Mord an Millionärin Charlotte Böhringer: War es ein Komplott?
München - Es war einer der spektakulärsten Mordfälle Münchens: Mit 24 Schlägen wurde Parkhaus-Millionärin Charlotte Böhringer († 59) am 15. Mai 2006 in ihrem Luxus-Penthouse in der Baaderstraße am Isartor totgeprügelt. Bis heute, 13 Jahre danach, lässt der Mord und die Verurteilung von Böhringers Lieblingsneffen Benedikt "Bence" Toth (44, er beteuert bis heute vehement seine Unschuld) vielen Menschen keine Ruhe.
Auch die Münchner Society, in der sich die lebenslustige Böhringer als gute Freundin von Gräfin Beatrix von Schönburg-Glauchau und ihrer Tochter Fürstin Gloria von Thurn und Taxis bewegt hat, diskutiert immer wieder den Fall.
Mordfall Böhringer: Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Neffen?
Vor allem jetzt, wo neue DNA-Auswertungen auftauchen, die Bence entlasten könnten – und ein Wiederaufnahme-Antrag beim Landgericht München I eingereicht worden ist. Bences Anwalt Peter Witting sagt: "Wir sind überzeugt, dass bei objektiver Beurteilung unseres Vortrags nur eine Wiederaufnahme des Verfahrens in Betracht kommen kann.”
Zusätzlich zu den DNA-Spuren, die vom Gericht damals als "wesentliche" Indizien eingestuft worden waren und nun als Fehler alles ins Wackeln bringen könnten, macht ein neues Gerücht die Runde.
Hat Böhringer riesige Mengen Bargeld in ihrer Wohnung gehortet?
In der Münchner Gesellschaft wird von jeher diskutiert, ob mit dem Lieblingsneffen Bence (Motiv: Erbschaftsstreit; er soll gefürchtet haben, dass ihn seine Tante enterben wollte, weil er sein Jurastudium abgebrochen hatte) nicht ein Unschuldiger in der JVA Straubing sitzt.
Nach AZ-Informationen heißt es nun in sehr gut vernetzten Kreisen, dass Böhringer eine riesige Menge an Bargeld in ihrer Wohnung über dem Parkhaus gehortet haben soll – das sollen enge Freunde gewusst haben.
Fall Böhringer: Bilder aus der Mordwohnung
Die gebürtige Ungarin stammte aus kleineren Verhältnissen, wollte ihr Vermögen nicht ausschließlich der Bank anvertrauen. So bewahrte sie größere Summen lieber daheim auf – angeblich sogar in Plastiktüten. Von über einer Million Euro ist die Rede. Von einem klassischen Raubmord ging damals kaum jemand aus, weil im luxuriösen Penthouse – obwohl Schubladen und Schränke aufgerissen worden waren – nichts gefehlt haben soll. Der Tresor soll unberührt geblieben sein.
Mord-Komplott aus Geldsorgen?
Doch wie kann man auch wissen, dass über eine Million Euro Bargeld fehlt, wenn man nicht wusste, dass es da gewesen sein soll? Weitere Fragen stellen sich einige Mitglieder der Society: Warum war ein Freund der Ermordeten, der davor noch unter Geldsorgen gelitten hatte, plötzlich nach dem Mord zu viel Geld gekommen?
Und brachten nicht auch Hinweise aus dem Freundeskreis Böhringers die Ermittler auf die Spur zu Bence? Etwa um von sich abzulenken? Andere gute Bekannte der Parkhaus-Millionärin, die nach dem Tod ihres Mannes Oskar († 1995) allein lebte, aber nicht einsam war, sollen ebenfalls mit Geldproblemen gekämpft haben – sie sollen der Society zufolge möglicherweise finanziell von der Bluttat profitiert haben. Eine Finanzspritze als Mordmotiv? Ein Insider zur AZ: "Einige in München gehen von einem Mord-Komplott ihrer Freunde aus. Nur sie wussten, dass Charlotte so extrem viel Bargeld daheim gehabt hat – und nur sie wussten, wann genau sie zu ihrem Stammtisch gehen wollte."
Kurz davor, da sind sich die Ermittler sicher, wurde sie im Eingangsbereich ihrer Wohnung erschlagen. Von einem Auftragskiller, den die Freunde angeheuert haben sollen – so wird es getuschelt und spekuliert. Doch warum bringt er Böhringer mit 24 Schlägen um? In der Society heißt es, die Freunde hätten sich davor abgesprochen, es dem Neffen in die Schuhe zu schieben. Er soll der naheliegendste Verdächtige gewesen sein. Daher musste die Tat persönlich motiviert, nicht professionell aussehen.
Ob wilde Verschwörungstheorie, heißer Klatsch oder doch eine neue Spur, Fakt ist: Einige Freunde von Charlotte Böhringer mussten zwar im Prozess aussagen – doch selbst im Fokus der Ermittlungen standen sie alle nie.
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