Interview

Würzburger Uni-Professor beschäftigt sich mit Ufos: "Kaum mehr belächelt"

Ein Professor aus Würzburg will Ufos aufspüren. Ein Gespräch über Außerirdische, eine Sichtung seines Vaters und "Besuch".
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Aktuell: eine "Ufo"-Föhnwolke, von der Sonne gerötet, in Bursa, Türkei.
Aktuell: eine "Ufo"-Föhnwolke, von der Sonne gerötet, in Bursa, Türkei.

Würzburg - AZ-Interview mit Hakan Kayal: Der 57-Jährige ist Professor für Raumfahrttechnik und Vorsitzender des Interdisziplinären Zentrums für Extraterrestrik (IFEX) in Würzburg.

AZ: Herr Kayal, wie reagieren Menschen darauf, wenn Sie erzählen, dass Sie sich beruflich mit Ufos beschäftigen?
Hakan Kayal: Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, die meisten reagieren interessiert und finden, dass das Thema wissenschaftlich erforscht werden sollte. Es wird kaum mehr belächelt.

"Am deutschen Himmel passiert scheinbar wenig"

Das US-Militär hat vor wenigen Tagen einen neuen Ufo-Bericht herausgegeben. Warum gibt es so etwas in Deutschland nicht?
Ich denke, das liegt daran, dass in Deutschland scheinbar – aber auch nur scheinbar – weniger am Himmel passiert. In den USA und auch in anderen Ländern wird häufiger über UAPs berichtet (Unidentified Aerial Phenomena; d. Red.). Das bedeutet jedoch nicht, dass sich in Deutschland nichts tut und es kann durchaus sein, dass sie vermehrt in Deutschland auftauchen könnten. Ich denke, bevor das passiert, sollte man darauf vorbereitet sein und sich nicht davon überraschen lassen.

Hakan Kayal
Hakan Kayal © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

In dem US-Bericht heißt es, dass 171 neu ausgewertete Sichtungen nicht genauer bestimmt werden konnten. Was könnte denn theoretisch dahinter stecken?
Wir reden hier nicht über Fehldeutungen wie Vögel, Ballons oder Flugzeuge zum Beispiel. Wir reden nur über den Anteil, der wirklich nicht aufgeklärt werden kann. Es gibt hier drei Kategorien. Erstens: geheime irdische Technologien. Die zweite Kategorie sind natürliche Phänomene, die wir noch nicht kennen. Es könnten aber auch – drittens – Signaturen von außerirdischen Intelligenzen sein. Meiner Meinung nach könnte auch eine Kombination aus allen drei Möglichkeiten vorkommen.

Gibt es Leben im Universum?

Gerade hat eine ungewöhnliche Wolkenformation in der Türkei für Aufsehen gesorgt – und die Ufo-Gerüchteküche brodelte. Woher kommt die Faszination für außerirdische Sichtungen?
Weil wir uns als Menschheit fragen, ob es Leben im Universum gibt. Mikrobielles Leben wäre an sich schon genug, aber intelligentes Leben zu finden, hätte sehr große Auswirkungen auf Wissenschaft und Gesellschaft. Deswegen sind wir empfindlich dafür, wenn wirklich etwas dieser Vorstellung entsprechen würde.

Glauben Sie, dass es solches Leben außerhalb der Erde gibt?
Ich kann mir das sehr gut vorstellen – wann und ob wir das entdecken, wissen wir noch nicht.

Wie muss man sich Ihre Arbeit an der Universität Würzburg vorstellen?
Was UAPs betrifft: Wir entwickeln intelligente Sensorsysteme, die den Himmel abscannen und versuchen, Phänomene oder Objekte zu detektieren.

