AZ-Sternefest: Ein Fest mit vielen Bewerbungen


München - Dominik Graf müssen die Hörgänge geklingelt haben. Denn nachdem die ersten der 14 Preisträger mit ihrer glitzernden Trophäe von der Bühne gewinkt hatten, war klar: Das Sternefest der AZ ist die hochkarätigste Casting-Show der Stadt. Die Offerten flogen dem ebenfalls mit einem Stern ausgezeichneten Regisseur nur so um die Ohren: Schauspielerin Bibiana Beglau würde zu gerne mit Graf drehen, „Oh Boy“-Darsteller Tom Schilling natürlich auch – und so ging’s munter weiter bis Ehrenpreis-Träger Winfried Nerdinger der spontanen Bewerbungsrunde noch den Extrastempel aufdrückte: Er müsse leider passen. Aber nur, weil er als Pensionär wohl nicht mehr in Frage komme.
Man wird sehen, was draus wird, das launige Tête-à-Tête von Münchens Kulturszene ist bekannt für sein Beziehungsanbahnungspotenzial. Nicht nur in privater Hinsicht. Und ob für Architekturguru Nerdinger nicht doch noch eine kleine Rolle rausspringt, wird sich zeigen. Den Typus „verkrachter Architekt“ dürfte er jedenfalls mit staubtrockenem englischen Humor füllen.
In Till Hofmanns Lustspielhaus wurde aber noch ein ganz anderer Markt ausgelotet. Der heimatlose Gärtnerplatz-Intendant Josef E. Köpplinger charmierte sich mit bestechendem Ösi-Schmäh durch die Reihen: „Wer einen Raum mit 400 Plätzen zu vergeben hat, möchte sich bei mir melden!“. Vermutlich bekommt er den zigmal leichter, als Kunstminister Wolfgang Heubisch seinen heiß ersehnten Konzertsaal. Dass ihm Bavaria Luise Kinseher im quietschgrünen Jäckchen vorab Trost spenden wollte, hat sich leider nicht bestätigt. Vielmehr könnte es heftig werden für den blau-gelben Kultur-Aficionado. Nicht nur auf dem Nockherberg.
Doch was kratzt das, wenn sich Kabarett-Schlaks Claus von Wagner astrein brandenburgernd in unsere Ober-Stewardess Bundeskanzlerin Angela Merkel verwandelt und in der leeren ersten Klasse des Finanzkrisenjets gnadenlos den Absturz ignoriert? Gar nix. Man lacht. Und ist dann wieder ergriffen, als Christian „Fonsi“ Springer aus dem wahren Wahnsinn des syrischen Asylantenalltags erzählt.
