AZ-Blitzkritik: "Heute im Stadion"
Nach sieben Minuten vermeldete Christoph Deumling aus dem Studio das Wolfsburger 1:0, Endres’ resignierter Kommentar: nur ein geschnauftes „Natürlich, natürlich.“ So plätscherte die Sendung "Heute im Stadion" (Bayern 1) spannungsarm vor sich hin.
Vor Anpfiff dachte Eddi Endres noch an 2001. An die Choreographie der Bayern-Fans beim Champions League-Finale. „Heute ist Tag zum Träumen“, brüllte Radio-Reporter Endres in sein Mikro, „heute ist ein guter Tag, Geschichte zu schreiben.“ Geschrieben wurde sie auch. Allerdings nicht bei Endres in Fröttmaning. Sondern in Wolfsburg. Und weil das schnell klar war, ging es dem Bundesliga-Finale bei „Heute im Stadion“ im Radio so wie dem zerknitterten Luftballon auf dem Kinderspielplatz neben dem Biergarten, wo viele Väter neben dem Obatztn und dem Augustiner auch einen Radio stehen hatten: Die Luft war schnell raus. Studiogast Klaus Augenthaler brummelte alle Viertelstunde so ermüdet vor sich hin, als hätte ihn Deumling jedesmal aufwecken müssen. In der Pausenwerbung sprach Mario Gomez von einer Altersvorsorge, wobei es weniger um seine bevorstehende Unterschrift eines hoch dotierten Vertrages in München ging als viel mehr um die Riesterrente, während sich viele Bayern-Fans wohl eher der anderen Hör-Reklame zuwandten und am liebsten ihren anstehenden Vizemeisterschaftsfrust mit Bärwurz, Blutwurz und anderen Spezialitäten aus einer niederbayerischen Obstbrennerei hinuntergezwitschert hätten.
Gut 45 Minuten, ein Weißbier und eine Brezn später, verabschiedeten sich die Radiohörer im Biergarten in Richtung Sommerpause und noch einmal Richtung Schenke. Das Radio bleibt bis August abgedreht, dann beginnt die Spielzeit, in der die Bayern erstmals mit einem holländischen Trainer Meister werden wollen. Eine gute Saison, um Geschichte zu schreiben. Natürlich, natürlich.
Florian Kinast
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