"Würde nur Verlierer kennen": US-Autozölle treffen bayerische Industrie hart
Die von den USA angekündigten zusätzlichen Zölle auf Autos und zentrale Autoteile bereiten der bayerischen Industrie Sorgen. Sowohl für die beiden großen hiesigen Autohersteller als auch für wichtige Zulieferer sind die Vereinigten Staaten ein wichtiger Markt, auf dem sie durch die Zölle an Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnten, wie die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) befürchtet.
BMW hat mit seiner Kernmarke und Mini im vergangenen Jahr 397.652 Fahrzeuge in den USA verkauft. Das waren gut 16 Prozent des Gesamtabsatzes der Münchner. Einen Teil davon produzieren sie allerdings vor Ort: 2024 waren es im Werk Spartanburg in South Carolina insgesamt 396.117 Autos aus dem SUV-Bereich.

225.000 davon mit einem Wert von gut zehn Milliarden Dollar gingen allerdings wieder in andere Märkte. Das macht BMW zwar einerseits nach eigenen Angaben am Wert gemessen zum größten Fahrzeugexporteur der USA, andererseits könnten die Münchner so auch von möglichen Gegenzöllen getroffen werden.
Handelskonflikt "würde nur Verlierer kennen"
Dementsprechend betont man bei BMW den Wert des Freihandels: "Wir sollten über weniger statt mehr Handelshemmnisse diskutieren", sagt ein Sprecher. "Davon würden auch die Verbraucher auf beiden Seiten des Atlantiks profitieren." EU und USA seien die größten Handelspartner der Welt. "Ein Handelskonflikt zwischen diesen Wirtschaftsräumen würde nur Verlierer kennen."
Auch für Audi sind die USA ein wichtiger Markt. Vergangenes Jahr wurden dort 196.576 Fahrzeuge des Herstellers ausgeliefert, das waren knapp zwölf Prozent des weltweiten Absatzes der Marke.
Längst nicht alle in die USA exportierten Autos der beiden Marken kamen allerdings aus Bayern - die Hersteller haben schließlich auch andernorts Werke. Zahlen zu den konkreten Handelsströmen der Branche aus Bayern heraus nennt die vbw: 2024 wurden demnach Autos im Wert von 8,1 Milliarden Euro aus Bayern in die USA exportiert. Das waren knapp 20 Prozent der Auto-Ausfuhren aus dem Freistaat. Bei Auto-Teilen waren es 1,2 Milliarden - ein Anteil von gut 9 Prozent an den Ausfuhren.
vbw rät EU zu "selbstbewusstem und geschlossenem" Handeln
Die vbw rät angesichts der Bedeutung des Marktes zu Besonnenheit: "Es ist klar, dass die EU auf Strafzölle selbstbewusst und geschlossen reagieren muss", sagt Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. "Allerdings muss sorgfältig überlegt werden, welche Mittel zielführend sind. Gegenzölle dürfen nur als letztes Mittel eingesetzt werden, ein Zollwettlauf kennt nur Verlierer" betont er.
Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnt vor immensen wirtschaftlichen Folgen der angekündigten US-Autozölle. Die Zölle, die Anfang April in Kraft treten sollen, stellten eine erhebliche Belastung sowohl für die Unternehmen als auch die eng verwobenen globalen Lieferketten der Automobilindustrie dar, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Sie hätten negative Folgen für Verbraucher, auch in Nordamerika.
"Werden Wachstum und Wohlstand kosten": Autoindustrie warnt vor US-Zöllen
"Die Konsequenzen werden Wachstum und Wohlstand auf allen Seiten kosten", sagte Müller. Zusätzliche Zölle hätten erhebliche negative Auswirkungen auf die Exporte aus der EU in die USA, träfen aber auch die US-Wirtschaft. Müller forderte umgehende Verhandlungen zwischen den USA und der EU über ein bilaterales Abkommen. "Auch wären Gespräche über gesetzliche Regelungen, Normen und Zertifizierungen wünschenswert – dies würde für beide Seiten des Atlantiks Vorteile bringen und die Effizienz auf beiden Seiten erhöhen", sagte die Verbandspräsidentin.