Zum Schulterschluss kurz mal ins Treppenhaus

Zu zeigen, wie man den Mambo tanzt war die erklärte Absicht von Moderatorin Kiki Schmidt. Ihr Publikum: 380 Grundschüler aus Ziegelstein, die in den Gängen des KunstKulturQuartiers dem Ereignis im Einheits-Shirt entgegenkauerten.
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Hier im Künstlerhaus „KunstKultur-Quartier“ wurde Mambo getanzt.
az Hier im Künstlerhaus „KunstKultur-Quartier“ wurde Mambo getanzt.

NÜRNBERG - Zu zeigen, wie man den Mambo tanzt war die erklärte Absicht von Moderatorin Kiki Schmidt. Ihr Publikum: 380 Grundschüler aus Ziegelstein, die in den Gängen des KunstKulturQuartiers dem Ereignis im Einheits-Shirt entgegenkauerten.

Dazumal kam zu solchen Anlässen – Händeklatschen, Hüpfen, Drehen – der Bi-Ba-Butzemann, aber auch unter der Anleitung von Beate Höhn und ihrer Animations-Crew ging es rhythmisch schön im Kreis herum, als das regionale Kultur-Fest „tanzen!08“ sozusagen in den Jungbrunnen geschubst wurde. Die Eltern der bewegten Kids blitzten massenhaft hinein in die Gruppendynamik – und danach alterten auftretende Akteure blitzartig.

Für „Leidenschaft und Sinnlichkeit“, die da mehrfach fürs bis 19. April auch in Fürth, Erlangen und Schwabach wirbelnde Event mit Initiativ-Charme beschworen wurden, braucht es ja gewisse Reife. Das war auch in der Präsentation von zehn Spot-Portionen unterschiedlichster Tanz-Stile zu sehen, wo die Distanz zwischen Kunst und Körperertüchtigung mit Taktgefühl nicht in jedem Fall gleich groß blieb. Folklore und Step, Flamenco und Schembartlauf, Jazzdance und Bollywoodschaukel – und, prototypisch fürs überdeutliche Herren-Defizit in dieser Sparte, eine unbemannte Ballerina gab es auch. Von all dem wird in den beiden Folge-Wochen zwischen „TanzPalast“ (Nürnberg, durchgehend), „Tanz-Platz“ (4./5.4. im Zelt am Erlanger Schlossplatz), Tanz-Börse (6.4., Fürther Stadthalle) und Simultan-Spektakel „Le Bal Moderne“ (19.4. in allen Städten) noch viel zu sehen sein.

„Das Zeichenhafte in Raum und Zeit“

Im Gedränge des Auftakts, wo im Treppenhaus die Foto-Hommage an Opernhaus-Spartenchefin Daniela Kurz eröffnet wurde, präsentierte der Kunsthaus-Verein seine wortspieltriebhaft „Tranzpositionen“ genannte Auseinandersetzung zwischen dem Bildenden und dem Darstellenden. Petra Weigle beschwor „das Zeichenhafte in Raum und Zeit“, während in den „Installations“-Räumen die Zeit für Performance-Akrobatik zwischen Videowand und aufblasbarer Gummi-Insel schon angebrochen war. Das irritierende Schild „Exponate nicht berühren“ am Eingang zu exponatfreien Zonen (Schrittmuster-Markierungen am Boden luden zum Betreten ein) war dann doch kein Gag, sondern ein Überbleibsel aus der letzten Bilder-Ausstellung. Auch sowas ist Herausforderung.

Am Gang wurde unter Getöse ein langer Laufsteg mit integriertem Rollwagen aufgebaut, zum mobilen Räkeln der lebenden Girlie-Skulptur. Der Betrachter darf an Strippen hin oder her ziehen, und als Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) den handbetriebenen Pendelverkehr kurz übernahm, spottete ihr Erlanger Kollege Dieter Rossmeissl (SPD): „Wenn schon kein Transrapid, dann wenigstens ein Tanzrapid“.

Zuvor bei der Grußwort-Stafette, wo Lehner die eher sporadisch zu Gemeinsamkeiten findende „Kultur im Großraum“ mit der schmeichelhaften Parole „20 Jahre Schulterschluss“ gefeiert hatte, war ihr Schwabacher Amtsbruder Roland Schmidt mit Jugend-Erinnerungen dem Volksempfinden am nächsten. Er schilderte schreckensreiche Tanzkurs-Erfahrungen von 1968 (!) und die späte, aber bis heute wirksame Bekehrung zur entfesselten Bewegung: „Frei tanzen“, rief er aus, sei das einzig Wahre. Da werden die Besucher der acht professionellen Gastspiele (mit dem ersten Höhepunkt heute, 20 Uhr, bei Constanza Macras’ „Brickland“) auch andere Erfahrungen sammeln können. Etwa die des Fürther Fachpolitikers Karl Scharinger, der gleich mehrfach im regionalen O-Ton mit der Meldung „Dans verbinded“ erfreute. Der Titel „Die Region bewegt sich“ steht als Behauptung – ein bewegendes Ereignis sollte nun möglich sein.

Dieter Stoll

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