Zoff um Fürther Sex-Shop: Jetzt greift der OB ein
Erich Söllner soll sein Schaufenster räumen – Vibratoren sind an Ostern nicht zumutbar
FÜRTH Ein dreieinhalb Meter breites Schaufenster im ehemaligen Modehaus Fiedler erregt derzeit den Fürther Oberbürgermeister. Denn nachdem Bürgerbeschwerden eingegangen waren, fand Thomas Jung (SPD) das darin auf sündig-rotem Samt Ausgestellte nicht mehr tragbar. Es muss geräumt werden.
Die Idee selbst ist prinzipiell gut: In einem Dutzend Schaufenster des verwaisten Fiedler-Areals in der Rudolf-Breitscheid-Straße dürfen Einzelhändler im Rahmen der Aktion „Vision Fürth“ ihre Waren ausstellen – kostenlos für jeweils vier Wochen. Bis entschieden ist, ob an dieser Stelle ein Einkaufszentrum entsteht, soll so erreicht werden, dass das Gebäude weniger trostlos aussieht.
„Ich bin auch angeschrieben worden“, erklärte Erich Söllner (55), Betreiber des „Super Sex Shop“ am Königsplatz. „Schließlich zahl’ ich Steuern wie jeder andere.“ Aber nachgefragt habe er schon: „Freunde, ich bin ein Sexshop, gibt’s da Ärger?“ Nein, habe es geheißen, er sei ja in erster Linie Unternehmer. Also bestückte er die Werbefläche mit seinen Produkten: „Man sollte ja das Schaufenster dekorieren.“
"Für die Fürther ist es offenbar noch immer etwas Ungewöhnliches"
Doch Söllners spezielle Deko sorgte für Wirbel. „Obwohl man die Sachen auch in Warenhäusern kaufen kann“, sagt Söllner. Wie die Love-Cuffs – Plüsch besetzte Handschellen –, buntglitzernde Vibratoren, Kondome oder eine Peitsche. „So etwas sei an Ostern nicht tragbar“, habe ihm nun die kommunale Innenstadtbeauftragte, Karin Hackbarth-Herrmann, mitgeteilt – im Namen von OB Jung.
„Dabei hatte ich es so schön dekoriert auf rotem Samt“, ärgert sich der Sexartikel-Händler. Die Erotik-Utensilien hat er jetzt entfernt, „dabei war nicht mal eine nackte Brust auf den Packungen zu sehen“. Jeder Zeitungsstand biete weitaus Offenherzigeres...
Das Schaufenster züchtiger zu gestalten, sei nicht möglich gewesen. An Gründonnerstag will Söllner die restlichen Poster mit den nicht ganz nackten Damen entfernen. Keinen Tag eher, denn sein Vertrag läuft bis zum 15. April. „Den Sex-Laden, den ich 1999 übernommen habe, gibt’s seit 25 Jahren“, sinniert Söllner. „Für die Fürther ist es aber offenbar noch immer etwas Ungewöhnliches.“cis
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