Wo sollen unsere Kinder eigentlich noch spielen?

Benötigt werden doppelt so viele Flächen wie derzeit. Doch Sozialreferent Prölß (SPD) muss gegen Widerstände ankämpfen.
von  Abendzeitung
Je intensiver das Rot, desto höher das Defizit an Spielplätzen: Vor allem die dicht besiedelten Stadtteile sind betroffen.
Je intensiver das Rot, desto höher das Defizit an Spielplätzen: Vor allem die dicht besiedelten Stadtteile sind betroffen. © Stadt Nbg

Benötigt werden doppelt so viele Flächen wie derzeit. Doch Sozialreferent Prölß (SPD) muss gegen Widerstände ankämpfen.

NÜRNBERG Alarmstufe rot! In Nürnberg fehlen in fast allen Stadtteilen Spielplätze. Das zeigt die Karte aus dem Sozialreferat. Hier dominieren die intensiven Rot-Töne, die auf das Defizit aufmerksam machen. Doch statt schnellstmöglich neue Spielplätze zu bauen, gibt’s Widerstände aus der Bevölkerung. So organisieren Anwohner derzeit in Ziegelstein einen Aufstand gegen ein Projekt im Stadtteil. Doch nicht nur dort gibt es Proteste wegen der Lärmbelastung durch spielende Kinder. Immer wieder muss Sozialreferent Reiner Prölß (SPD) um Verständnis werben. „Dabei ist Kinderlärm doch unsere Zukunftsmusik!“

Doch wo sollen die 36.800 Kinder (bis 15 Jahre) in einer Stadt spielen, in der nicht einmal die Hälfte der benötigten Spielplätze vorhanden ist? Der Bedarf ist rechnerisch mit 3,4 Quadratmeter pro Einwohner festgelegt. Aufs Stadtgebiet hochgerechnet bedeutet das, dass es Spielplätze mit einer Fläche von 1,7 Millionen Quadratmetern geben müsste.

Doch die Realität sieht anders aus: Gerade mal 807.000 Quadratmeter listet die Spielplatzstatistik auf! Am Hasenbuck fehlen z. B. fast 90.000 Quadratmeter (das ist die Fläche von zwölf Fußballfeldern!), in Johannis 78.000, in Glockenhof 71.000 und in Ziegelstein besteht ein Defizit von 31.000 Quadratmetern!

Weitere 6,6 Millionen Euro wären notwendig

„Innerhalb des Mittleren Rings ist es schwierig, in den dicht besiedelten Stadtteilen Flächen für Spielplätze zu finden“, sagt Prölß. Und gibt zu, dass es hier schwer sein wird, die Ziele kurz- oder mittelfristig zu erreichen. „Aber langfristig wollen wir die Flächen zur Verfügung stellen. Denn der öffentliche Raum gehört auch den Kindern!“

Freie Flächen sind das eine. Die Finanzierung ist das andere. Bis 2012 sind zwar im Stadthaushalt 3,63 Millionen Euro für Neubau und Sanierung von Spielplätzen und Spielhöfen (das sind Schulhöfe, die nach Unterrichtsende für alle Kinder geöffnet sind) vorgesehen. Pro Jahr sollen vier bis sechs Anlagen aus diesen Pauschalen finanziert werden. Doch das Geld reicht bei weitem nicht aus, um alle Pläne zu realisieren. Dazu wären, so hat Prölß aufgelistet, weitere 6,6 Millionen Euro notwendig. Betroffen sind davon drei Dutzend Neubau- und Sanierungs-Projekte, die wegen der klammen Kassenlage wohl nicht in Angriff genommen werden können. mir

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