht, wie ursprünglich geplant, im Cuvilliéstheater.
Kroetz wollte ursprünglich auch die Titelrolle spielen. Davon sei er aber mit den Worten "Das ist zuviel Kroetz" aber abgekommen, heißt es aus dem Residentheater.

Eine kleine Sensation ist die Uraufführung trotzdem: Es ist der erste neue Kroetz seit einem Vierteljahrhundert, wobei der gerne grantelnde Autor Wert auf die Feststellung legt, dass er zwar geschrieben, aber nichts veröffentlicht habe. Seine große Zeit liegt noch länger zurück: In den 1970er Jahren avancierte er durch Dialektstücke über sozial Unterprivilegierte in der Tradition von Marieluise Fleißer und Ödön von Horváth zu einem der meistgespielten Dramatiker.
Der bayerische Klassiker
Später arbeitete Kroetz vor allem als Schauspieler: Als Klatschreporter Baby Schimmerlos in der Serie "Kir Royal" wurde Kroetz seit 1986 einem größeren Publikum bekannt. Die Stückeschreiberei fiel ihm bald offenkundig schwerer, dafür arbeitete er als "Bild"-Korrespondent.
Ebenfalls vor einem Vierteljahrhundert verabschiedete sich auch der "Brandner Kaspar" in der Bühnenfassung von Kurt Wilhelm vom Bayerischen Staatsschauspiel. An diesen Erfolg knüpfte später das Volkstheater an, auch die Komödie im Bayerischen Hof spielte eine Version des Stoffs, der 2008 von Joseph Vilsmaier mit Bully Herbig als Tod und Kroetz als Brandner verfilmt wurde.

Kroetz' "Gschichtn vom Brandner Kaspar" erzählen den Stoff "frei nach Motiven von Franz von Kobell". Der 1803 in München geborene Schriftsteller und Wissenschaftler ist der Erfinder dieser Figur, die den Tod im Kartenspiel überlistet. Die Geschichte im bayerischen Dialekt erschien 1871 in den "Fliegenden Blättern" und wurde 1934 von Josef Maria Lutz dramatisiert. Kobells Ururgroßneffe Kurt Wilhelm bearbeitete und inszenierte 1975 das Werk für das Residenztheater unter Hinzufügung humoristischer Szenen im Himmel.
Unsentimental und mit viel Humor
In Anlehnung an Kobell erzählt Kroetz die Geschichte von dem bayerischen Sturschädel, "sehr ehrlich und berührend, dabei ganz unsentimental und mit viel Humor", wie es in einer Mitteilung des Residenztheaters heißt. Auch in dieser Neufassung wird der Tod beschissen, den Kroetz "Boanlkramer" nennt - in Anlehnung an Kobells Schreibweise.
Der Preis, den der Brandner für gewonnenen 18 Lebensjahre zahlt, ist hoch. Denn als seine geliebte Enkelin, das Seferl, beim Almabtrieb stirbt, ist er plötzlich allein. Seine Frau ist schon vor Jahren gestorben und von seiner Tochter erreichen ihn nur noch Postkarten aus der Ferne.

Die Einsamkeit nimmt ihm alle Lebensfreude, aber die Angst vor dem Tod und vor dem, was danach kommt, ist einfach zu groß, um freiwillig auf seinen Gewinn zu verzichten und vorzeitig abzutreten. Doch der Boanlkramer, dem ein fuchsteufelswilder Petrus im Nacken sitzt, hat eine Idee: Ein Fenster im Himmel gewährt Einblick in das Paradies und ein kurzer Blick "kost ja nix"…
Für die Titelpartie kehrt auch Günther Maria Halmer ans Residenztheater zurück. Der 1967 in München geborene Film-, Schauspiel- und Opernregisseur Philipp Stölzl wird die "Gschichtn vom Brandner Kaspar" als ein "großes Bilderbuch" auf die Bühne bringen, "denn das Stück ist natürlich ein Märchen", wie es in der Szenenanweisung bei Kroetz heißt. Weitere Mitwirkende sind Michael Goldberg, Florian von Manteuffel, Elisabeth Nittka und andere.
Premiere am 14. Juni 2025 im Residenztheater, der Vorverkauf startet am 30. April