Würzburgs OB wirbt für Aufnahme von Flüchtlingen

Würzburg - Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) hat für die Aufnahme von Flüchtlingen in unsere Gesellschaft geworben. Die Zuwanderung werde Deutschland langfristig "hohen Nutzen" bringen, schrieb Schuchardt in einem offenen Brief, der am Donnerstag auf der Internetseite der Stadt zu lesen war. Der Rathauschef reagierte damit auf den "wachsenden Unmut in der Bevölkerung", der sich "in den sozialen Netzwerken und an den Stammtischen" äußere. Derzeit erregt in Würzburg vor allem ein Zelt für 200 Flüchtlinge im Stadtteil Zellerau die Gemüter.
Im Moment sähen die Leute vor allem den Aufwand für die Unterbringung der Flüchtlinge und verstünden dies als einseitige Leistung. "Kurzfristig mag dies so erscheinen. Dennoch bin ich trotz dieser Bedenken fest davon überzeugt, dass wir alle langfristig enorme Vorteile aus dieser Entwicklung ziehen werden", schrieb Schuchardt.
Der OB betonte in dem vierseitigen Schreiben, Deutschland würde schon heute ohne die Zuwanderer der ersten Generation aus der Türkei oder Italien nicht mehr funktionieren. Diese hätten sich selbst finanziert und einen unverzichtbaren Beitrag zur Wertschöpfung und Finanzierung der sozialen Systeme geleistet. In Zeiten des demografischen Wandels, weiter niedriger Geburtenraten und in vielen Branchen fehlenden Nachwuchses "sind wir dringend auf Zuwanderung angewiesen, damit unser Arbeitsmarkt und unsere umlagefinanzierten Sozialsysteme auch in der Zukunft stabil bleiben".
Auswanderer seien vielfach hochmotivierte Menschen, die sich in einem fremden Land eine Existenz aufzubauen wollten. Er treffe viele Flüchtlinge, die "studierte Köpfe, IT-Fachleute, Ingenieure und andere qualifizierte Fachkräfte" seien. "Gerade von diesen Männern und Frauen werden wir langfristig profitieren."