Corona-Politik: Bayern ohne Bücher
München - Dass die Bayerische Staatsregierung kulturpolitisch wie der Elefant im Porzellanladen herumtrampelt, ist nichts Neues. Dass beim Freistaat von staatlichen Stellen in Auftrag gegebene Hygienekonzepte und wissenschaftliche Gutachten nicht viel zählen, ist ebenfalls bekannt, und deshalb ärgere ich mich heute nicht über die andauernde Schließung der Theater und Konzertsäle.
Münchner Stadtbibliothek macht ab 1. Dezember zu
In den letzten Tagen ging ein wenig unter, dass ab dem 1. Dezember die meisten Bibliotheken wieder geschlossen werden. Zwar bleibt die von Wissenschaftlern genutzte Staatsbibliothek geöffnet, die Münchner Stadtbibliothek im Gasteig und ihre Außenstellen machen wieder zu. Sie werden in normalen Zeiten von täglich über 20.000 Menschen besucht, von denen jeder mehr als ein Buch oder anderes Medium entleiht.
Die Bücher und Medien der Stadtbibliothek und anderer kommunaler Bibliotheken dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Bildung. Schüler und Studierende nutzen sie für Referate. Dass das der Staatsregierung herzlich egal ist, weiß man aus ihrer Corona-Schulpolitik. Offenbar hat in der Staatskanzlei auch niemand mitbekommen, dass in den Stadtteilbibliotheken Automaten für die Rückgabe rund um die Uhr existieren und auch sonst mühelos die Mindestabstände eingehalten werden können.
Bücher bieten schnelle Hilfe gegen Lockdown-Langeweile
Mir ist schon klar, dass im Dezember soziale Kontakte vermieden werden sollen. Aber ohne Kontakte wird einem schnell mal langweilig. Da kann eine Bibliothek schnell Erste Hilfe leisten, und zwar niederschwellig und gegen eine geringe Jahresgebühr. Denn nicht jeder kann sich alle Bücher, die ihn interessieren, in den weiterhin geöffneten Buchhandlungen kaufen. Konsum bleibt in Söders Bayern natürlich erlaubt, aber kulturelle Bildung wird maximal erschwert. Das ist nicht nur widersinnig, sondern borniert.
- Themen:
- Coronavirus
- Kultur
- Lockdown