Auch kulturelle Tradition hat ihren Preis
Bayerns Kunstminister fordert 700 Millionen für renovierungsbedürftige Kulturbauten
Als Anfang Dezember die löbliche Absicht von Horst Seehofer und seines Kunstminsters Wolfgang Heubisch ruchbar wurde, den Kongresssaal des Deutschen Museums zu einer Isarphilharmonie umzubauen, grummelte es in der Stadt und draußen im Lande. Museumsleute erinnerten an undichte Fenster, feuchte Keller und bröckelnden Stuck in den bestehenden Kulturbauten des Freistaats.
Den Eindruck, über glanzvollen Neubauten würde das Bestehende vernachlässigt, versucht Heubisch nun mit einer Gegenrechnung zu entkräften: Museen, Theater, Bibliotheken und Archive bräuchten in den kommenden Jahren für den Bauerhalt 700 Millionen Euro aus der bayerischen Staatskasse. Rund die Hälfte davon hat der Landtag bereits genehmigt. Und das sind die größten Projekte, die sich teilweise in der Planungsphase befinden:
? Die Sanierung des Gärtnerplatztheaters kostet 70 Millionen. Sie beginnt im April und soll 2015 abgeschlossen sein.
? Was mit Klenzes Marstall hinter der Oper passiert, steht noch nicht fest. Vorläufig wird nur der weitere Verfall gestoppt.
? Mit 20 Millionen unterstützt der Freistaat die Sanierung des Coburger Theaters. Geld gibt es auch für die Renovierung der städtischen Bühnen in Augsburg, Würzburg, Kempten und Aschaffenburg.
? Auch das Bayreuther Festspielhaus ist marode. Wie teuer das wird, ist unsicher. Das Projekt hat aber höchste Priorität.
? Die Sanierung des Hauses der Kunst soll 55 Millionen Euro kosten. Die Planung wird heuer beginnen.
? Die 1981 eröffnete Neue Pinakothek hat Brandschutzmängel und gilt als asbestverseucht. Geschätzte Kosten: happige 75 Millionen.
? Der erste Bauabschnitt der Sanierung des Bayerischen Nationalmuseums für 54 Millionen ist weitgehend fertig. Der zweite Bauabschnitt folgt.
? Die Risse in der Eingangshalle der Pinakothek der Moderne werden das Land rund 750 000 Euro kosten.
? Das renovierungsbedürftige Zeughaus des Neuen Schlosses in Ingolstadt soll künftig vom Bayerischen Armeemuseum genutzt werden. Das kostet rund 20 Millionen.
? Ebenfalls saniert werden die Münchner Hochschule für Musik und Theater und die Kulturinstitute in den Nazi-Gebäuden an der Arcisstraße.
? Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg und das Deutsche Museum sind öffentliche Stiftungen. Hier übernimmt der Bund ein Drittel der Kosten. In Nürnberg investiert der Freistaat 25 Millionen, in München 180 Millionen von insgesamt 400 Millionen. Ein Konzertsaal ist aber nicht im Preis inbegriffen.
Heubisch will neue Projekte wie das Regensburger Museum der Bayerischen Geschichte oder eine Isarphilharmonie nicht aus den Augen verlieren. „Kulturpolitik, die sich allein auf das Bewahren beschränkt, ist rückwärtsgewandt”, sagte der Minister, der trotz seiner Spendierhosen für Bauten als guter Liberaler am Ziel eines schuldenfreien Haushalts in Bayern festhält.