Diese drei Biere aus Bayern sind weltweit an der Spitze

Zwei Sieger kommen aus der Nähe von München. Doch insgesamt fällt im Ranking des World Beer Cups auf: Es reicht für den Freistaat und Deutschland seltener für ganz vorne. Woran liegt's? Ein Jury-Mitglied packt aus.
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Ein Maßkrug, daneben ein Lebkuchenherz.
Ein Maßkrug, daneben ein Lebkuchenherz. © imago

Wer braut die besten Biere der Welt? Welches hat Gold verdient? Und welche Silber und Bronze? Beim renommierten Wettbewerb World Beer Cup geht eine Jury Jahr für Jahr genau dieser Frage nach. In einer Vielzahl an Kategorien, die man als Laie sehr wahrscheinlich noch nicht alle im Glas hatte.

Kürzlich war es wieder so weit, in Indianapolis (USA) verköstigten, testeten und bewerteten die internationalen Experten die eingereichten Biere (insgesamt über 8000), bis die besten der jeweiligen Kategorie gefunden waren.

Schaut man sich die lange Gewinner-Liste genauer an, fällt auf: Nur ein Bier aus Deutschland hat Gold geholt. Insgesamt landen „nur“ vier heimische Biere auf dem Treppchen, drei davon sind aus Bayern.

In der Kategorie Munich-Style Helles gewinnt ein Bier aus Rheinland-Pfalz 

Die höchste Auszeichnung – Gold – gibt es in der Kategorie „Smoke Beer“ für das Weiherer Rauch der Brauerei Kundmüller aus Vireth-Trunstadt. Die Brauerei liegt im Landkreis Bamberg.

Für das Ayinger Urweisse der Brauerei Aying Franz Inselkammer gibt es Silber in der Kategorie South German-Style Bernsteinfarbenes Weizen. Auch bei der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan hat man Grund zum Anstoßen. Der Weizenbock Vitus erhält Bronze in der Kategorie „South German-Style Weizenbock“. Der vierte Gewinner (Bronze) aus Deutschland ist das Hachenburger Hell aus der Westerwald-Brauerei H. Schneider. Ein bisserl tragisch: Gewonnen hat das Bier aus Rheinland-Pfalz die Kategorie Munich-Style Helles.

Man könnte fragen: Warum setzt sich hier kein Bier aus dem Freistaat durch? Und warum sind es insgesamt dieses Jahr nicht mal eine Handvoll Gewinner aus Deutschland? 2024 holten noch zwölf Biere einen der drei ersten Plätze, darunter dreimal Gold. 2023 gab es fünf Gewinner aus Germany, 2022 elf.

Josef Schrädler, Direktor der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan, teilt der AZ mit, dass es „sehr schwer“ sei, sich bei solchen Wettbewerben durchzusetzen. „Es wurden auch in 2025 wieder über 8000 Biere eingereicht – und in der Brauwelt gibt es großartige Produkte von leidenschaftlichen Brauerinnen und Brauern.“

„Gewinnt man hier also Edelmetall, gehört man zum Besten"

Deswegen freue man sich umso mehr über die Auszeichnung. „Für uns ist eine Medaille beim World Beer Cup ein besonderer Erfolg.“ Es gebe je Kategorie genau eine Gold-, eine Silber- und eine Bronzemedaille. „Gewinnt man hier also Edelmetall, gehört man zum Besten, was die Welt an Bier zu bieten hat.“ Seine Einschätzung: „Unser bayerisches Bier ist ein Dauerbrenner – aber die Welt schläft nicht!“ Es gebe „überall auf dem Globus sehr gute Biere, die bei den Wettbewerben vollkommen zurecht ausgezeichnet werden“.

