"Ich weiß es nicht mehr": Zeugin im Hanna-Prozess sorgt für Kopfschütteln

Ein junger Mann sagt auf einer Party, er hätte eine Frau umgebracht – doch Details des Gesprächs hat die Zeugin vergessen? Das kann das Landgericht Traunstein nicht so recht glauben.
AZ/ dpa |
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Noch bis kurz vor Weihnachten verhandelt das Landgericht Traunstein den Prozess um den Tod von Hanna aus Aschau (Archiv).
Noch bis kurz vor Weihnachten verhandelt das Landgericht Traunstein den Prozess um den Tod von Hanna aus Aschau (Archiv). © Felix Hörhager/dpa

Im Mordprozess um den Tod von Hanna aus Aschau hat eine Zeugenaussage über ein angebliches Geständnis des Angeklagten für Unverständnis gesorgt. Ausgesagt hatte die Mutter einer jungen Frau, die am 17. November 2022 Freunde zu sich nach Hause eingeladen hatte, darunter auch den jetzigen Angeklagten. Ein Gesprächsthema: der Tod von Hanna in der Nacht zum 3. Oktober. Der junge Mann habe bei ihr auf der Couch gesessen, erinnerte sich die Zeugin. "Aus dem Nichts ist dann gekommen: 'Ich geb's zu, ich war's.'" Eigentlich ein schockierendes Geständnis, doch an Details kann sich die Frau auf wiederholte Nachfragen nicht erinnern. 

"Ich weiß es nicht mehr"

"Ich weiß es nicht mehr" – ein Satz, den die Frau so oder so ähnlich immer wieder sagt. Auf der Richterbank sorgt sie damit ebenso für Kopfschütteln, wie bei der Verteidigung des 23-Jährigen und der Staatsanwaltschaft. "Wissen Sie, was ich komisch finde? Sie können sich an einen Satz erinnern und an sonst nichts", sagt die Vorsitzende Richterin Heike Will. 

Zudem zitiert sie eine Aussage der Zeugin im ersten Prozess, der nach erfolgreicher Revision nun neu aufgerollt wurde. Damals habe sie noch erzählt, sie sei nach diesem Geständnis aufgewühlt und schockiert gewesen. 

"Eindruck, dass sie lügen"

Auch weitere Ungereimtheiten sprechen Gericht und Verteidigung an, etwa die Sache mit der ersten Polizeivernehmung der Zeugin. Fünf Tage nach der Party wurden ihr Fragen zum jetzigen Angeklagten gestellt, der damals bereits als Tatverdächtiger in Haft saß. Von dem Geständnis wenige Tage zuvor habe sie der Polizei nichts berichtet. "Da fällt ihnen aber nicht ein, dass er ihnen gegenüber die Tat eingeräumt hat?", fragt die Richterin. "Ich habe eher den Eindruck, dass sie lügen." 

Die Verteidigung des Angeklagten geht nicht von Mord aus, sondern von einem Unfall. (Archiv)
Die Verteidigung des Angeklagten geht nicht von Mord aus, sondern von einem Unfall. (Archiv) © Sven Hoppe/dpa

Töchter als Zeuginnen geladen

Auch die beiden Töchter der Frau sollen noch in dieser Woche als Zeuginnen aussagen. Die Ältere war mit dem Angeklagten befreundet. In früheren Aussagen hatten die Schwestern von einem Tischtennisspiel am 3. Oktober 2022 berichtet. Danach soll der Angeklagte von dem Mord an einem Mädchen in Aschau berichtet haben. Ein Umstand, der die Ermittler hellhörig werden ließ – berichtete die Presse doch erst einen Tag später. Dabei könnte es auch um die Frage gehen, ob das Gespräch wirklich schon am 3. Oktober stattfand oder doch später stattfand.

Hanna war in der Nacht zum 3. Oktober 2022 nach einer Partynacht in der Aschauer Disco "Eiskeller" tot im Fluss Prien entdeckt worden, mit vielen Verletzungen. Einige Wochen später wurde ein junger Mann festgenommen und später wegen Mordes angeklagt. Im März 2024 verurteilte ihn das Landgericht Traunstein wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von neun Jahren. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil aber wegen eines Verfahrensfehlers auf, so dass der Fall Ende September neu aufgerollt wurde. 

Die Verteidigung geht von einem Unfall aus. Die Verletzungen vor allem am Kopf und am Oberkörper zog sich Hanna ihrer Ansicht nach zu, als sie rund zwölf Kilometer im Fluss trieb. Der mittlerweile 23 Jahre alte Angeklagte ist auf freiem Fuß, da Gutachten die Glaubwürdigkeit einer wichtigen Zeugenaussage in Zweifel gezogen hatten. Das Verfahren findet aus Platzgründen im Amtsgericht Laufen statt. Kurz vor Weihnachten könnte ein Urteil fallen.

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  • keinerosarotebrille vor 6 Stunden / Bewertung:

    ...“dass Sie lügen”. Sie mit großem S, da liest wieder niemand Korrektur.

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  • Der wahre tscharlie vor 4 Stunden / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von keinerosarotebrille

    Keinerosarotebrille schreibt man so.....keine rosarote Brille.....

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