Wie sexy ist die Heimat?

Die Fotografin Ellen von Unwerth hat sich Oberbayern vorgenommen und alle Klischees lustvoll erfüllt
von  Philipp Seidel
nenne mir Ross und Reiterin! Nur: Geht hier die Post ab oder geht's zum Wildern?
nenne mir Ross und Reiterin! Nur: Geht hier die Post ab oder geht's zum Wildern? © Ellen von Unwerth / Taschen

Hier trifft gute alte Zeit auf moderne Sexyness, hier treffen die Lederhosen-Sexfilmchen auf Alpen-Glamour: Starfotografin Ellen von Unwerth hat die meist weiblichen Models (Männer sind hier eher Staffage) für ihren opulenten Bildband "Heimat" in den Bergen inszeniert. Genüsslich spielt die Fotografin alle Berg-Klischees durch, dreht die Geschlechterrollen um (hier haben die Frauen die Lederhosen an, manchmal auch edel bestickte Dirndl, manchmal auch nichts), und stellt die Alpenwelt auf den Kopf. In dieser Heimat ist die Welt noch in Ordnung: Das Holz liegt vor der Hütte, die Kühe stehen im Stall, es gibt eine Kirche, einen See, die Menschen sind kernig, die Technik ist fern, die Farben strahlen, die Dirndl leuchten, überhaupt strahlt und leuchtet alles. Wir sehen die Damen - meist bestens gelaunt - manchmal streng blickend, in dieser Kulisse posieren. In einer Bilderserie gehen die feschen Frauen aufs Oktoberfest, das in drei Monaten beginnt. "Heimat" ist eine schöne Einstimmung auf das Bayern, das die Besucher dann wieder vergeblich suchen. Und der Bildband wiegt schwer: dreieinhalb Kilo - also ein Kilo mehr wie ein Masskrug.

Ellen von Unwerth: "Heimat" (Taschen, 452 Seiten, 60 Euro), taschen.com

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.