Walter König vom Bayerischen Brauerbund sitzt seit 2005 selbst in der Jury des World Beer Cups. Auch in diesem Jahr war er in Indianapolis dabei. Er sagt der AZ: „Es ist das kleinste Ergebnis, das wir als deutsche und bayerische Brauwirtschaft nach Hause getragen haben, seit es den World Beer Cup gibt.“

Dieser wurde 1996 ins Leben gerufen. Aber an der Qualität der Biere lag es seiner Meinung nach nicht. Sondern: „Die Rahmenbedingungen haben sich sehr geändert.“

Weihenstephaner Markenbotschafter Matthias Ebner (M.) bei der Preisverleihung in Indianapolis.
Weihenstephaner Markenbotschafter Matthias Ebner (M.) bei der Preisverleihung in Indianapolis. © Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan

Seine Erklärungen fürs maue Ergebnis - Nummer eins: „Anfangs hat es keinen anderen Bier-Wettbewerb gegeben. Der World Beer Cup war der einzige große, weltweite Wettbewerb.“ Auf der ganzen Welt etablierten sich allerdings nach und nach weitere Konteste „mit der Folge, dass die Einsendungen beim World Beer Cup, insbesondere der deutschen Brauereien, namhaft zurückgegangen sind“.

Es haben weniger deutsche Brauereien teilgenommen

Sprich: Es haben weniger deutsche Brauereien teilgenommen, die genaue Zahl wird geheimgehalten. König sagt im Gespräch: „Wenn weniger eingesendet wird, werden es auch weniger Medaillen.“ Zudem finde der World Beer Cup mittlerweile jedes Jahr statt, nicht mehr nur alle zwei Jahre. Die Teilnahme kostet Geld. Auch das könnte zu etwas Zurückhaltung führen.

Seine zweite Beobachtung: „Brauereien nehmen lieber an europäischen Wettbewerben teil.“ Zum Beispiel am European Beer Star, auch wenn das bedeutet, dass man nicht den begehrten Titel „Weltbestes Bier“ abstauben kann.

Der Grund ist aus Königs Sicht ein praktischer: Muss man das Bier für die Teilnahme erst durch die halbe Welt befördern, kann das Nachteile mit sich bringen. Das Bier müsse lang im Vorfeld und weit verschickt werden, möglicherweise stehe es zeitweise nicht optimal gekühlt sowie dunkel herum. „Dann kann es natürlich sein, dass die Biere aus Amerika, die kürzere Wege haben, geschmacklich einen Vorteil haben.“

Weniger Deutsche in der Jury

Ein dritter Faktor könnte sein, dass weniger Deutsche in der Jury saßen. „Es waren so wenige Deutsche in der Jury wie noch nie“, sagt König. Würde wie früher an jedem Jury-Tisch ein Deutscher sitzen, könne dieser den anderen etwa die Charakteristika eines Münchner Hellen besser verdeutlichen.

Seine Erklärung Nummer vier: „Die Qualität der Biere, die in aller Welt gebraut werden, ist mittlerweile sehr hoch.“ Er fügt an: „Kein Wunder, wenn die Leute zur Ausbildung nach Weihenstephan geschickt werden und wenn die Brauereien ihre Rohstoffe und ihre Brautechnik in Deutschland einkaufen - weil wir eben bei allen Sachen führend sind.“

Er veranschaulicht es weiter: „Wenn ein in Weihenstephan ausgebildeter Braumeister in Amerika oder Japan mit deutscher Technik und deutschen Rohstoffen ein schönes Pils macht - ja, warum soll das nicht eine Gold-Medaille gewinnen?“

Eine „tolle Bestätigung für unseren Braumeister"

Diejenigen, die trotz der erschwerten Bedingungen auf dem Treppchen landen konnten, dürfen sich also ruhig doppelt freuen. Der Brauereidirektor Helmut Erdmann von der Brauerei Aying teilt der AZ auf Anfrage mit: „Natürlich macht es eine kleine, mittelständische Brauerei wie die unsrige stolz, wenn sie bei einem der prestigeträchtigsten Wettbewerbe in der Bierbranche eine Medaille gewinnt.“

Die Auszeichnung sei eine „tolle Bestätigung für unseren Braumeister Bernhard Neunhoeffer und seine ganze Brauer-Mannschaft“. Deren Arbeit, Können und Begeisterung sieht er als die Geheimzutaten für die Auszeichnung. Genauso nennt er die „ausschließlich regionale Ausrichtung bei der Auswahl unserer Zutaten“ als Teil des Erfolgsrezepts.

„Die Braugerste kommt zu 100 Prozent von Landwirten aus der Region um Aying.“ Der Aromahopfen stamme aus der Holledau und „beim Wasser können wir auf eigene Brunnen zurückgreifen, aus denen wir reines, eiszeitliches Mineralwasser aus rund 180 Meter Tiefe fördern“.

Und das mundet in Aying offenbar genauso wie in Indianapolis.

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