Schlachthofviertel München: Es soll nur noch bis Ende März stinken
Isarvorstadt - Ekliger Verwesungsgeruch zieht seit April 2019 immer wieder durch die Straßen um den Schlachthof. Jetzt gibt die Stadt öffentlich zu: "Die Geruchsbelästigung war in den vergangenen Monaten wirklich erheblich." So sagt es Rudolf Fuchs. Der stellvertretende Referent für Gesundheit und Umwelt hat sich am Dienstagabend, auf Einladung des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA), Lokalpolitikern und Bürgern aus dem Schlachthofviertel gestellt.
"Viele waren leidgeplagt, auch das Arbeitsamt. Leider Gottes wird sich die Lösung bis Ende März hinziehen", sagt der Mann aus der Stadtverwaltung. Seine wichtigste Nachricht ist, dass der Firma Schweineschlachtung München GmbH nach dem 31. März ein Zwangsgeld droht, wenn sie ihre Abwasseranlage bis dahin nicht so umgebaut hat, dass es nicht mehr nach Fäulnis riecht.
"Die Flotationsanlage für die Abwasservorreinigung war nicht richtig dimensioniert. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass die Sache bis Ende März gelöst ist", meint Fuchs.
Anwohner im Schlachthof-Viertel sind stinksauer
Schlachthof-Anwohner Thomas Sporer entgegnet ihm sehr skeptisch: "Wir lassen uns diesen Murks nicht mehr bieten. Der Gestank kommt aus dem Gebäude der Schweineschlachtung. Das eigentliche Problem ist, dass die Firma Vinzenz Murr mit dieser alten Bude arbeitet und nicht investiert. Das Ganze stinkt zum Himmel!"
Zusammen mit Bianca-Maria Klein hat er die "Nachbarschafts-Initiative" in der Thalkirchner Straße 49 a gegründet. Klein meint erbost: "Wir werden hier verarscht. Es stinkt unerträglich. Jeder andere Betrieb würde eingestellt, aber hier..."
Rudolf Fuchs erläutert ruhig, dass eine Betriebsschließung als letzter Schritt in Erwägung gezogen würde. Man sei aber gerade dabei, das gesamte Schlachthofareal zu untersuchen. Bei einer Ortsbesichtigung vor wenigen Tagen habe man auf Dächern zum Teil kaputte Fenster festgestellt. Auch würden Türen, Tore oder Abfallbehälter von den Mitarbeitern nicht immer ordnungsgemäß geschlossen und abgedeckt. Sein Gesundheitsreferat sei in Kontakt mit der Stadtentwässerung, damit der Kanal gespült werde. Eine sinnvolle Maßnahme. Denn: "In der Tiefgarage der Agentur für Arbeit stinkt es immer", weiß Thomas Sporer.
Die Kombination aller Abwässer macht den Gestank
Jürgen Niederrainer, der für die technische Optimierung der Anlage verantwortlich ist, verspricht, dass die Abwasseranlage der Schweineschlachtung technisch besser gemacht wird. Der Bauleiter erklärt an diesem Abend den Grund des Problems: "Man hat alle Abwässer zusammengelegt, das hat zu explosionsartiger Geruchsbelästigung geführt. Es gibt keine Patentlösung."
Doch Maurer, Lüftungsbauer und Elektriker seien bereits dran: Bei Faulprozessen entstünde Ammoniak, das könne man mit Wasser "erschlagen". Andere Moleküle, die sonst noch röchen, würden mit Ozon zerstört. Zudem produziere nicht nur die Schweineschlachtung, sondern auch die Rinderschlachtung Gerüche – und auch die "Darmwäsche" auf dem Gelände.
Rudolf Fuchs verspricht, dass sein Referat ab sofort stichprobenartig kontrollieren wird, ob Schlachtabfallbehälter korrekt geschlossen sind.
Ende April wird besprochen, was die Maßnahmen gebracht haben
Anwohner erhalten in den nächsten Tagen eine Postwurfsendung mit den Kontaktdaten des Referats für Gesundheit und Umwelt. "Die Bauarbeiten werden laufend überwacht. Die Wirksamkeit der neuen Abluftreinigung muss durch eine Abnahmemessung bestätigt werden", informiert am Mittwoch die Pressestelle des Referats. Außerdem soll ein Geruchsgutachten für das Viertel erstellt werden.
Bürger und Stadtviertelgremium sind nun gespannt, ob sie im Frühjahr wieder tief durchatmen können.
Rudolf Fuchs jedenfalls hat angeboten, in der nächsten BA-Sitzung am 28. April erneut Rede und Antwort zu stehen. "Das ist super!", findet Barbara Turczynski-Hartje (SPD) aus dem BA.
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