Diese Szene stammt freilich aus einem Film: ein gigantisches Ufo über New York in "Independence Day".
Diese Szene stammt freilich aus einem Film: ein gigantisches Ufo über New York in "Independence Day". © picture-alliance / dpa

Intelligente Sensorsysteme finden Himmelsphänomene

Am bayerischen Himmel oder wo?
Wenn wir einen gewissen Reifegrad mit den Sensorsystemen erreichen, würden wir sie an Stellen auf der ganzen Welt aufstellen, wo mehr über solche Phänomene berichtet wird. Aber dafür brauchen wir viel Geld, ja, Millionen – das geht nur mit Fördermitteln oder Spenden. Man braucht das Geld vor allem für Mitarbeiter, die Software-Entwicklung und gleichzeitig für die Hardware wie Spektrometer, Teleskope und so weiter. Im uns bisher möglichen Rahmen kaufen wir schon kleinere Systeme, parallel wollen wir Anträge stellen und hoffen auf Forschungsmittel in den nächsten ein, zwei Jahren.

Ihr Vater hat schon mal ein Phänomen beobachtet. Haben Sie klären können, was das war?
Das ließ sich nach so vielen Jahren – es war in den 70ern – nicht mehr klären. Aber die Schilderungen hörten sich wie ein klassisches Ufo an. Mein Vater hat es mit bloßem Auge gesehen und war davon völlig überrascht – er konnte es nicht fotografieren, hatte keine Kamera dabei. Er war vorher nicht an dem Thema interessiert – es war plötzlich einfach da. So ist es übrigens häufig, dass Menschen davon berichten, die vorher nie im Leben daran gedacht haben.

Faszination von Vater geerbt

Was hat Ihr Vater beobachtet?
Er beschrieb ein gleichmäßig gleitendes Objekt von der Größe des Mondes etwa, aber ohne extreme Beschleunigung oder Flug-Manöver.

Wäre letzteres typisch?
Ja, dass es zum Beispiel aus dem Stand wegflitzt oder sich schnell bewegt und dann um die Ecke fliegt. Also Flugprofile, die uns für normale Flugobjekte unmöglich erscheinen. Meistens sind die Objekte zudem lautlos oder mit einem leisen Summen unterwegs.

Es sieht aber nicht immer wie eine fliegende Untertasse aus, oder?
So sehen viele aus, aber es wird auch über zylindrische Formen berichtet, über ovale, runde, dreieckige. Häufig sind sie hell oder weiß, das bedeutet aber nicht, dass es nicht auch dunkle Objekte gibt.

1954: eine vermeintliche fliegende Untertasse in Großbritannien.
1954: eine vermeintliche fliegende Untertasse in Großbritannien. © picture alliance / dpa

Wie würden Sie reagieren, wenn Sie selbst etwas beobachten würden?
Ich würde versuchen, möglichst viele Daten zu sammeln. Aufschreiben, Fotos und Videos aufnehmen. Das Ziel müssen objektive Daten sein, die sich wissenschaftlich auswerten lassen.

Ufo-Forschung wird kaum mehr belächelt

Wenn man in Deutschland etwas sichtet – an wen könnte man sich wenden?
Es gibt in Deutschland zwei, drei Vereinigungen, die sich seit Jahrzehnten damit beschäftigen und auch Meldestellen haben. Wir arbeiten mit dem Verein GEP zusammen. Aber auch bei uns bei IFEX werden immer mehr Fälle direkt gemeldet.

Vielleicht trauen sich mittlerweile mehr, wenn man nicht mehr dafür belächelt wird...
Genau so ist es! Ich bekomme auch immer häufiger Meldungen, die in der Vergangenheit liegen. Nach dem Muster: Ich habe mich vorher niemandem davon erzählen trauen, aber wenn sich jetzt eine Universität damit beschäftigt, sage ich es. Genauso erhalte ich aktuelle Meldungen, die eine Woche alt sind. Viele davon sind sicherlich leicht mit gewöhnlichen Objekten zu erklären, aber es können auch interessante Sachen dabei sein.

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Was denken Sie: Werden wir auf der Erde erst außerirdischen "Besuch" bekommen oder werden wir zuerst Leben außerhalb der Welt finden? Sprich: Wer wird schneller sein?
(lacht). Das kann ich so nicht beantworten. Beides kann jeden Moment passieren. Es kann sein, dass wir erstmal primitives Leben entdecken - auf dem Mars zum Beispiel. Und umgekehrt: Wenn intelligentes Leben außerhalb der Erde existiert, kann es hier auftauchen. Gleich nach diesem Telefonat oder in 100 Jahren.

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